Hinrich Lichtenstein an Carl Graf von Brühl in Berlin
Berlin, Dienstag, 13. Februar 1827

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habe ich hiebei die förmliche Antwort auf Ihre geneigte Zuschrift vom 6t d: M: zu übersenden die Ehre. Dieselbe lautet etwas anders, als ich es erwartet und Ihnen verheissen hatte, indem Herr Beer in meinen Wunsch, ganz in Ihre Proposition einzugehn, nicht willigen wollte und mich auch überzeugte, daß wir dem Interesse unsrer Comittanten dabei zuviel vergeben haben würden. In der That wäre auch, wie Sie selbst sich überzeugen werden, die Sache dadurch so schwankend und unbestimmt zu stehn gekommen, daß die Erben und Vormünder uns schwerlich ihre Zustimmung gegeben haben würden, und es hätten daraus in der Folge viele Weiterungen und Differenzen entstehn können.

So wird die Sache ganz einfach und der Entschluß der leitenden Behörde kann nun ohne weiteren Vorbehalt auf Annahme oder Zurückweisung genommen werden. Ich mache mir sogar die Hoffnung, daß Ihre eigne uns so sehr bekannte gütige Absicht, für das Beste der Familie des Componisten mit zu wirken, auf diese Weise eher gefördert, als gehindert werde.

Ich habe großes Bedenken getragen, mich mit der Direction des Königsstädtischen Theaters persönlich in irgend etwas einzulassen, theils weil ich keine Verstellungen irgend einer Art, selbst nicht bedingte, geben mag, theils um mich von dem Verdacht frei zu erhalten, als wollte ich die General-Direction durch irgend ein von einer anderen Seite erhaltenes Gebot um so leichter veranlassen, auf unsre Forderungen einzugehn. Das Motiv, aus welchem diese für den Oberon den Preis zahlt, den sie für die Euryanthe bewilligt hat, kann nur aus dem Werth des Werks und den Verdiensten des verewigten Componisten hergenommen werden. Das ist aber in der Wahrheit gegründet, daß das Königsst. Theater nehmen wird, sobald sie von dem Königl. Theater zurückgewiesen ist, obgleich wir sie auf keinen Fall für einen geringeren Preis, als den geforderten geben werden.

In der Hoffnung, daß Ew Hochgebohren in Betracht der ganzen Lage der Sache, die in den beiliegenden Schreiben gegebene Erklärung nicht misbilligen werden verharre ich in bekannter VerehrungEw Hochgebohren
ganz unterthäniger
H. Lichtenstein
Berlin am 13t Febr. 1827.

Herr Spiker hat zwar so eben gegen mich erklärt, daß er den neulichen Artikel in der morgenden Zeitung berichtigen werde*, Man wird sich aber doch schwerlich dabei beruhigen können.

Apparat

Zusammenfassung

übersendet den Brief vom 12. Februar 1827 und bedauert, dass er Heinrich Beer nicht umstimmen konnte, auf Brühls Vorschlag bezüglich einer Honorarzahlung für den Oberon in zwei Raten einzugehen; hat große Bedenken getragen, bezüglich der Oper auch mit der Direktion des Königsstädtischen Theaters zu verhandeln, da er die Königlichen Schauspiele damit nicht unter Druck setzen wollte; Samuel Heinrich Spiker werde den Bericht aus der Spenerschen Zeitung vom 5. Februar (Nr. 30) in der morgigen Ausgabe (Nr. 38 vom 14. Februar) korrigieren

Incipit

Ew Hochgebohren habe ich hiebei die förmliche Antwort auf Ihre geneigte Zuschrift vom 6t d: M: zu übersenden

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Mus. ms. theor. 1018, Bl. 15f.

    Quellenbeschreibung

    • 2 Bl. (3 b. S.), eingeheftet in Brühls Acta Privata zum Oberon

    Einzelstellenerläuterung

    • „… der morgenden Zeitung berichtigen werde“In den von Spiker herausgegebenen Berlinischen Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen, 1827, Nr. 30 (5. Februar 1827) war eine Notiz zu Weber erschienen, in der behauptet wird, der Oberon habe in Dresden (gemeint ist die deutsche Erstaufführung in Leipzig) „nicht gänzlich gefallen“. In Nr. 38 (14. Februar 1827) erschien die „Berichtigung“ (fälschlich bezogen auf Nr. 29 vom 4. Februar), in der lediglich der Aufführungsort richtiggestellt wird, ergänzt durch den Hinweis, dass die Aufführung in Dresden zwar „vorbereitet“ werde, jedoch noch nicht stattgefunden habe.

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