Carl Maria von Weber an Caroline Brandt in Prag
Leipzig, Samstag, 5. April bis Sonntag, 6. April 1817 (Nr. 37)

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Guten guten Morgen, mein guter Hammel!

Wie geht es dir? bist du frisch, gesund und heiter wie es das gar schöne Wetter verlangt? ich hoffe zu Gott, ja, denn es sind ja auch wieder ein paar Tage weniger, als bis zu Michaeli. Gestern früh 5 Uhr bin ich mit Wohlbrük abgereißt von Dresden und nach einer sehr angenehmen glüklichen Fahrt Abends 8 Uhr hier angekommen. Mein guter alter Kistner, im Hotel de Baviere hatte eine herzliche Freude, Wohlbrük wohnt bei seinem Director, dem H. Küstner, und um 10 Uhr lag dein Mukenkönig im Bett und schlief wie ein Oz, nachdem er vorher den Muks mit der Papier Rolle gebußt und gesegnet hatte. ja, ja, hab ihn mit eingepakt, und heute früh auch schon begrüßt. Ist mir jezt gar lieb und theuer das Bild, und wenn ich ihn so angutt den alten Muks, so denke ich immer, ja!, der wahre ist doch hübscher, und dann freue ich miß. ist schade daß es nicht so klein ist, daß ich es immer bei mir tragen könnte. Nun muß es wenigstens überall mitreisen. Liebe, gute Lina, ich möchte ein Bußel haben! bin schon so schön glatt rasirt, es würde dir recht gut schmetten, gelt?

So weit war ich gestern, als ich gestört wurde und nicht wieder dazu kommen konnte mit meiner geliebten Lina zu plaudern, jezt muß ich aber den Brief vollenden und wenn des H. Sarastro Löwen kämen. Habe gestern Vormittag eine Legion Visiten gemacht wegen meinem Concert, oder vielmehr wegen der KantateT. Mittags aß ich bei H. Hofrath Küstner, der mit großem Enthusiasmus von dir sprach. zu dem hätte ich dich nicht in Dienst gehen, oder so lange bleiben laßen als in dem Prager Looß. wurde natürlich erschreklich viel vom Theater geschwazt, es ist unterdeßen eines erbaut worden in 4 Wochen vom Grund aus fix und fertig wo ein H: Petermann spielen wird, bis die große Gesellschaft ihre Vorstellungen anfängt*. ich werde es heute besehen. – Nachmittags um 3 Uhr hatte ich schon Probe mit den Chören von der Kantate, die zum verwundern schnell gut giengen. dann gieng ich in die Konzert Probe des heutigen Konzertes um mehrere Musiker zu sprechen, und Abends war ich bei Dr: Wendlers, wo ich viel gespielt und gesungen habe, und einen recht fröhlichen musikalischen Abend verlebte. deine Gesundheit wurde gehörigst getrunken, und ich mußte hoch und theuer versprechen dich ja bald einmal den Leipzigern zu bringen. ich sagte, ja hätte ich sie nur erst selber, so wäre ich froh. Das gute rechtschaffene Wort Geduld!!! muß doch wieder hervorgesucht werden, es hilft nichts. Könnte ich es nur auch in dem Sinn schreiben wie die lezten 2 Monate, wo ich immer ein ganz pfiffiges fröhlich verstektes Lächeln dazu machte wenn ich es schrieb, vontwegen der Ueberrumplung! aber jezt ists damit niz! und müßen die 5 ½ Monat geduldig ausgehalten werden.      Ich sehe dich im Geiste mein vielgeliebter Muks wie du jezt handthierst. hast erschreklich viel zu thun, das alles zu besorgen einpakken zu laßen zu versenden, dabei zu spielen, auszuziehen pp greif dich nur nicht zu sehr an alter Schneefuß, damit du noch fetter wirst, und überhaupt hüte dich vor Ärger und zu vielem spielen, schone dich, hörst du! ich muß einen gesunden Muks haben, denn – – nun ich bin schon still, wäre mir bald die Frau Czăpek herausgefahren, aber ich spreche gewiß nicht von ihr, – na siehst du! du lachst doch! – – Wie habt ihr der Dr:in Namenstag* verlebt. wart ihr lustig?

Mein guter Muks wird wohl ein bischen traurig gewesen sein und nicht viel Spaz gemacht haben. Nun muß ich noch 3 Tage warten bis ich weiß wie | es dir geht, und wie mein armes Muks zu Muthe ist, der wieder so allein am Tische hotten und freßerln muß. du wirst wohl nicht viel zu Hause sein hoffe ich, als zum einpakken, und wenn Gott das schöne Wetter erhält, so wird der Garten die herrlichste Wirkung thun.

Ei so wollt ich daß der Bliz alle Besuche holte. da komt schon wieder einer, du mußt schon mit diesem kurzen Leipziger Brieflein vorlieb nehmen, der nächste komt schon wieder von Dresden.

     

Nimm dafür die Länge unserer Liebe, die mit Gottes Hülfe noch 10 Meilen über die Ewigkeit hinaus reichen soll, ich drükke dich herzinniglichst an mein treues liebendes Herz, Gott segne dich + + + sei froh und heiter und fett, grüße mir meine guten Drs. die Mutter und Grünbaums und behalte so lieb wie dich liebt dein ewig treuer
Carl

Millionen Bußen

Apparat

Zusammenfassung

Bericht über Reise nach Leipzig mit Wohlbrück, wohnt im Hotel de Baviere, Wohlbrück bei Küstner; wird das neue Theater anschauen, in dem ein Herr Petermann spielen wird bis die große Gesellschaft die Vorstellungen anfängt; Nachmittag Probe von den Chören in Kampf und Sieg; abends Einladung bei Dr. Wendler, dort viel gespielt; fragt nach der Feier ihres Namenstages

Incipit

Guten guten Morgen, mein guter Himmel! Wie geht es

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. II A a 2, Nr. 6

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. o. Adr.)
    • am unteren Rand der Versoseite von F. W. Jähns mit Tinte: „Carl Maria von Weber an seine Braut. Eigenhändig.“

    Provenienz

    • vermutlich zu jenen 60 Weber-Briefen gehörig, die Max Maria von Weber Anfang 1854 an Friedrich Wilhelm Jähns verkaufte; vgl. Max Jähns, Friedrich Wilhelm Jähns und Max Jähns. Ein Familiengemälde für die Freunde, hg. von Karl Koetschau, Dresden 1906, S. 403

Textkonstitution

  • „als“überschrieben

Einzelstellenerläuterung

  • „… große Gesellschaft ihre Vorstellungen anfängt“Beginn der Vorstellungen unter Küstners Direktion am 26. August 1817.
  • „… habt ihr der Dr:in Namenstag“2. April.

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