Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater: “L’Adeline” von Generali und “l’Inganno felice” von Rossini am 3. Januar 1818

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Am 3. Januar 1818. L’Adelina, von Generali, und zum erstenmal: l’Inganno felice, von Rossini. Zum erstenmal wurden zwei Opern, jede von einem Akt, an einem Abend gegeben. Diese Einrichtung hat manches für und manches wider sich. Unstreitig ist es nicht gut, wenn kürzere Opern durch eingelegte Musikstücke verlängert werden um einen Abend auszufüllen; man fühlt dies erzwungene Dehnen und das Interesse verliert sich, welches sie zusammengedrängter erweckt haben würden. Doch ist es nicht zu läugnen, daß zwei Opern, wenn auch kurze, für einen Abend leicht zu lang werden, und den Eindruck mindern, den jede einzelne machen würde, besonders wenn sie nicht in ganz verschiedenem Styl geschrieben sind. Eine müßte ganz ächt komisch seyn; wenn die Aufmerksamkeit nicht ermüden sollte. Aeußerst angreifend für die Sänger, besonders für die Primadonna, bleibt diese Einrichtung immer. Genußreicher wäre es wohl, wenn an denen Abenden, die zur Aufführung solcher kurzen, oft sehr lieblichen Opern, bestimmt wären, die nahverwandten Künste der Zeit einen reichern Inhalt gäben, ohne sie zu überfüllen. Da wir hier so selten vollstimmige Concert-Musik hören, so wäre es da gewiß allgemein erfreulich, wenn bisweilen einer der trefflichen Tonkünstler der königl. Kapelle ein Concert spielte, oder alle sich vereinten und vor der Oper eine der herrlichen, großen, berühmten Symphonieen von Beethoven ausführten, die man in Dresden noch lange nicht alle gehört hat. Bisweilen ¦ könnten da wohl auch von denen Sängern, die gerade nicht in der Oper singen, kleine Cantaten gesungen werden, deren es so manche giebt, die man hier noch nicht kennt, oder einzelne auserwählte Musikstücke aus solchen Opern, deren Aufführung mit zu großen Schwierigkeiten verbunden ist. Unerschöpflich reich wäre dies Quelle des Genusses, und die dabei so leicht zu bewirkende Mannigfaltigkeit würde stets die regste Theilnahme erwecken. Bisweilen könnte wohl auch die mimisch-plastische Kunst so einen Abend verschönern, und ein paar sinniggeordnete Tableaux der Oper folgen.

Doch, genug der Wünsche, und nur noch ein Wort über den heutigen Abend.

Die Adelina wirkte so, in ihrer wahren Form, weit ergreifender, als wie wir sie voriges Jahr hörten. L’Inganno felice ist eine höchst gefällige Oper, fließend, lieblich und ausdrucksvoll geschrieben. Die Ouvertüre ist originell, in der ganzen Musik häufte der Compositeur die Mittel nicht, wußte aber überall die gehörige Wirkung ohne betäubenden Lärm mit Leichtigkeit zu erreichen. Ausgeführt wurde sie mit Geist, Sorgfalt und Liebe, und jedes stand ganz an seiner Stelle. Das schöne Flötensolo bei der ersten Arie des Herzogs, wurde vom Kammermusikus Prinz vortrefflich ausgeführt. Es ist nicht zu läugnen, daß manche Anklänge aus dem Tancred durch diese Musik wehen, dies kann nicht fehlen bei einem Compositeur, der mehr danach strebt, nur lieblich und gesangvoll, statt charakteristisch zu schreiben. Rossini bleibt stets in der Musik mehr ein anmuthiger Colorist als ein großer Zeichner.

C.

Editorial

Summary

Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater: “L’Adeline” von Generali und “l’Inganno felice” von Rossini.

Creation

Responsibilities

Übertragung
Albrecht, Christoph; Fukerider, Andreas

Tradition

  • Text Source: Abend-Zeitung, Jg. 2, Nr. 7 (9. Januar 1818), f 2v

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