Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater: „Vetter Benjamin aus Polen“ von Cuno am 4. März 1819 (Teil 2 von 2)

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Vetter Benjamin aus Polen.

(Beschluß.)

Gleich wacker stellte Hr. Wilhelmi den jungen, verliebten, aufbraußenden, aber herzensguten Ludwig Frohberg dar. Die Scene, in welcher er Benjamin fodert, dann aber von seinem guten Herzen übermannt, ihn wieder in die die Arme schließt, und endlich mit einem „und nun – hol’ dich der Teufel!“ (dieser böse Geist wurde doch, beiläufig gesagt, hie und da zu oft citirt) abstürzt, ward höchst lobenswerth durchgeführt. Herr Zwick, als Wohlschmecker und Süßling, Herr Werdy, als biedrer, aber ernster Aktenmann, und Hr. Geiling, als wölfisches Lamm, hatten zwar eigentlich nur Nebenrollen, gaben ihnen aber jenen Werth, der sie zur rechten Zeit und am rechten Orte ergötzlich, wohlthuend oder abstoßend hervortreten lies.

Die lieblichste Rolle im Stück ist Bianca Krone. Sie war Dem. Tilly zu Theil worden, und in den besten Händen. Gemüthvolle Naivetät ist das schöne Eigenthum dieser jungen, hoffnungvollen Künstlerin, und den ganzen Reichthum dieses Schatzes entfaltete sie an dem heutigen Abende. Freundlicher anziehend konnte nichts seyn, als die Scene, wo sie Benjamin ins Auge sieht, und Schalkheit und Verschämtheit boten sich zu einem reizenden Bilde dabei die Hand. Mad. Hartwig schuf einen unterhaltenden Charakter aus der neugierigen Schwester Emilie, der für ihre Kunst bewies, und besonders war ihr Zuspiel ächt musterhaft. Auch Dlle. Schubert, als Amalie, und Dlle. Christ, als Mad. Reich, mögen hier den Dank erhalten, der ihnen für das diskrete Spiel dieser von dem Dichter in Schatten gestellten Rollen gebührt.

Das Publikum wird gewiß ein abermaliges Erscheinen des Herrn Vetters mit Vergnügen sehen.

Th. Hell.

Apparat

Zusammenfassung

Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater: „Vetter Benjamin aus Polen“ von Cuno (Teil 2 von 2). Der erste Teil erschien in der vorigen Ausgabe.

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Fukerider, Andreas

Überlieferung

  • Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 3, Nr. 68 (20. März 1819), Bl. 2v

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