Caroline von Weber an Max Maria von Weber in ?
Dresden, nicht nach 18. Februar 1846

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Schon wieder ein Brief aus Dresden wirst du sagen mein Alter, aber die wirthschafts Angelegenheiten fangen an so dringend zu werden daß man oft wegen einer Kleinig[keit] anfragen muß. So hast du mir zwar 2 schöne erneuerte Riße Deiner Wohnung geschikt, aber in beiden vermiße ich die bestimten Angaben der Höhe der Zimer. Da nun das eine Hauptsache wegen den Vorhängen ist, so muß ich schönstens bitten mir so bald als möglich darüber Auskunft zu geben. Wegen dem Dienstmädchen laße ich der guten Mad. Krause bestens danken, aber da Nettchen sich unsere Pauline abrichtet und ich sie, wenn ich die Wohnung | in Chemnitz einrichte, mitbringe, und bey dieser Gelegenheit einrichten kann, so glaube ich thun wir beßer der Nettchen dies bekante Wesen zur Seite zu laßen. Noch habe ich bey Dir anzufragen ob Du gesonnen wärst einen zwar nicht mehr neuen, aber noch ganz guten Secretair von Marie Schaff zu kaufen, welchen sie uns, da sie noch im Aprill heirathet, billig ablaßen will. Für Deine Stube habe ich von der Haase die Stühle gekauft welche zu dem Diwan paßen, und Du hättest also nur noch für einen Tisch zu sorgen, oder mir zu schreiben was für eine Sorte Du für Deinen Diwan haben willst. In die Speisestube (wir nennen nehmlich das kleine Zimmer | neben dem Deinen so) habe ich auch von der Haase eine Art Buvet gekauft von schön pollierten Eichenholz, dazu müßten wir nun freylich die 4 Stühle welche Du dort hast, auf Eichenholz art lakieren laßen wenigstens etwas dunkler als sie jetzt sind. Der schwarze große runde Tisch will mir dan freylich auch nicht dazu gefallen, und es wird wohl in Chemnitz ein Speisetisch dazu paßend müßen gekauft oder bestellt werden, da ich hier jetzt nichts mehr dazu kaufen will weil ich fürchte wir komen sonst mit einen Möbelwagen nicht aus. Mit dem Fährmann habe ich auch gesprochen, und er verlangt 25 Thaler, weil er mit 4 Pferden | fahren muß. Wegen dem Portrait von Nettchen muß ich Dich herzlich bitten den Gedanken aufzugeben wenn Du nicht willst daß ich ganz mit Ehrhardts brechen soll. Bedenke doch, ob es nicht noch viel schlimer wäre wenn wir das Bild heimlich malen ließen und Ehrhardt erführe es – nein gewiß Max, das geht nicht! Auch ist ja wohl jetzt die Zeit zu so großen Ausgaben nicht denn was so eine Einrichtung kostet, wie viel für lauter Kleingkeiten ausgegeben werden muß, davon hast Du noch keine Idee. Heine läßt Dir sagen daß er in Neustadt bey Barbatski* gewesen | und sehr schöne Postamente da gesehen hat, aber die guten nicht unter einen Thaler. Auch andere, sehr schöne GibsStatuen hat er jetzt, die Dir gewiß zum Schmuk Deiner Wohnung, gefallen würden. Ich fürchte nur die Sachen werden schwer zu transportieren sein. Kom doch nur bald einmal nach Dresden damit man alles besprechen kann, denn brieflich ist es gar so weitläuftig. Daß in der Speisekamer schon Re[g]ale und Kasten sind, gefällt der Netting sehr. Für das Vorhaus wäre nun nur noch ein Kleiderschrank und eine Stellage zum Ausklopfen der Kleider nöthig

Ist denn der Coridor so breit daß ein paar Schränke darin stehen können? Nehmlich unsere beiden rothen die Du wohl kennst? Giebt es denn in Chemnitz einen ortendlichen Tapezierer der mir helfen kann Vorhänge und Teppig auf zu machen? Ueberlege Dir recht wo die Bilder hinsollen und welche du mnitnehmen willst damit Du vorher gleich die Haken kanst einschlagen laßen. Jetzt mein Max kome ich mir vor wie eine Bine denn ich kome nie nach Haus ohne etwas mit zu schleppen. Dein Weibchen mögte ich gern auch, um Deinetwillen so | hübsch wie möglich herausstafieren. Darum bringt ihr die Alte ein Kleid nach dem anderen. Das Schlimmste aber ist, daß auch noch alles soll genäht werden, denn fast erlauben es unsere armen kranken zerstochenen Finger nicht mehr. Du sagst wir sollen uns Zeit nehmen? Ach Du dummer Alter, was verstehst Du davon! Wir müßen fleisich sein, sehr fleisig – Freylich, wenn ihr dann fort seit und die Mutter allein ist, dann hat sie auch recht viel Ruhe dann werden die Finger schon wieder heile werden. ja Alter, es wird recht still um mich sein – aber wenn ich nur weiß daß | Du froh und glüklich bist, daß die Mutter Dir Dein Nestchen recht huschelich und bequem gemacht hat, und Du durch Dein Frauchen so versorgt bist daß Du die Mutter gar nicht vermißt, dann mein Alter wird mir die Einsamkeit auch weniger schreklich vorkomen. Ach man muß sich ja an so vieles gewöhnen, und man gewöhnt sich auch am Ende an alles -

Nettchen grüßt und küßt Dich 1000mal. Sie schreibt heute nicht weil sie zu sehr in der Arbeit stekt. In Chokolade wird sie sich nächstens baden, damit Du eine rechte Nudel bekomst. Sie ist gott lob recht wohl und heiter
Gott schütze und behüthe Dich mein Herzens Max + + + [ohne Unterschrift]

Editorial

Summary

Erörterungen über Einrichtung der Wohnung in Chemnitz, bei der sie helfen will. Max Maria von Weber wollte offensichtlich seine künftige Frau malen lassen, Caroline rät ihm davon ab, da sie Ehrhardt (den Förderer von Alexander von Weber) nicht verärgern will, wenn dieser erfahren sollte, dass ein anderer den Auftrag erhielt. Max Maria von Weber hat sich jedoch nicht daran gehalten, denn 1846 entstand das im Weber-Museum in Dresden-Hosterwitz hängende Gemälde der Katharina Huberta von Weber, gemalt von Otto Patzig

Incipit

Schon wieder ein Brief aus Dresden? wirst Du sagen

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz

Tradition

  • Text Source: In Privatbesitz

    Physical Description

    • 1 DBl. (8 b. S. o. Adr.)

    Corresponding sources

    • Hartmut Herbst, Max Maria von Weber, Düsseldorf 2000, S. 170f.

    Commentary

    • “… er in Neustadt bey Barbatski”Name von Caroline verhört; im Adressbuch von Dresden 1846 ein Hofstukkaturer Franz Pappatschky (auch Papatschy) als Hausbesitzer in Neustadt, Casernenstraße 3 (223) aufgeführt.

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