Carl Maria von Weber an Johann Philipp Samuel Schmidt in Berlin
Dresden, Donnerstag, 26. November 1818
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Absolute Chronology
Preceding
- 1818-11-23: to Schlesinger
- 1818-11-26: from Schlesinger
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- 1818-11-26: to August
- 1818-12-10: from Schlesinger
Direct Context
Preceding
- 1817-07-17: to Schmidt
- 1817-07-10: from Schmidt
Following
- 1819-01-19: to Schmidt
- 1818-12-14: from Schmidt
Geehrter Freund! Zürnen Sie nicht über mein langes Schweigen, das stets nur die Folge überhäufter unausweichlicher Arbeit ist. Auch heute nur einige Worte, die Ihnen anzeigen sollen, daß morgen wieder die Proben von Ihrem Fischermädchen anfangen*. Ich hatte sie gleich nach meiner Ankunft in der Stadt vorgenommen, mußte sie aber aus mancherlei Rücksichten unterbrechen; nun soll die Oper aber noch vor dem Anfange unserer Weihnachtsferien /: den 12ten Oktober :/* in Scene gehen.* Der Himmel gebe seinen Segen dazu; an unser aller Eifer soll es nicht fehlen.
Meine Jubelkantate und Jubeloverture werden herauskommen; erstere mit einem noch allgemeiner brauchbaren zweiten Text vom Prof. Wendt. An meiner Jägerbraut‡ habe ich seit Jahr und Tag keine Note schreiben können; hingegen arbei|te ich jetzt an einer zweiten Messe zur Jubelhochzeit unsers Königspaares im Januar 1819.
Zu der Alpenhütte soll später schon Rath werden*. Ich freue mich, daß Ihre Arbeiten sich verbreiten. Können Sie gelegentlich die Direktion in Koppenhagen auf meine Silvana und Abu Hassan aufmerksam machen, so stehen erstere für .... und letztere für ....* Duc. denselben zu Diensten*.
Silvana wird zum Neujahr auf Verlangen des Königs hier gegeben*. Der Tod der trefflichen guten Harlas hat Sie gewiß auch tief erschüttert; mich unendlich. Meine Messe wird nun wohl bald in Berlin daran kommen, so viel mir hier der H: Graf Brühl sagte*.
Vergelten Sie nicht Gleiches mit Gleichem, sondern lassen Sie mich bald wieder etwas von sich hören; ich brauche wahrlich Erheiterung durch Freundes Theilnahme und die Berührungen‡ nach Aussen.
Grüssen Sie mir alle Bekannte und Freunde höflichst und denken Sie freundlichst an Ihren Freund Weber.
Editorial
Summary
Schmidts Oper Das Fischermädchen solle nun in Szene gehen; berichtet über seine kompositorischen Arbeiten; bittet, die Kopenhagener Direktion auf seine frühen Opern aufmerksam zu machen; erwähnt Tod der Harlas und Druck seiner Messe
Incipit
“Zürnen Sie nicht über mein langes Schweigen”
Responsibilities
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Tradition
-
Text Source: Copy: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Shelf mark: Mus. ep. C. M. v. Weber Varia 6, Nr. IPhysical Description
- Kopie von unbekannter Hand (spätestens 1847) aus dem Besitz von Aloys Fuchs mit Annotationen von Friedrich Wilhelm Jähns (Bleistift)
Corresponding sources
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Caecilia Bd. 8 (1828), S. 167–168
Text Constitution
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“… Wendt . An meiner Jägerbraut”Der Kopist machte hinter diesem Wort ein Anmerkungszeichen und notierte am unteren Rand „Freischütz.“ F. W. Jähns hat dies noch zusätzlich mit Blei unterstrichen.
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“en”added inline
Commentary
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“September”recte “November”.
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“1813”recte “1818”.
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“… den 26. September 1813 .”Die Jahreszahl 1813 wurde bereits von Friedrich Wilhelm Jähns mit der Anmerkung (Blei) „Die Composition desselben [des Freischütz] begann erst März 1817“ auf 1818 gändert. Dass der Kopist hier zusätzlich offensichtlich Webers „9br“ fälschlich als September gelesen hat, korrigierte er nicht. Das Tagebuch bestätigt einen Brief an Schmidt am 26. November 1818.
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“… Proben von Ihrem Fischermädchen anfangen”Einen ersten Probenzyklus hatte es bereits vom 17. bis 21. Oktober gegeben, ein neuer begann am 27. November 1818 (vgl. Tagebuch).
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“… den 12 ten Oktober :/”Hierbei muss es sich um einen Übertragungsfehler von Aloys Fuchs handeln, der wahrscheinlich „Xbr“ fälschlich als Oktober gelesen hat. Die Weihnachtsferien begannen am 12. Dezember 1818.
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“… .... und letztere für ....”Lücken in der Vorlage.
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“… Duc . denselben zu Diensten”Der Abu Hassan kam erst am 11. März 1824 in Kopenhagen zur Aufführung, die Silvana zu Webers Lebzeiten gar nicht.
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“… Verlangen des Königs hier gegeben”In Dresden fanden laut Tagebuch zwischen dem 20. Oktober und dem 4. Dezember 1818 Einstudierungsproben für die Silvana statt; in der Konferenz vom 6. Dezember wurde die Premiere dann aber zugunsten der Camilla verschoben und schließlich ganz zurückgestellt. Erst Anfang 1821 gab es erneut Überlegungen, das Werk in Dresden ins Repertoire aufzunehmen, weshalb Weber im Brief vom 16. Januar an Brühl wegen eines Gastspiels zweier Tänzerinnen, die in Berlin 1813/14 die Silvana (Wilhelmine Gemmel, Name der 2. Tänzerin unbekannt) sowie deren Spiegelbild (in der Spiegelszene) getanzt hatten, anfragte. Ein ähnlicher Brief ging am 8. Februar an den Berliner Theatersekretär Teichmann. Schließlich scheiterte diese Planung an den zu hohen Gagenforderungen der Tänzerinnen; vgl. Webers Tagebuchnotiz vom 23. Februar 1821.