Carl Maria und Caroline von Weber an Friederike Koch in Berlin
Dresden, Montag, 9. März 1818

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Meine gute Köchin!

Wie viele Freude haben Sie uns durch das herrliche Werk Ihrer Hände*, der Gegenstand der Bewunderung der ganzen weiblichen Welt – gemacht, – und welches Leid durch den trüben finstern Sinn, der aus den nach folgenden Zeilen spricht. Muß ich denn schon wieder zanken? wo ich so gerne nichts thun als loben und danken möchte?      Wir können jezt das schöne Blumenwesen nur mit Wehmuth ansehen, und wenn ich nicht wüste daß oft der Buchstabe noch schwärzer mahlt als die Wirklichkeit, ich würde sehr traurig sein. Aber so wollen wir es nicht machen. Weg mit Schwanenlied und dergl: heiter ins Leben hineingestochen, Ihr Weiber mit der Nadel, wir Männer manchmal mit Lanze und Schwert, wie’s Noth thut.      Kommen Sie hübsch auf ein paar Monate zu uns, und bringen Sie ihre Glükwünsche gehörig mündlich an, und helfen Sie uns vergnügt sein*.      ich bin wirklich ein recht glüklich und zufriedener Mann. Mein gutes Weib ist eine so thätige emsige Hausfrau geworden, und fühlt sich darinn so heiter und glüklich, daß kein Gedanke an die früher errungenen Loorberen störend erscheint. Wer so in voller Kraft, und mit eigenem Willen abtritt, kann gerne darauf zurük sehen.      Ich habe viele Arbeit auch manchen Verdruß, aber auch viele Freude, und jederzeit Ruhe und Beruhigung in meinem Hause.

Von meiner Reise* läßt sich nicht viel sagen, sie war in keiner Art sehr wichtig, aber nöthig und oft sehr angenehm. bei meiner Zurükkunft d: 20t December 1817. stürmten alle verhaltenen Geschäfte auf mich ein. dazu kam die Nothwendigkeit eine große Meße zu schreiben. Eine Arbeit der ich gerne den Stempel der wahren Andacht aufdrükken wollte die in mir lebt, und zugleich durch die Entwiklung des gesamelten Kunstdenkens soviel Werth geben wollte als in meinen Kräften liegt. diese leztere ganz auf einen Punkt vereinigend, mied ich alles was mir von Außen störend begegnen konnte, und nur die unausweichlichen DienstGeschäfte wurden besorgt.

Gestern ist nun diese Meße zum 1t male aufgeführt worden, und hat gewirkt, wie ich es hoffte.      Gott hat das Beginnen gesegnet, und ich kann wohl sagen, daß ich etwas gutes gemacht habe. | daher mein Schweigen, seit Reise und Zurükkunft. nun kommen wieder für einige Tage die Freunde in ihre Rechte, und dann geht’s wieder an größere Arbeiten für die Welt.

Zanken muß ich auch noch daß Sie nicht erlaubt haben, die bedeutenden Auslagen mit tragen zu dürfen. Sie wollen aber nicht, und ihr Wille geschehe. sagen muß ich Ihnen aber daß die 2 Frid: dor nicht bei dem Pakete waren. hat es die gute Türk vergeßen? oder sind sie auf der Post verlohren? Wenn auch Gustchen Seebald ein faules Gustchen ist, so soll sie doch freundlich gegrüßt sein, aber noch beßer Krausens, und alle meine vielen lieben unvergeßlichen Freunde, mein Lichtenstein, Wollank, Jordans*, Hellwigs pppppp[.] Gott erhalte Euch alle Gesund, und schenke Ihnen liebe theure Freundin, Kraft und Heiterkeit. geht es nur einigermaßen, so komen Sie in die heitere Dresdner Luft, Schönes Grün und offene Arme erwarten Sie.

Immer
Ihr treuer Freund
Weber.

[Nachschrift von Caroline von Weber:]

Laßen Sie mich beste Freundin gleich mit den letzten Worten meines guten Mannes beginnen, und Ihnen aus vollen Herzen zurufen: ja komen Sie zu uns, in die offnen Arme ihrer Freund[e]! und laßen Sie mich Ihnen mündlich sagen wie unentlich viel Freude mir ihr liebes Geschenk gemacht hat. Ganze Stunden habe ich davor gestanden und die herliche Arbeit bewundert, jedes Frauenzimer was zu mir kömt muß meine Freude theilen, und ihr Lob strömt aus aller Munde. Hätte mir nur Weber nicht gesagt: daß Sie traurig und höchst unzufrieden wären! wenn ich jetzt mit meinen guten Mann die herlichen Blumen betrachte, so sprechen wir oft von Ihnen, aber imer mit dem herzlichen Bedauren, das auf Ihren LebensWege nicht auch so schöne Blumen blühn, was Sie doch so sehr verdienten; dann fällt uns aber auch immer ein, Sie einmal ihren Berliner Freunden zu entführen, und was deren Liebe und Freundschaft nicht vermag, einmal mit Dresdens herlichen Gegenden, und nebenbey auch mit unserer Liebe zu versuchen, villeicht gelingt es uns Sie theure Freundin zu erheitern;

– nun komen Sie bald zu Ihren Sie liebenden Freunden. Nochmals 1000 Dank. Lina

Apparat

Zusammenfassung

bedankt sich für Geschenk der Koch; lädt sie herzlich nach Dresden ein; Privates; berichtet über Messkomposition nach Rückkehr von Hochzeitsreise und über Aufführung der Messe; Grüße an die Berliner; NS von Caroline: bedankt sich ebenfalls und lädt nochmals nach Dresden ein

Incipit

Wie viel Freude haben Sie uns durch das herrliche Werk

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. II A e, 20

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (2 b. S. o. Adr.)
    • mit Nachschrift v. Caroline von Weber

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Virneisel/Hausswald, S. 84–85 (ohne Nachschrift Carolines)

Textkonstitution

  • r„s“ überschrieben mit „r

Einzelstellenerläuterung

  • „… das herrliche Werk Ihrer Hände“Laut Tagebuch haben Webers am 12. Februar 1818 einen bestickten Stuhlkissenbezug von der Koch erhalten.
  • „… helfen Sie uns vergnügt sein“Friederike Koch besuchte die Webers in Dresden bzw. Hosterwitz vom 11. Juli bis 10. September 1818.
  • „… Von meiner Reise“Hochzeitsreise Ende 1817.
  • „… Lichtenstein , Wollank , Jordans“Fraglich, ob Pierre Antoine und Pauline Jordan oder Pierre Jean und Wilhelmine [Friedel-]Jordan gemeint.

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