Carl Maria von Weber an Johann Ludwig Casper in Berlin
Dresden, Mittwoch, 1. August 1821

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S. Wohlgebohren

Herrn Dr: Casper

praktischen Arzt.

unter den Linden 25.

Berlin

frey.

Wohlgebohrner Herr Dr:

Im Begriff nach Schandau zu fahren*, wo meine Frau das Bad gebraucht, erhalte ich Ihre freundlichen Zeilen vom 28t July und eile Ihnen wenn auch nur in wenigen Worten auszudrükken, wie sehr mich Ihre gütige Theilnahme erfreut, und mit welcher dankenden Herzlichkeit ich sie zu würdigen weis.

Partitur und Buch können nach Pesth abgehen*, sobald die dortige Direktion den Revers gefälligst übersendet, und ein Honorar* von Vierzig Ducaten in Golde genehmigt. ich hoffe nicht daß dieser Preiß den schon andere Provinzial Theater bewilligten, einer so bedeutenden Bühne als die Pesther ist, zu hoch sein wird.

Mit Wien* selbst ist das so eine Sache. – die herrliche Stadt, mit solchen Kunstkräften, regem Gefühle, und kindlichem Sinn begabt, hat Theaterverwaltungen die in musikalischer Hinsicht in dem übelsten Rufe von der Welt stehen. Man behauptet daß besonders der so treffliche Weigl nichts aufkommen laße. Wenn man seit einer Reihe von Jahren das Repertoire des Kärtnerthores ansieht – so – –.

Das Schlimste ist, daß das Wiedner Theater, schon vor sehr langer Zeit einmal meine Oper begehrte. auch das Buch erhielt*, dann fanden sich allerley Anstände, und ich ließ die Sache | einschlafen. Nun mag ich sie aber doch deßhalb nicht gerne der Hoftheaterdirektion anbieten. verlangte sie sie aber von mir so hätte ich natürlich die Wahl sie zu geben wenn ich wollte, und Niemand könnte es mir verdenken wenn ich das Hoftheater vorzöge.

Laßen Sie mich hoffen, geehrter Freund daß Sie künftig auch ohne gerade so bestimte Veranlaßung die Feder ergreiffen wollen, um mich etwas von sich hören zu laßen, und glauben Sie mich mit herzlicher freundschaftlicher Achtung Ihren freundlichst ergebenen
CMvWeber

Apparat

Zusammenfassung

Partitur und Buch des Freischütz könnten nach Pest abgehen, sobald ein Revers übersendet sei; mit dem Angebot nach Wien sei er im Zweifel, da das Wiedner Theater schon einmal das Buch der Oper erhalten habe, ohne sich zu rühren und er daher nicht einfach das Werk der Hoftheaterdirektion anbieten wolle

Incipit

Im Begriff nach Schandau zu fahren, wo meine

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Hamburg (D), Literaturwissenschaftliches Seminar der Universität (D-Hls)

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (3 b. S. einschl. Adr.)
    • Siegelrest
    • PSt: DRESDEN | 2. Aug. 21.

    Provenienz

    • Stargardt, Der Autographensammler, N. F. Jg. 4, Nr. 3 (September 1954) [= Nr. 515 der Gesamtfolge], Nr. 584
    • Hauswedell Kat. 85 (11./12. Nov. 1949), Nr. 301

    Einzelstellenerläuterung

    • „nach Schandau zu fahren“Weber besuchte seine Frau, die in Schandau zur Kur war, vgl. Kom. Brief an Kind vom 1. August 1821. und Tagebuch, 2. bis 4. August 1821.
    • „nach Pesth abgehen“Das handschriftliche Libretto sandte Weber am 8., die Partitur (als Nr. 8 im Ausgabenbuch, verloren) am 9. Dezember 1821 ab, vgl. Tagebuch.
    • „Honorar“Weber hat später selbst nach Pest geschrieben und dieselbe Summe verlangt, vgl. Tagebuch, 9. Oktober 1821, sich dann aber mit 30 # begnügt, vgl. Tagebuch, 2. November 1821. Den Empfang des Honorars vermerkte er am 2. Dezember 1821 im Tagebuch. Der Freischütz hatte am 13. Mai 1822 in Pest Premiere.
    • „Wien“Zur Vorgeschichte der Wiener Freischütz-Aufführung vgl. Kom. Brief an Friedrich Kind vom 31. Mai 1821.
    • „… begehrte. auch das Buch erhielt“Vgl. dazu auch den Kommentar zu Webers Brief an F. Kind vom 31. Mai 1821 sowie den Brief an I. F. von Mosel vom 8. August 1821.

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