Caroline von Weber an Katharina Huberta von Weber in Chemnitz
Dresden, Sommer 1846

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Mein liebes Nettchen!

Ich schreibe heute an Dich weil doch wahrscheinlich dein alter Maxe wieder entflohen ist um sich in dem garstigen Riesa braten zu laßen. Wenn nur erst die große Hitze aufhörte damit der arme Mann nicht gar so viel daran leiden müßte. Ich bin Gott lob nach der Aderlaß recht munter und gesund, aber Dir kann ich es wohl sagen, daß gar nicht viel fehlte so war die alte Mama den Weg alles Fleisches gegangen. Ich hatte in meiner Angst, ehe der Artzt kam am Sontag, noch ein paar Worte an Max geschrieben die ich deßwegen aufgehoben habe | um Dir einmal zu zeigen wie wenig ich Herr meiner Glieder war. Es ist ganz eigen daß der Arm, an welchen ich zur Ader lies noch jetzt ganz blau ist als wenn ich Schläge darauf bekomen hätte. Na, die Schläge mögen wohl ziemlich nahe gewesen sein. Jetzt eße ich fast gar kein Fleisch, trinke keinen Kaffee mehr, und laufe spazieren so viel ich kann. Diesen Sontag war ich mit der Sauer auf Königsweinberg, und aßen zu Mittag bey der Frau, wo Max einmal gewohnt hat. Nachmittags kam aber ein | Gewitter und wir eilten nach Blasewitz zu komen um den Omnibus nahe zu haben. Da ich aber hoffte daß schon in der Früh ein Brief von Euch werde gekommen sein litt es mich nicht länger draußen und schon um 4 Uhr war ich in der Stadt wo ich denn auch Maxens Brief fand der mir Gott lob! Euer Wohlsein meldet. Du kanst warlich von Glück sagen mein Nettchen daß Dich Dein Zustandt so wenig belästigt, und das Eschen soll ein belobungs Schreiben bekomen und den Orden 4t Klaße. Von der Ehrhardt sind die Nachrichten gar nicht | gut, sie soll sehr angegriffen sein und Karus soll sich gegen die Mutter vom Ehrhardt recht bedenklich geäußert haben. Ida und Ema Jageman gehen den 6t Sep. nach Berlin um sich da noch ein paar Wochen zu amüsieren – ob die alte Mutter hier einsam und traurig lebt, was kümert das der Engelseele. Wenn es ihr nur gut geht dann ist alles andere einerley – Und aus solchen Zügen lernt man nicht den eigendlichen Werth eines Menschen kennen? Das findet man alles in der Ordnung und Recht? Nun meinetwegen! könnte ich nur auch einmal anfangen [Schluss fehlt]

Editorial

Summary

private Mitteilungen, u. a. dass sie Aderlaß hinter sich hat, trinkt keinen Kaffee mehr und ißt kein Fleisch mehr

Incipit

Ich schreibe heute an Dich weil doch wahrscheinlich

Tradition

  • Text Source: In Privatbesitz

    Physical Description

    • 4 b. S. o. Adr. (Fragment)
    • Zusatz von fremder Hand (Mathilde von Weber?): Sommer 1846

    Corresponding sources

    • Hartmut Herbst, Max Maria von Weber, Düsseldorf 2000, S. 170

Text Constitution

  • Diesen“Am” crossed out and replaced with “Diesen

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