Carl Maria von Weber an Nikolaus Simrock in Bonn
Darmstadt, Montag, 18. Juni 1810

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A Monsieur

Monsieur N: Simrock.

celebre Editeur de Musique

a

Bonn.

Departement de Rhin-Moselle.

Bester Freund!

Da ich nun hoffen kann d[] [diese]r Brief Sie zu Hause findet, so eile ich mich nach Ihrem [Be]finden, und der Correctur meiner Sachen zu erkundigen, die Lieder und der Klavier Auszug warten nur auf einen Wink von Ihnen, um sich vom Postwagen nach Bonn tragen zu laßen, nur muß ich Sie bitten mir die Partitur vom Ersten Ton gleich zu schikken, da diese nicht die Meinige ist*, und ich daher für den Augenblik gar keine habe um den Klavierauszug noch ganz zu vollenden*. So wie ich Ihre Partitur erhalte, löse ich meine Orig: Part: in Mannheim damit aus und schikke sie Ihnen.      Gleich den andern denselben Tag wie ich Sie zulezt auf dem Braunfels sprach* reiste ich noch nach Aschaffenburg, spielte Tags darauf beym Fürst Primas, gieng dann nach Amorbach zum Fürst von Leiningen, wo ich sehr angenehme Tage verlebte, und brachte dann noch in Heidelberg und Mannheim 3 Wochen zu, so daß ich erst seit 8 Tagen wieder in dem langweiligen Darmstadt bin. in Heidelberg habe ich ein sehr brilliantes Concert gemacht*, obwohl mir der Italiener Fabri Cabalen machte, sie schlugen aber zu seinem Nachtheil aus, denn 2 Tage nach mir gab er Concert, hatte nur 30–40 Studenten, keine Familien, und wurde mit seinem schlechten Gesang ausgelacht.       ich habe in Mannheim Adagio und Rondo zu meinem neuen Klavier Concert geschrieben welches ich im Museum spielte, und das so gefiel daß ich es auf der Stelle wiederholen muste*. auch in Heidelberg machte es viel Glük.      Ich wünsche von Herzen von Ihnen zu hören, daß Sie mit Ihrer Leipziger Meße zufrieden waren*, denn verdient es je jemand so sind gewiß Sie es.      laßen Sie mich nun bald was von sich hören, und schikken Sie mir die Correcturen zu*.

Leben Sie wohl und vergeßen Sie nicht Ihren Sie herzlich liebenden Freund Carl Maria von Weber.

Apparat

Zusammenfassung

teilt mit, dass Lieder und Klavierauszug versandbereit liegen; bittet um Zusendung der Partitur des Ersten Tons; berichtet von Konzertreisen nach Aschaffenburg, Amorbach, Heidelberg und Mannheim

Incipit

Da ich nun hoffen darf, daß dieser Brief Sie zu Hause findet, eile ich

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Bonn (D), Stadtarchiv und Wissenschaftliche Stadtbibliothek (D-BNsa)
    Signatur: Nachlass Musikverlag Simrock 186

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • Siegelrest u. Siegelausriss mit geringfügigem Textverlust
    • PSt: a) DARMSTADT; b) ??? | PAR | MAYENCE
    • am oberen Rand der Briefseite von fremder Hand (Tinte): 473 | 2. | (mit Blaustift): 35
    • Vermerk von frd. Hd. am rechten unteren Rand von Bl. 1r: „[unleserliches Wort] zum Protocoll v. 20t Aug. 1835 | in der Unters.-Sache ctra Gaul & Tonger & Cons. Buhn | Cöln d 20t August 1835 [gez.:] Merrem, P. J. Simrock Paraphe: Gt“

    Provenienz

    • Stargardt Kat. 597 (1971), Nr.863
    • Fischer, Liste 25.-29. Nov. 1952, Nr. 76

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Hirschberg77, S.11
    • Musik in Heidelberg 1777–1885. Katalog 1985, S.114

Textkonstitution

  • „… Partitur vom Ersten Ton gleich“dreifach unterstrichen
  • s„S“ überschrieben mit „s
  • „den andern“durchgestrichen

Einzelstellenerläuterung

  • „die Partitur vom … die Meinige ist“ Weber hatte Simrock bei der Begegnung in Frankfurt am 4. Mai eine abschriftliche Partitur des Ersten Tons überlassen, die eigentlich für Gottfried Weber bestimmt war. Dieses (heute verschollene) Manuskript erhielt er laut Tagebuch am 7. Juli 1810 von Simrock zurück.
  • „… Klavierauszug noch ganz zu vollenden“Seine autographe Partitur verlieh Weber laut Tagebuch am 18. Juni 1810 vorübergehend nach Mannheim, zwecks Vorbereitung einer dort geplanten Aufführung.
  • „… zulezt auf dem Braunfels sprach“Laut Tagebuch am 8. Mai 1810.
  • „Concert gemacht“Am 30. Mai im Widderschen Saal, vgl. Tagebuch 30. Mai, Anzeige zum Konzert von Carl Maria von Weber in Heidelberg am 30. Mai 1810 und Besprechung im Morgenblatt für gebildete Stände.
  • „Klavier Concert geschrieben … Stelle wiederholen muste“Satz 2 und 3 wurden laut Tagebuch am 21./22. Mai komponiert und am 26. im Museum aufgeführt; vgl. Über Heidelberg (Aus einem Briefe).
  • „… Ihrer Leipziger Meße zufrieden waren“Im Bericht über den Musikalienhandel auf der Leipziger Ostermesse 1810 in der Allgemeinen Zeitung (Nr. 313 vom 9. November 1810, S. 1249f.) werden vor allem die Leipziger Verlage hervorgehoben, die „bei weitem das Beste und Vorzüglichste geleistet“ hätten. Simrock wird lediglich in Zusammenhang mit Andreas Rombergs Vertonung von Schillers Glocke genannt, die „viel Aufmerksamkeit, und, wenn auch mehr im Einzelnen, als im Ganzen, Beyfall“ gefunden habe.
  • „… Sie mir die Correcturen zu“Erste Korrekturfahnen zum Ersten Ton erhielt Weber laut Tagebuch erst am 7. Juli 1810; die letzten sind im Tagebuch am 5. Dezember 1810 erwähnt.

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