Aufführungsbesprechung Dresden: Hoftheater, 20. Februar bis 2. März 1821

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Am 22. Febr. Zum erstenmale: Maria von Montalban. Große Oper in 4 Akten, Musik von Winter*.

Die Musik dieser Oper läßt mit Freuden den gewiegten, erfahrnen Meister wieder erkennen, der den Ansprüchen des Sängers eben so gern ihr Recht giebt, als der Wahrheit der Deklamation und Charakterzeichnung. Es muß wohl thun, in einer Zeit, wo des Unreinen, Unsorgfältigen so viel zu Tage gefördert wird, einen Tonsatz zu hören, wo die Stimmenführungen in so schönem Verhältniß gegen einander stehen, Klarheit der Modulation, Ebenmaß des Periodenbaues sich findet und eine den Ausdruck hebende und verstärkende Instrumentation schmückt und nicht erdrückt. Der Componist hat recht eigentlich die Musik als gänzlich dominirend betrachtet, und jede Situation so behandelt, daß ¦ die Ausführung und Ausbreitung der Gefühle dem Sänger auch durchaus Gelegenheit giebt, seine Kraft zu entfalten. Die Ouvertüre ist gewiß eine der klarsten, ausgeführtesten und glänzendsten Winters. Die Chöre voll Kraft und Leben. Alle diese Vorzüge lassen es wohl übersehen, wenn der Componist bei scheinbar sich ähnelnden Veranlassungen des Stoffes aus einem einmal gefaßten Ideenkreise nicht heraus kommt, und die Malabaren den Peruanern verwandte Anklänge nicht verläugnen.

Was die Darstellung selbst betrifft, so war sie eine der gelungensten, die wir noch auf unserer Bühne sahen. Alle Kräfte wirkten vereint und mit Liebe zur Hervorbringung eines schönen Ganzen, das auch das Publikum durch den höchsten Beifall während der ganzen Oper und, indem es am Schlusse sämmtliche Sänger und Sängerinnen heraus rief, enthusiastisch anerkannte. Wir dürfen also nur sagen, daß Maria von Dlle. Funk, Louise von Dlle. Willmann, Emanuel von Hrn. Bergmann, und Montalban von Hrn. Gerstäcker gesungen wurden, um namentlich den Zauber zu bezeichnen, welchen unter andern das in musikalischer Hinsicht wirklich merkwürdige, ohne Begleitung gesungene, Quartett im 4ten Akte: „Ach bald trocknet“ u. s. w. bei der so großen Schwierigkeit der weiten Entfernung Emanuels bewirkte*. Auch Hr. Mayer, als Deli, und Hr. Toussaint, als Oberbramine, wirkten lobenswerth ein, und unsere Choranstalt bewährte den Ruhm von neuem, den sie sich bei mehreren Vorstellungen durch Präcision und Diskretion zu erwerben wußte.

Apparat

Zusammenfassung

Chronik der Königlichen Schaubühne zu Dresden, ungezeichnet

20. Feb.: Das Räthsel, Beschluß

21. Feb.: I nemici generosi

22. Feb.: erstmals Maria von Montalban (Winter): positive Besprechung der ersten Aufführung der Oper, hebt die glänzende Ouvertüre und die kraftvollen Chöre hervor; lobt die gelungene Aufführung mit u.a. Friederike Funk und Friedrich Gerstäcker

24. Feb.: Emma di Resburgo

25. Feb.: Das Käthchen von Heilbronn

26. Feb.: Der Verräther und der Haustyrann

27. Feb.: Vetter Benjamin aus Polen

28. Feb.: La Vestale

2. März: Heinrich IV. und d’Aubigné (Marschner)

Generalvermerk

Weber schrieb lediglich den Bericht zum 22. Februar (bzw. Vorarbeiten dazu)

Entstehung

2. März 1821 (Versand laut TB)

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Veit, Joachim

Überlieferung

  • Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 5, Nr. 60 (10. März 1821), Bl. 2v

    Einzelstellenerläuterung

    • „… 4 Akten, Musik von Winter“Vgl. Webers TB-Eintrag.
    • „… der weiten Entfernung Emanuels bewirkte“7. und letzte Szene des IV. Aktes, Montalban, Louise und Marie gemeinsam: „Ach! bald trocknet das Verhängniß | Uns dann jede Thräne ab. | Ruhe ist in Todesarmen, | Friede ist im kalten Grab.“. Emmanuel: „Ja, es trocknet das Verhängniß | Euch bald jede Thräne ab: | Retten wird mit treuen Armen | Euch der Freund vom frühen Grab.“

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