Richard Strauss to Hans von Bülow
Saturday, April 7, 1888

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[…]
Mit dem herzlichsten Danke für Ihren Brief, der mir kolossale Freude bereitet hat, möchte ich Ihnen nur gestehen, wie heilsam mir Ihr gerechter Vorwurf bezüglich der „drei Pintos“ war. Es war furchtbar voreilig von mir, Ihnen ein Werk zur Ansicht zu empfehlen, von dem ich nur den ersten Akt (der im Entwurf fast ganz von Weber ist*, mir noch immer nicht so übel gefällt, bezüglich dessen also meine Urteilslosigkeit chronisch ist) kannte. Gestern auf der Probe habe ich nun zum ersten Male 2. u 3. Akt gesehen und begreife vollkommen Ihr Entsetzen, die beiden sind wirklich höchst mäßig u ledern. In der Instrumentation hat Mahler furchtbare Dummheiten gemacht, bei den simpelsten Stellen 3 Trompeten, Posaunen u Tuba, die Oboen schreibt er konstant bis ins hohe F u G, die Hörner bis [Noten: d3] F-Horn; u das ist ein Kapellmeister. Von der orthographischen Unreinlichkeit habe ich nun auch Einsicht genommen, alles richtig! Die schrecklichsten Quinten aber am Schlusse des C-Dur-Terzetts im 3. Akt: Trompeten in F: [Notenbeispiel] sind von Weber, ich habe sie selbst in den Skizzen gesehen*. Wie gesagt, ich kannte nur den ersten Akt, den mir Mahler s. Z. selbst am Klavier in heller Begeisterung vorspielte; letztere hatte sich nun auch etwas auf mich übertragen und bedauere ich also nun vielmals, daß Sie, hochverehrtester Meister, das unschuldige Opfer jugendlicher Voreiligkeit geworden sind. […]

Editorial

Incipit

Mit dem herzlichsten Danke für Ihren Brief

Tradition

  • Text Source: Verbleib unbekannt

    Corresponding sources

    • Richard Strauss Jahrbuch 1954, Bonn 1953 (Briefwechsel Bülow/Stauss, Nr. 46), S. 60–61

    Commentary

    • “… fast ganz von Weber ist”Weber hatte zwar Entwürfe zum I. Akt der Oper vorgelegt, die in Mahlers Bearbeitung allerdings erst im II. Akt Verwendung fanden.
    • “… selbst in den Skizzen gesehen”Das Rondo-Terzett Nr. 17 (Gomez, Gaston, Ambrosio) kann Strauss unmöglich in Webers Pintos-Entwürfen gesehen haben, da Mahler hier Material zweier Lieder Webers verarbeitete, die ursprünglich nicht in Zusammenhang mit Webers Operntorso standen.

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