Carl Maria von Weber an Christian Heinrich Stobwasser in Berlin
Dresden, Donnerstag, 25. Oktober 1821

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Herrn

C: H: Stobwasser

Wohlgebohren

im eigenen Hause. Wilhelmstraße

Berlin

Frey.

Welche freudige Ueberraschung, mein verehrter Freund gewährte mir das treffliche Nießekraut Staubschachtel Dakel Vieh Tonspiel*.      Herr Grünbaum hatte mich schon lüstern darnach gemacht*, aber diese Ausführung übertraf doch meine Erwartung, und bewährt aufs neue Ihre schon anerkannte Phantasie und ErfindungsVermögen.      Die Riesenperson steht vor mir auf dem Schreibtische, und nöthigt mir bei jeder Prise ein herzliches Lachen ab. dieß ist schon hohen Dankes werth, denn in der Regel paßirt bei mir nicht viel was mir ein erheiterndes Lächeln abgewänne.      da ich nun eben an einer komischen Oper schreibe, so wird die Dose von unbezweifeltem Einfluß auf meine Arbeit sein, und wenn Sie nun hinwiederum später diese Oper hören, so können Sie ganz füglich bei manchem vielleicht erheiternden Gedanken eine Art von Mit-Vater-Recht gelten machen.

Uebrigens haben Sie mich durch Ihre Güte mir die Dose zum Geschenk zu machen, beschämt.      Auch ohne dieß wäre sie mir stets ein liebes Andenken an Sie gewesen. Auf diese Weise darf ich nun künftig nicht wieder mit einer Idee, oder Bestellung komen, oder muß es dann klüger machen, mich an die Handlung halten, und den Gebieter und Schöpfer derselben links liegen laßen.

Bedankt sollen Sie aber schönstens sein, und wenn Sie einmal den Bären brauchen könen, so disponiren Sie über den dankbaren Pez. Mit herzlicher Freundschaft
Ihr
CMvWeber
Dresden d: 25t 8b 1821.

Apparat

Zusammenfassung

bedankt sich ausführlich und in amüsantem Stil für eine Dose (Nasenkraut Staubschachtel Dakel Vieh Tonspiel), die nun von Einfluss auf seine komische Oper sein werde

Incipit

Welche freudige Ueberraschung mein verehrter Freund

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Leipzig (D), Universitätsbibliothek, Bibliotheca Albertina (D-LEu), Sammlung Kestner
    Signatur: I.C.II.437

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (2 b. S. einschl. Adr.)

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Unger, Max, „Von Bach bis Brahms. Ungedruckte Briefe und Schriftstücke deutscher Meister, mitgeteilt und erläutert von Dr. Max Unger (Leipzig)“, in: Neue Musik-Zeitung, Jg. 38, Heft 3 (1917), S. 37 (mit Adresse)

Textkonstitution

  • oder„und“ überschrieben mit „oder

Einzelstellenerläuterung

  • „… Nießekraut Staubschachtel Dakel Vieh Tonspiel“Vgl. Tagebuch 19. Oktober 1821.
  • „… mich schon lüstern darnach gemacht“Therese Grünbaum hatte vom 19. bis 27. September 1821 am Leipziger Theater gastiert; danach waren Grünbaums am 29. September in Dresden eingetroffen. J. F. Grünbaum dürfte die Schnupftabackdose von Stobwasser in Leipzig (auf der Messe?) gesehen haben.

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