Aufführungsbesprechung Prag, Ständetheater: Bericht über die Engagements von Johann August Stöger und Georg Gned

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Theater.

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Prag. Neue und sehr vortheilhafte Acquisitionen für unsere Oper sind die Herren Stöger und Gned. Der erstere, eine der schönsten und kräftigsten Tenorstimmen, die wir seit längerer Zeit gehört haben, berechtigt uns zu den schönsten Erwartungen für die ¦ Zukunft unserer Oper, zumahl wenn er mit Ernst und festem Willen sich bestrebt, auch in mimischer und declamatorischer Hinsicht das nachzuhohlen, was ihm noch abgeht. Er betrat unsere Bühne bisher als Prinz in Aschenbrödl, Johann von Paris, Jacob in der Schweizerfamilie, Montigny in Sargines, Carl VII. in Agnes Sorel, Basil in Figaro, Thalberg in dieß Haus ist zu verkaufen, und Carlo in Aline, Königinn von Golkonda, und der Beyfall in Bezug auf seinen Gesang nahm mit jeder Vorstellung zu. Was die Darstellung bestrifft, so ließ er, besonders in Agnes Sorel, sehr viel zu wünschen übrig, und vorzüglich wäre ihm eine reinere Aussprache des Teutschen anzuempfehlen.

Herrn Gned hat eine recht angenehme Baßstimme, und wenn gleich diese nicht so voll und kräftig ist, als jene des Herrn Siebert, so hat er dagegen den Vorzug vor letzterm, daß sein Vortrag reiner und herzlicher ist, und daß er die Individualität dessen, was ihm die Natur gewährt, nicht so verkennt und sich wohl vor unnützen Schnörkeln hütet, die dem Basse so durchaus nicht zusagen. Als Schauspieler ist er sehr brav, besonders in herzlichen und rührenden Rollen, wo sein Ausdruck vom Herzen kommt und zum Herzen spricht. Er gab zuerst den Richard Boll in der Schweizerfamilie, und erfreute sich, ohne herausgerufen zu werden, des innigsten Beyfalls aller Musikkenner. Seine zweyte Rolle war Johann Schneck in den Schwestern von Prag, den er nicht halb so gut gab; gleichwohl wurde er mit furore hervorgerufen, weil er in einer Falsette-Arie aus Trajan in Dacien die individuelle Vellutische Singmanier recht drollig copirte. Seine dritte Rolle war Braun in dieß Haus ist zu verkaufen. Auch hier hatte er wieder Sopranpartien und gefiel dem Publicum besser als die Oper selbst, die sich wohl nicht sehr lange auf dem Repertoir erhalten dürfte.

Herr Bayer, für den wir schon sehr zu fürchten Ursache hatten, ist uns und der Kunst wieder geschenkt, und hat im Laufe des vergangenen Monaths nach längerer Zeit als Graf Essex die Bühne wieder betreten, und seitdem mehrere Rollen mit gewohnter Kraft und verdienter Theilnahme gespielt. S – –

Apparat

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Jakob, Charlene

Überlieferung

  • Textzeuge: Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt, Jg. 8, Nr. 93 (3. August 1816), S. 386

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