Albert Gottlieb Methfessel an Friedrich Kind in Dresden
Rudolstadt, Mittwoch, 8. Januar 1823

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Sr. Wohlgebn.

Herrn Hofrath Fr. Kind

frei                              Dresden

Herrn Hofrath Kind in Dresden.

Sie sind, mein theurer Freund, in der neusten Zeit so auffallend kurz und kalt gegen mich gewesen (was ich nicht zu verdienen glaube) daß ich fast angestanden hätte, Ihnen eine Eröffnung zu machen, die die Veränderung meines jetzigen Wohnortes, wie die gänzliche Wandlung meines Schicksals betrifft. – Ich gehe nämlich, nach reifer Uiberlegung, zu Ende dieses Monates nach Hamburg, wo mir ein Kreis von Freunden und Familien eine so freundliche Unabhängigkeit bereitet hat, daß ich in ungestörter Muße einige Jahre der Ausarbeitung größerer Werke mich hingeben kann, mit der sichern Aussicht auf eine feste Anstellung, die ich vor der Hand aus Gründen nicht einmal sogleich wünsche. Ich debütire mit der Composition u. Aufführung einer Cantate für die Feier des hanseatischen Vereins (16.März)*, und alle Auspicien sind überhaupt so günstig, daß ich mit Recht hoffen darf, für die Menschen wie für den Künstler ein | neues Leben aufblühen zu sehen. Mein hiesiges Verhältniß war in mancher Hinsicht wohl sehr begünstigt und freundlich zu nennen, doch aber nicht geeignet, dem freien Aufschwung meiner Phantasie Raum zu geben, auch war eine Verändrung meines Wohnortes überhaupt sehr rathsam und erwünscht. In Hamburg hoffe ich vielseitige Befriedigung meiner Wünsche, u. so gehe ich denn mit der freudigen Hoffnung dahin, recht bald von dort aus einige Werke in die Welt zu senden, wie ich sie hier, wegen unverwindlicher Zersplitterung meiner Zeit, hier zu leisten nicht im Stande war.

Intereßirt Sie mein Thun u. Treiben noch ferner, so werde ich mit wahrer Freude von Hamburg aus, sobald ich dort einigermaßen warm geworden bin, Ihnen etwas Ausführliches über meine Lage mittheilen. | Ich erwarte aber deshalb Ihren ausdrücklichen Wunsch, damit ich Sie nicht vielleicht mit Sachen incommodire, die kein Intereße für Sie haben. Doch das fürchte ich nicht, und hoffe deshalb auf Ihre Bestätigung.

Sollten Sie nun neuerlichst irgend eine Ihrer Arbeiten, Oper, Lied oder Schauspiel mit Gesang pp für mich abgeben können, so erbiete ich mich mit Freuden zu einer begeisterten Behandlung derselben. Da ich mit dem Theaterdirectorium in H. in genauer Beziehung stehen werde, so würde die Realisierung I etwaiger Pläne leicht seyn. Ihre Ella haben Sie, wie ich lese, schon an Marschner gegeben. Ist Ihnen eine doppelte Bearbeitung nicht unangenehm, oder durch Contracte unmögl. gemacht, so ließe sich wohl ein Versuch machen.

Benachrichtigen Sie doch Weber persönlich von meiner Veränderung, u. grüßen ihn, wie die Ihrigen und sonstige Freunde (Winkler, Schulz pp) recht herzlich von mir.

Ewig Ihr Sie liebender
AMethfeßel
/ Ich darf wohl um Mittheilung
beifolgender Notiz in der A.Z.* bitten? /

Apparat

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Prof. Dr. Götz Methfessel

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek, Handschriftenabteilung (D-Dl)
    Signatur: Mscr. Dresd. App. 60, 119

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (3 b. S.)

Textkonstitution

  • „fast“über der Zeile hinzugefügt
  • „überhaupt“über der Zeile hinzugefügt
  • wegen„aus“ durchgestrichen und ersetzt mit „wegen
  • „hier“durchgestrichen
  • „vielleicht“über der Zeile hinzugefügt
  • „Ihrer“über der Zeile hinzugefügt
  • zu„für“ durchgestrichen und ersetzt mit „zu
  • „I“durchgestrichen

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