Georg August von Griesinger an Carl August Böttiger in Dresden
Wien, Mittwoch, 20. März 1822

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Verehrtester Freund,

Gestern hat man Hrn. v. Piquots einzige 24jährige Tochter begraben. Sie war die Freude ihrer Eltern, ein gebildetes edles Mädchen. Mir bangt vor dem ersten Besuch bei Vater und Mutter, denen noch Ein Sohn bleibt.

Weber erntete in seinem gestrigen Concert den lautesten Beifall einT. Der Prinz Friedrich, Seine Gemahlin, die Prinzessin v. Salerno und die Gemahlin des Erzh. Carl waren dabei zugegen. Morgen gedenkt er abzureisen. Er wird Ihnen erzählen, daß die hiesige Polizei die Stimmen die zu seinem Lobe auf Rossini’s Kosten schrieen, gedämpft hat. Das ist die Folge wenn man Parthey macht, die man hier nicht aufkommen lassen will!

Im heutigen Oesterr. Beobachter finden Sie einen ausführlichen Bericht über Ali Paschas Enthauptung*; ein unglükliches Ereigniß für die Griechen, denn nun können die Türken mit ungetheilter Macht gegen sie ziehen ! Auch Ali’s bedeutender Schaz ist in ihren Händen. – Hier hat man noch viel Hoffnung zur Beibehaltung des Friedens, wenn die Pforte nicht ganz den Verstand verloren hat.

Tuissimus
Gr.

Apparat

Zusammenfassung

berichtet über Webers Konzert vom 19. März in Wien

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Signatur: Mscr. Dresd. h 37:4, Bd. 64, Nr. 114

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (1 b. S.)

    Provenienz

    • 1926 Dresden SLB

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Ludwig Schmidt, Zeitgenössische Nachrichten über Carl Maria v. Weber, in: Die Musik. Monatsschrift, hg. von Bernhard Schuster, Jg. 18, 2. Halbjahrsband, Heft 9 (Juni 1926), S. 655 [Ausschnitt].

    Einzelstellenerläuterung

    • „… Bericht über Ali Paschas Enthauptung“Ali Pascha von Janina (eigentlich Tepedelenli Ali Pascha, geb. ca. 1741), war, nachdem er sich mit der griechischen Unabhängigkeitsbewegung solidarisiert hatte, 1820 von Sultan Mahmud II. geächtet worden. Nach der Belagerung der Festung Ioannina durch die osmanischen Truppen wurde er am 5. Februar 1822 im Kloster des Heiligen Pandeleimon auf der Ioannina-Insel im Pamvotida- (bzw. Ioannina-)See ermordet; vgl. u. a. den erwähnten Bericht im Oesterreichischen Beobachter, 1822, Nr. 79 (20. März), S. 331–333.

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