Korrespondenz-Nachrichten Aus Wien, Dezember 1810

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Aus Wien.

Seit einiger Zeit ist hier im Hotel zur österreichischen Kaiserin ein plastisches Kunstwerk ausgestellt, welches die Schlacht von Aspern* in ihrem entscheidendsten Momente versinnlicht, und mit geometrischer Genauigkeit nach dem Terrain, auf dem die Schlacht vorfiel, gearbeitet ist. Die Ausführung ist sehr richtig und lebhaft. Der Künstler hat den Moment festgehalten, wo der Erzherzog Karl mit der Fahne in der Hand das Regiment Zach zum Angriffe vorwärts führt. Das Werk besteht aus mehr denn 5000 Figuren, welche einige Zoll hoch sind.

Spontini’s Oper, die Vestalin*, ist jetzt der Liebling unsers Publikums, das Haus ist immer voll, der Enthusiasmus allgemein und lärmend. Referent selbst hat seit Glucks Iphigenia auf Tauris* keine Oper mit so viel Wahrheit in der Deklamation, schönem Gesang, reichhaltiger Instrumentation, ohne jenen zu stören und so viel Theatereffekt gehört. Schade nur, daß mehrere Stellen, auch wohl ganze Stücke ausbleiben, weil sie, wie man sagt, den Sängern zu schwer sind, und daß Siboni im dritten Akt eine Arie von Weigl* singt, um in einigen Fermaten seine Rouladen produziren zu können, wozu ihm Spontini, glücklicher Weise! keinen Raum gelassen hatte. Uebrigens verbindet Siboni mit einem kraftvollen Ausdruck im Gesang und Spiel, auch eine gute Pronunciation der deutschen Sprache, und Mdlle Fischer als Julia, erscheint in ihrer ganzen Größe als Sängerin und Schauspielerin, so wie man überhaupt der ganzen Darstellung nur volle Gerechtigkeit wiederfahren läßt, wenn man sie als sehr gelungen anerkennt.

Trias.

Apparat

Generalvermerk

Zuschreibung: Sigle; Briefe von C. M. v. Weber an Gänsbacher vom 13. Januar 1811, an G. Weber vom 8. und 15. Januar 1811 und Circulare vom 27. Februar 1811

Kommentar: In einer Nachschrift zu einem Brief von Meyerbeer an Gänsbacher (September 1810) forderte C. M. v. Weber Gänsbacher auf: Schreiben Sie mir doch Neuigkeiten aus Wien, damit ich Auszüge davon ins Morgenblatt und der Hamburger Zeitung, wie auch dem Rheinischen Corresp: machen kann; Becker (Meyerbeer), Bd. 1, S. 76.

Gänsbacher hatte diese Rezension einem Brief vom 12. Dezember 1810 an C. M. v. Weber beigelegt, wie aus dessen Brief vom 8. Januar 1811 an G. Weber hervorgeht: auch fand ich einen Brief von Gänsbacher vom 12t Xb: es war eine Notiz über Spontinis Vestalin drinn, die will ich Morgen in die Elegante Zeitung schikken. Laut TB hat C. M. v. Weber den Text am 10. Januar 1811 an Siegfried August Mahlmann geschickt, Gänsbacher teilte er am 13. Januar 1811 mit: was du mir über die Vestalin schriebst habe ich als Notiz in die Elegante Zeitung geschikt. Am 15. Januar 1811 übersandte C. M. v. Weber an G. Weber eine Copia zu dem A.[rchiv]. Am 27. Februar 1811 teilte er Gänsbacher in einem Circular mit: deine Notiz über die Vestalin steht in der Eleganten Z:[eitung] vom 31. Januar. Unklar ist, ob Gänsbacher einen fertigen Text verfaßt hatte oder lediglich in seinem Brief die Neuigkeiten ausführlich beschrieb, so daß möglicherweise C. M. v. Weber Anteil an der publizierten Fassung des Textes hat. Daneben ist nicht auszuschließen, daß der erste Abschnitt nicht von Gänsbacher oder Weber stammt, sondern von der Redaktion nach einer anderen Quelle eingefügt wurde.

Entstehung

Überlieferung

  • Textzeuge: Zeitung für die elegante Welt, Jg. 11, Nr. 22 (31. Januar 1811), Sp. 176

    Einzelstellenerläuterung

    • „Schlacht von Aspern“Die Schlacht von Aspern fand am 21./22. Mai 1809 statt.
    • „die Vestalin“Zur Wiener Aufführung der Vestalin (La Vestale) von Gaspare Spontini vgl. auch AMZ, Jg. 12, Nr. 65 (26. Dezember 1810), Sp. 1056–1057, sowie Morgenblatt für gebildete Stände, Jg. 4, Nr. 291 (5. Dezember 1810), S. 1164.
    • „seit Glucks Iphigenia auf Tauris“EA Wien: 23. Oktober 1781.
    • „Siboni im dritten … Arie von Weigl“Joseph Weigl hatte eine Arie des Licinius komponiert, die die Nr. 14 (Akt III) ersetzte und an zahlreichen deutschen Bühnen in Gebrauch war (u. a. neben Wien auch in Frankfurt a. M.; vgl. Didion/Schlichte, S. 275) und von Giuseppe Siboni in Wien eingelegt wurde.

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