Carl Maria von Weber an Friederike Türcke in Berlin
Prag, Samstag, 14. Oktober 1815

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An

Madame

Friederike Türcke

Wohlgebohren

zu

Berlin.

Obere Wallstrasse

No: 8

Liebe Freundin!

Heute nur wenige Zeilen als Antwort auf Ihre beyden Briefe vom 5t Juny den ich durch Freytag d: 15t September erhielt. und vom 28t 7ber den ich d: 5t 8ber erhielt. Da habe ich neulich wegen der Adresse beym S: Exellenz dem Grafen Kolowrath zu Mittag gegeßen*, ihn um die Adreße seines Vetters gefragt*, er wollte mir sie geben, und dann hat er’s doch vergeßen.      Wollen Sie einen Brief richtig besorgt haben so schikken Sie ihn nur mir. auf Jeden Fall bekommen Sie auch die Adresse.      Einestheils ist es mir ganz Recht daß Sie nicht mit der Kysting nach Prag gekommen sind, denn ich hätte mich sehr geärgert, wenn es geschehen wäre, und ich wäre nicht da gewesen. die herzliche Theilnahme die Sie in Ihrem Briefe aussprechen thut mir recht wohl, und erkenne ich dankend. Aber Sie wißen schon wie das Künstler Volk ist das immer in der PhantasienWelt lebt, es ist nie zufrieden. und einestheils mag das auch gut sein, als ewiger Sporn das beßere zu suchen. Es ist brav das Riekchen so fleißig ist, und sich dadurch eine schöne Selbstständigkeit erringt.      Ich hoffe daß Sie die Mode des Zahn- u. Kopfreißens schon wieder aufgegeben haben, und nach Ihrer glüklichen Gewohnheit, gesund sind. auch ich kann gar nicht klagen, ich müste denn so ungerecht sein, einen armen Schnupfen für etwas zu rechnen. Wegen Ihrem schlechten logis bedaure ich Sie von Herzen, denn ich weis was das für eine Qual für Jemand ist, der seine Ruhe und sein Glük in seinen 4 Pfählen sucht. Wenn die dann auch noch finster aussehen, so mag der Gukuk lustig bleiben.      Mein Quartier [wäre] lustig genug, desto langweiliger bin ich aber.

daß man viel über Brühl schimpft, ist ganz in der Regel. bey so einer neuen Regierung glaubt jeder daß nun das was er sich wünschte geschehen wird, da es nun unmöglich ist, es allen Leuten recht zu machen, so erzeugt das eine Menge Unzufriedner, die am Ende gar das Alte Schlechtere zurükwünschen weil sie es schon gewohnt waren.      Da man von Kysting nie eine Antwort bekömt, so bitte ich Sie ihm beyliegende Anweisung zu übergeben, und mir dann auch zu berichten ob H: Freytag diese und die vorige bezahlt hat, und ich nun endlich meine Schuld dem guten Kysting abgetragen habeT. 1000 freundliche Grüße und Dank, dem faulen Schreiber dazu. die künftigen Zahlungen habe ich an Beer angewiesen.

Freytag ist fleißig und verspricht besonders ein sehr braver Klavierspieler zu werdenT.

Nun leben Sie wohl und froh liebe Türkin. herzliche Grüße an Riekchen, Toll, meine liebe Koch und alle Bekannten von Ihrem alten Freund
Weber

Apparat

Zusammenfassung

Austausch über Berliner Bekannte; betr. Zahlungen an Kisting

Incipit

Heute nur wenige Zeilen als Antwort auf Ihre beyden Briefe

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: N. Mus. ep. 1538

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2. b. S. einschl. Adr.)
    • Siegelspur und -loch
    • Zusatz (von frd. Hand) am Briefkopf: Nro 11.

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Hirschberg77, S. 61–62 (Nr. 12)

Textkonstitution

  • „… lustig bleiben. Mein Quartier wäre“Wort durch Siegelverklebung unleserlich, mutmaßliche Ergänzung

Einzelstellenerläuterung

  • „… Grafen Kolowrath zu Mittag gegeßen“Laut Tagebuch am 6. Oktober 1815.
  • „… die Adreße seines Vetters gefragt“Unklar, welcher Vetter von Graf Kolowrat-Liebsteinsky gemeint ist. Infrage kommen Johann Karl Graf Kolowrat-Krakowsky (1748–1816) und Philipp Franz Graf Kolowrat-Krakowsky (1756–1819/24).

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