Carl Maria von Weber an Friederike Koch in Berlin
Dresden, Mittwoch, 22. Oktober 1817

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An

Mademoiselle Koch.

Wohlgebohren

zu

Berlin

durch Einschluß.

Nur noch einen freundlichen Gruß vor der Abreise*, Aßignation auf weitere Nachrichten an Lichtenstein, und einige Bitten.

Erstens, wie steht es mit meinen Stühlen?* Ach, Sie glauben gar nicht was einem angehenden Ehemann der sich zu möbliren hat, so ein Stuhl am Herzen liegt. im Ernst liebe gute Köchin, schikt mir bald was schönes ich kanns recht nothwendig brauchen, und das Galla Zimmer sehnt sich darnach. Zweitens hiebey ein Brief an H: Stümer, der mir erlaubte, ihm hier 2 Fried dor zu leihen*, seitdem aber nichts mehr von sich hören ließ, bitte also den Brief zu lesen und ihn dann versiegelt an die Behörde zu spediren, sodann aber die Fried. dor für die zum Casimich pp nöthigen Auslagen zu verwenden, abgemachter Maaßen*.

Ich habe eine herbe PrüfungsZeit erlebt, und kann Gottes Gnade nicht genug preisen die mich dabey so gesund und heiter an Geist erhalten hat. denn noch ist es mir selbst ein Räthsel, wann ich die Kantate geschrieben habe, und doch scheint sie zu wirken. unter anderm ist ein fröhlicher Chor darinnen, der schon viele Thränen entlokt hat*. den 4t 9ber gedenken Sie unsrer. Mein liebes Weibchen und ich werden es gewiß umgekehrt auch so machen. drittens. Mein guter Wollank soll nicht zürnen daß ich ihm jezt nicht schreibe, aber einige 40 Briefe harren meiner noch, und zwar trokne. Er und sein liebes Eheweib wißen doch wie lieb ich sie habe.

An die Sebalds, Krauses, die ganze Akademie, Türks pp alles Schöne. Gott erhalte Sie gesund, und kommen Sie bald einmal zu den Sie herzlich liebenden Weberschen Eheleuten.

Apparat

Zusammenfassung

erinnert an den versprochenen Stuhl, den er dringend benötige; bittet um Weiterleitung eines Briefes an Stümer; erwähnt Komposition der Kantate; Grüße an die Berliner Freunde

Incipit

Nur noch einen freundlichen Gruß vor der Abreise

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. II A e, 19

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • Siegelspur und -loch

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Virneisel/Hausswald, S. 83–84

    Einzelstellenerläuterung

    • „… freundlichen Gruß vor der Abreise“Weber reiste am 30. Oktober 1817 zu seiner Hochzeit nach Prag ab; vgl. Tagebuch.
    • „… steht es mit meinen Stühlen?“F. Koch hatte Weber angekündigt, einen bestickten Stuhlbezug anfertigen zu wollen; vgl. seinen Brief vom 4. August 1817. Er erhielt das Geschenk laut Tagebuch am 12. Februar 1818; vgl. auch den Brief an Friederike Türcke vom 9. März 1818.
    • „… 2 Fried dor zu leihen“Vgl. die Tagebuchnotizen vom 2. Juli 1817.
    • „… Auslagen zu verwenden, abgemachter Maaßen“Das Geld sollte offenbar die Materialkosten für den genannten Stuhlkissenbezug abdecken. Einen solchen Bezug hatte Weber bereits Anfang April 1817 von einer anderen Berliner Bekannten, Friederike Türcke, erhalten und im Brief an seine Verlobte vom 10./11. April 1817 folgendermaßen beschrieben: „ein Blumenkorb äußerst sehr schön auf schwarßen Kasimir, und unten herum, feuerfarb und graue Arabesken“. Auch den Stoff für dieses Geschenk hatte Weber laut Tagebuchnotiz vom 10. Januar 1817 selbst bezahlt. Offenbar sollte Friederike Koch für ihren Kissenbezug denselben Stoff (Kasimir; hier verballhornt zu Casimich) benutzen, damit die Stühle als Paar aufgestellt werden konnten.
    • „… schon viele Thränen entlokt hat“Gemeint ist der Coro Nr. 6 „De mirti e d’ulivi“; vgl. auch Webers Brief an C. Brandt vom 26. September 1817.

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