Carl Wilhelm August Blum an Schott-Verlag in Mainz
Berlin, Freitag, 26. Dezember 1823

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[…]Endlich sind die Vermählungsfeierlichkeiten vorüber.* Wir hatten viel zu thun, es ging Nacht und Tag.[…] Die gesammten Unkosten der Oper Libussa betragen gegen 20 000 Thaler. Auch hab ich für die gehabte Mühe ein schönes Geschenk vom Könige erhalten.

Kreutzers Musik hat indeßen auch gar nicht gefallen.* Die Oper war troz aller Pracht das dritte mal leer, so leer wie wir selten das Haus gehabt.

Unsre Zoraide ist hier endlich auf den Mai bestimmt.* Alsdann reis ich damit nachWien. Die Partitur* erschien zu einer Zeit leider wo man in den Freischütz wie vernarrt war. So vortrefflich u. | schön die Musik zum Freischütz ist, so rechnete man doch Webern wohl zu viel zu. Der Text ist herrlich und der Erfolg der Oper hat viel dem Texte zu danken.

Jezt da seine Eurianthe in Wien eigentlich troz alles Geschreis gar nicht gefallen, auch hier in Berlin alle im Concert gehörte Sachen daraus troz der Bemühungen seiner Freunde nicht einmal applaudirt sind, kommt man glaub ich von dem Taumel zurük, daß er unfehlbar sey, und wird sein Augenmerk auch auf andre Werke richten. Alles muß in der Welt sein Maaß haben, es sind Opern von Mehul Cherubini, ja von Mozart durchgefallen – warum nicht auch v. Webern. – Ich glaube Sie werden mir Recht geben lieber Freund. In Weimar hör ich haben die Proben der Zoraide begonnen.* Ich habe Spohrs Jessonda hier angebracht und rechne bei ihm in Cassel auf gleiche Gefälligkeit*, ebenso so in Leipzig, die wollen dort auch nicht an Eurianthe daran.* Nächstens ein Mehreres.

Apparat

Zusammenfassung

kritische Äusserungen zu Webers Oper Euryanthe nach deren Uraufführung in Wien

Incipit

Endlich sind die Vermählungsfeierlichkeiten vorüber

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Kopie: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: 55 Nachl 100/B, 12182

    Quellenbeschreibung

    • mschr. Auszug

    Einzelstellenerläuterung

    • „… Endlich sind die Vermählungsfeierlichkeiten vorüber.“Vermählung des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm mit Prinzessin Elisabeth von Bayern am 29. November 1823.
    • „… indeßen auch gar nicht gefallen.“ Berliner Erstaufführung der Libussa (= Uraufführung der Fassung mit Rezitativen) am 1. Dezember 1823 mit zusätzlichen Märschen, Chören, Ballett-Musiken und einer Einlage-Arie von Blum; vgl. Allgemeine musikalische Zeitung, Jg. 26, N. 2 (8. Januar 1824), Sp. 18.
    • „… endlich auf den Mai bestimmt.“Die Berliner Uraufführung unter dem Titel Zoraide oder Die Mauren in Granada hatte bereits am 7. Mai 1817 stattgefunden; nach der dritten Aufführung (16. Mai 1817) wurde das Werk abgesetzt und nicht nochmals in den Spielplan aufgenommen.
    • „… nach Wien . Die Partitur“Unter dem Titel Zoraide oder Der Friede von Granada op. 65 war Blums Oper Ende 1821 bei Schott in Partitur (VN: 1563) erschienen; vgl. Blums Dankbrief zum Empfang der Partitur vom 10. Dezember 1821 in D-B, Schott-Archiv, Nr. 48476, Bl. 8 (mschr. Auszug). Die vorhergehende Darmstädter Einstudierung unter Leitung des Komponisten (Premiere 1. Juli 1821) wurde nach nur einer Wiederholung (8. Juli) abgesetzt.
    • „… die Proben der Zoraide begonnen.“Laut Tagebuch der deutschen Bühnen fand 1824 bis 1826 keine Aufführung in Weimar statt.
    • „… in Cassel auf gleiche Gefälligkeit“Die Jessonda hatte in Berlin am 14. Februar 1825 Premiere; in Kassel ist laut Tagebuch der deutschen Bühnen keine Aufführung der Zoraide zwischen 1824 und 1826 nachweisbar. Blum offerierte auch Weber seine Oper (vgl. dessen Tagebuchnotiz vom 26. Februat 1824), ebenso erfolglos.
    • „… auch nicht an Eurianthe daran.“In Leipzig hatte die Euryanthe am 20. Mai 1825 Premiere; die Zoraide wurde nicht einstudiert.

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