Mittwoch, 13. Mai 1812
Berlin

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d: 13t früh zu Dryberg gegangen. Er sagte mir daß
alles mit meiner Oper gut gehen würde. und machte mir
verschiedene Bemerkungen. ich hasche nach Effekten,
das Instrumentale sey dies Brillanteste Seite, die Sing-
stimmen zuweilen vernachläßigt, und ein Stükk sähe dem
anderen ziemlich ähnlich, so daß eine gewiße Eintönigkeit
Seitenumbruch sich über das Ganze verbreite. an den ersten Bemerkungen
finde ich viel wahres, mein Abu Haßan, ist bey weitem
klarer und gediegener, und eine neue Oper die ich schreibe
wird gewiß höchst einfach, und mit weniger Aufwande
Effektuirt. manche Stükke, die erste Arie des Rudolpt
und die der Mechtilde. haben durch das Streichen derselben
ihren ursprünglichen Musikalischen Zusammenhang verlohren,
und sind nun bunt geworden, pp die Instrumentation
ist freylich stärker als ich sie jezt machen würde, aber
doch um nichts mehr als eine Mozartsche pp beladen.
die lezte Bemerkung, machte mich sehr traurig, weil
ich ihre Wahr oder Unwahrheit nicht beurtheilen kann.
Sollte ich keine Mannigfaltigkeit der Ideen besizzen, so fehlt
mir offenbar Genie, und sollte ich mein ganzes Leben
hindurch all mein Streben allen meinen Fleiß alle meine
glühende Liebe einer Kunst geopfert haben, zu welcher
Gott nicht den ächten Beruf in meine Seele gelegt
hätte? – diese Ungewißheit macht mich höchst un-
glüklich. um keinen Preiß möchte ich in der Mittelklaße
von den 1000 und 1000 Compositeurleins stehen, kann ich
nicht eine hohe, eigne Stuffe erklimmen, möchte ich
lieber gar nicht leben, oder als Klavier Profeßionist
mein Brod mit Lectionen zusammen betteln. –
doch ich will meinem Wahlspruch keine Schande machen,
Beharrlichkeit führt zum Ziel – ich werde streng
über mir wachen, und die Zeit wird mich und die Welt
belehren ob ich mit Nuzzen diese ächte aufrichtige
Meinung benuzt habe. – – –

Mittag zu Hause. vorher Charl: O. und dann zu Mar:
Brief von Gänsb. erhalten nebst Notiz. über WienT
Mlle Voitus besucht. dann in Figaro* und zu Gabain
bis 1 Uhr. Wiegenlied* mit Brumstimmen*, Heigels Todten
feyer
pp gesungen.
Aufführung von Rungenhagen und
Grell, von meiner Mutter ihre Müzze.

Musik zu H: Beers Geburtstag comp:

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|8. gr
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Apparat

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Dagmar Beck
Kommentar
Dagmar Beck; Frank Ziegler

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (D-B)
    Signatur: Mus. ms. autogr. theor. C. M. v. Weber WFN 1

    Provenienz

    • Umwandlung der Dauerleihgabe in eine Schenkung durch Hans-Jürgen Freiherr von Weber am 15. November 1986
    • bis 1986 in Familienbesitz (seit 1956 bereits als Dauerleihgabe in der Berliner Staatsbibliothek)

    Einzelstellenerläuterung

    • diesrecte „die“.
    • „… dann in Figaro“Vorstellung im Schauspielhaus.
    • „… Gabain bis 1 Uhr. Wiegenlied“Evtl. Webers gleichnamiges Lied.
    • „… 1 Uhr. Wiegenlied mit Brumstimmen“Bocca chiusa / Brummstimme: Summen mit geschlossenem Mund.

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