Carl Graf von Brühl an Friedrich Wilhelm III., König von Preußen
Berlin, Samstag, 14. April 1821

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Der Tod des Kapellmeister Weber hat in der Königlichen Kapelle eine Vacanz herbeigeführt, welche zum Vortheil des Königlichen Dienstes nicht unbesetzt bleiben dürfte, indem gegenwärtig bei Vollendung des Schauspielhauses vier Königliche Theater mit Vorstellungen zu versorgen sind, wozu die angestrengte Thätigkeit der Königlichen Kapelle ununterbrochen in Anspruch genommen wird. Das Einstudiren der Opern erheischt dabei zugleich weit mehr Zeit als das der Schauspiele, indem 10. 12. ja bis zu 20 und 30. Proben gemacht werden müßen.

Dies fordert Zeit und körperliche Anstrengung für Kapellmeister und Musik Directoren und macht es wünschenswerth, wo nicht ja unentbehrlich keinen | Platz unbesetzt zu lassen. –

Da der eigentliche strenge Wochendienst jezt nur auf den Schultern der beiden Musik Directoren Seidel und Schneider liegt, und hierbei der erste Kapellmeister General Musik Director Spontini nicht collidiren kann, indem seine contractmäßige Stellung überhaupt, und die Verpflichtung, welche ihm in Hinsicht auf Composition neuer Werke obliegt, und welche seine ganze Zeit in Anspruch nehmen muß, so wie seine gleichfalls sehr schwächliche Gesundheit und sein Mangel an Kenntniß unserer Sprache es bei seinem besten Willen nicht zulaßen, sich dem regelmäßigen wöchentlichen Dienste hingeben zu können.

Wenn ich nun Ew: Königlichen Majestät zugleich allerunterthänigst berichte, daß der Musik Director Seidel gleichfalls kränklich ist, und die Anstrengung des Dienstes oft nicht ertragen kann, so wird es doppelt nöthig sein zum Besten des Königlichen Dienstes die Stelle des Weber wieder zu besetzen, welches | um so leichter geschehen kann, da sein Gehalt vacant und der Etat deshalb nicht erhöht zu werden braucht.

Da der Weber in der deutschen musikalischen Welt einen bedeutenden Namen sich erworben hatte, so dürfte es auch wohl wichtig sein einen Stellvertreter für ihn zu suchen, welcher eine ähnliche Stellung in der musikalischen Welt sich erworben, und so der Königlichen Kapelle eine neue Zierde bringen könnte.

Die jezt bekannten bedeutendsten Männer in dieser Hinsicht sind Maria Weber zu Dresden, dessen Directions Talent namentlich hinlänglich bekannt ist, und dessen Kenntniße in der litterarischen Welt sein Vaterlandes, welche bei einem Kapellmeister höchst nöthig, wo nicht unentbehrlich ist, allgemeine Anerkennung findet.

Ferner Kapellmeister Lindpaitner zu Stuttgardt, ein junger Mann, dessen Compositionstalent, so wie dessen unermüdeter Fleiß und ausgezeichnete Geschicklichkeit in Direction des Orchesters und Einstudiren der Opern mir von mehreren Seiten gerühmt wird.T |

Den Kapellmeister Weigl zu Wien habe ich früher bei dem Abgange des Romberg sondiren lassen. Derselbe hat aber in der Zeit sich erklärt, nicht von Wien weggehen zu wollen.

Der Baron von Poissl in München, Componist der Athalia, in Hinsicht seiner litterarischen Kenntniße vorzüglich zu empfehlen, wäre gleichfalls ein würdiger Competent zu der erledigten Stelle.

Ew: Königliche Majestät kennen meine Ansicht hinlänglich, um überzeugt zu sein, daß ich weit entfernt bin von allem übel angebrachten sogenannten deutschen Patriotismus, welcher alle fremde Künstler ausschließen will, da ich überzeugt bin, daß die Kunst im Allgemeinen allen Völkern gleich angehört; allein es dürfte doch dem Königlichen Theater und der Königlichen Kapelle Ehre bringend sein, wenn Ew. Königliche Majestät neben einem ausgezeichneten fremden Componisten und Künstler auch einen deutschen von bedeutendem Rufe in Allerhöchsten Dienste nähmen.

Graf Brühl

Apparat

Zusammenfassung

Brühl erbittet beim König die Neubesetzung der Kapellmeister-Stelle des verstorben Bernhard Anselm Weber und schlägt erneut u.a. als ersten Carl Maria von Weber vor

Incipit

Der Tod des Kapellmeister Weber hat in der Königlichen Kapelle

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Solveig Schreiter

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Geheimes Staatsarchiv – Preußischer Kulturbesitz (D-Bga)
    Signatur: I HA Rep. 89, Nr. 21125, fol. 81–82

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (4 b. S.)

Textkonstitution

  • „Lindpaitner“sic!

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