Carl Maria von Weber an Caroline von Weber in Dresden
Sonntag, 3. Juli 1825 (Folge 1, Nr. 1)

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An die

Freyfrau Carolina von Weber

Hochwohlgebohren.

Koselschen Garten

vor dem schwarzen

ThoreT.

Dresden

Meine herzliebe Lina! glüklich und munter sind wir alle hier im ersten Mittags quartier angekomen, und zwar schon um ½ 11 Uhr. Von hier sind nur noch 6 kleine Stunden bis Luppe, daß ich also in guter Zeit ins Bett kome. Das Wetter wäre bis auf den fatalen Wind recht gut, denn die HottosT ermüden sich nicht, und geregnet hat es nur wenig.

In dieser elenden Kneippe, wo ich meiner guten Mukkin Küche recht mißen werde, — habe ich denn gleich mein schreibendes HauptQuartier aufgeschlagen, und werde mich wenn ich dir erst guten Morgen und guten Appetitt gewünscht habe, zum Abschreiben des Herrn Oberon verfügen. Ah! da kömmt die Suppe schon, nun Gott gebs gnädig. —

Um 4 Uhr in Luppe.      Ach das war ein elendes Eßen. Die Kirschen von Gestern Abend hatten nicht sehr vorgehalten, und ich hatte also Hunger, obwohl es noch nicht 12 Uhr war. Ich konnte aber nichts genießen, als die Biersuppe, der Kalbsbraten war lauter Haut, und so mußte ich Butterbrodt eßen.

Hans, GretelT, Johann und Karl haben aber ganz gleiche Zeche gemacht, und jeder 4 gr. verzehrt, also in Summa 16 gr. um 1 Uhr ists wieder fortgegangen und jezt bin ich schon hier im Nachtquartier, und habe die Freude diesen No: 1 fortschikken zu können daß er Morgen in deinen Händen ist, und Du doch weißt wie es uns den ersten Tag gegangen ist: sehr gut. Weg, wie auf dem Tisch, kein Staub. —     Ich bin nur mit meinen Gedanken bei Dir und Lex und Max gewesen. Die Stunde bis Max aufwachte, und sein Frühstükken war dir gewiß eine recht betrübte, eine mir nicht minder, der ich mir das alles so recht lebhaft dachte.      Zu Mittag wird Er den Vater vorstellen, und da geht es schon beßer.      Ach! um die Kinder ist mir nicht bange, die verwinden so etwas schnell, und auch ein ernstliches Thränen Schauerchen läßt keinen Eindruk zurük. Aber die Mutter, die Mutter, die böse Mutter. — Schone dich nur recht, und halte deinen Kopf hübsch warm. ich bin sehr brav. habe den ganzen Tag den Mantel angehabt und den Wagen Visir selten aufgeschlagen. Der Abend ist etwas heiterer. jezt wird die gute, treue Lotte bald kommen: und ich werde noch einen Waßerkünstler sehen wenn der Brief fort ist*.      Dieser Brief ist aber selbst ein Waßerkünstler, die Dinte ist so schlecht, daß ich selbst kaum sehe was ich schreibe. nun was du nicht lesen kannst mit den Augen, das erräthst Du mit dem Herzen.

Ich werde hoffentlich Morgen schon gegen 11 Uhr in Leipzig sein. Die Hothos tanzen nur so.

Nun gute, gute, Nacht. Ich segne Euch alle innigst, und gebe gute + + +. behaltet lieb Euren alten Vater Carl

100000 gute Bußen.
[Kußsymbol]

Apparat

Zusammenfassung

Bericht von der ersten Reiseetappe auf der Fahrt nach Ems

Incipit

Meine herzliebe Lina! glüklich und munter

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Mus. ep. C. M. v. Weber 185

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • Siegeleinriss
    • PSt: LUPPE | 3 Jul 25

    Provenienz

    • Weber-Familiennachlass

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Joachim Veit, Eveline Bartlitz und Dagmar Beck (Hg.), „...die Hoffnung muß das Beste thun.“ Die Emser Briefe Carl Maria von Webers an seine Frau, München 2003, S. 23f. (mit Faks.)

    Einzelstellenerläuterung

    • „… wenn der Brief fort ist“Im Tagebuch notierte Weber am 3. Juli, er habe in Luppe einem „Waßerspringer“ zugesehen und dafür 4 gr. gezahlt; vgl. auch den Brief vom Folgetag.

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