Carl Maria von Weber an Caroline von Weber in Hosterwitz
Marienbad, Donnerstag 5. und Freitag, 6. August 1824 (Nr. 12)

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Nachdem ich mich zuerst schönstens bedanken will für deinen lieben fetten Brief No: 8, den ich Gestern Abend erhielt, will ich die Ehre haben dir zu sagen, — Ochs bleibt Ochs —! —! Hast du wieder dein schönes Talent entfaltet Gift zu suppeln? ich weiß nicht mehr in welcher Stimmung ich meine No: 8 geschrieben habe, es kann aber wohl sein daß ich etwas mufflich war, auch wohl angegriffen, und Fieberhaft, aber deßhalb bin ich doch nicht krank gewesen, und habe das auch gewiß ausdrüklich in jedem Briefe gesagt.      Hoffentlich hast du in ruhiger Stimmung die andern Briefe nun erhalten und bist beruhigt, welches ich von Grund der Seele wünsche, da gar keine Ursache zur Unruhe weder für dich noch mich vorhanden ist, und ich mich recht gut befinde.      also, sey der Herr kein Esel, und sei Er brav, sonst sezts Haue!      Nun, zu deinem Briefe von der erfreulichen Seite: Nehmlich zu Mosje Max Ungezogenheit. Hoffentlich wirst aus diesem Stufenweisen erf aber sichern Gedeihen nun einsehen lernen, daß Hedenus die Sache beßer versteht, als die armen Paulis, die kurze Freude vielleicht mit jahrelanger Qual und Sorge bezahlen müßen. die 5 Wochen die ich weg bin, mögen doch die Mäzze etwas verändert haben, und ich freu mich unsäglich darauf. ob er mich noch lieb haben wird?

Die Zeit über wo dir so oft ungebetene Gäste über den Hals kamen, hast du dich gewiß recht schön bei mir in Gedanken bedankt, für die Marie, nicht wahr? ich meine die Große, denn die kleine* macht mir noch große Sorgen, und ich gäbe was drum wenn ich schon beruhigende Nachricht wegen Deiner Aderlaße hätte.      Warum hast du nicht schon längst Weigl gefragt, ich möchte recht mit dir zanken.

der ausführliche Bericht über Tennekters Gutachten, beruhigt mich sehr wegen dem HansT. beruhige du nun auch den Christian, mit dem ich recht wohl zufrieden bin. Auch den HeuKauf muß ich loben.

d: 6.

Bin Gestern gestört worden, und nicht mehr zum schreiben gekommen. Auch prükkelt mich schon nachgerade die Ungeduld, und ich denke das alles beßer erzählen zu können, als zu schreiben.

Wegen denen 2 Groschen KostGeld muß ich dir ausdrüklich wiederholen mein geliebtes Leben, daß die gute Rothe eine viel zu kluge Frau ist, um nicht einzusehen daß es im höchsten Grade Unschiklich wäre, wenn ich dieß zugäbe, haben wir ihnen dienen können so ist es mit Freuden geschehen, und braucht keine weitere Erwähnung, denn als Entschädigung oder Vergütung könnte sie dieses KostGeld doch wohl nicht ansehen*.      ich weiß wie schwer es dir wird Jemand wiedersprechen zu müßen, aber berufe dich nur auf meinen festen und unabänderlichen Willen und Ansicht in dieser Sache. |

Bei Euch wird geärndtet, hier ist das Getreide noch Grün.

Der gute Roth wird nun wohl die Adresse der andern Briefe etwas genauer ansehen. ich glaube es übrigens auch daß er nicht weiter gelesen hat. und hat ers gethan ists auch kein Unglük. ich adressirte ihn blos an ihn weil du glaubtest du bekämst ihn schneller*.

Montag d: 9t bade ich zum leztenmale. die Moorbäder thun mir sehr gut, und haben eine sehr beruhigende Kraft. Dienstag ruhe ich aus, und pakke ein. Mittwoch d: 11t gehts nach Karlsbad, wo ich den 12t bleiben will. und Freytag d: 13t bin ich Abends mit Gottes Hilfe in Töplitz. und dann? — komt es drauf an ob mir die Mukkin entgegen kömt oder nicht.

Nun ade, Ach und Weh! ich könnte zwar noch einmal von hier aus schreiben, aber der Brief käme dann etwa mit mir zugleich an, also Puntum. mit dem vollen Duzzend.
In freudigster Sehnsucht Euch bald zu umarmen, segne ich Mutter, Sohn, und Eß*, mit voller Seele + + +. Gott erhalte Euch froh, Euer Euch
über alles liebender
Carl.

[Im Kußsymbol:] Millionen

gute Bußen

Apparat

Zusammenfassung

letzter Bericht von der Kur in Marienbad; Privates und Reaktion auf Fragen Caroline von Webers

Incipit

Nachdem ich mich zuerst schönstens

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Mus. ep. C. M. v. Weber 184

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. o. Adr.), urspr. 1 DBl.
    • Bl. 2 bis auf 2 cm Rand mit Siegelrest abgeschnitten

    Provenienz

    • Weber-Familiennachlass

Textkonstitution

  • „erf“durchgestrichen

Einzelstellenerläuterung

  • „… die Große, denn die kleine“Marie war beim Ehepaar Weber gebräuchlicher Name für das noch ungeborene Kind.
  • „… KostGeld doch wohl nicht ansehen“Das Ehepaar Roth war laut Tagebuch am 2. Juli nach Hosterwitz gezogen (offenbar in das Webersche Quartier bei Felsner), wohl damit Frau Roth der schwangeren Caroline von Weber während der Abwesenheit ihres Mannes Gesellschaft leisten könne. Überlegungen zur Unterbringung und Versorgung der Gäste finden sich in mehreren Briefen Webers an seine Frau aus Marienbad.
  • „… glaubtest du bekämst ihn schneller“Zur Verzögerung der Briefzustellung und Caroline von Webers Vorschlag, die Post nicht nach Hosterwitz, sondern nach Dresden zu schicken, vgl. Webers Brief vom 25. Juli 1824.
  • „… , Sohn , und Eß“Caroline von Weber war mit Alexander von Weber schwanger.

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