Carl Maria von Weber an Gottfried Weber in Mannheim
München, Freitag, 19. Juli 1811

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S: Wohlgebohren

dem Herrn Licentiat

Gottfried Weber

zu

Mannheim.

Deinen Brief vom 9t huj: erhielt ich den 14t und den vom 11t den 18t weil ich 4 Tage auf dem Land war*. ich eile zu Beantwortung beyder. Was hätte ich darum gegeben wenn ich mit Euch hätte in Darmstadt seyn können, und besonders mit dir über die Musik raisoniren*. denn ich hätte Sie nach meinen seit der Zeit als ich sie gehört* habe gesammelten Erfahrungen gar zu gern wieder gehört. Es freut mich besonders daß es gut gieng, denn ich hatte wirklich einige Furcht vor den Musikanten, die alle den alten Papa nicht recht leiden können. deine Notiz vom Bad: Magazin, habe in einer neuen Sauçe ins GesellschaftsBlatt pp gegeben, und verbreite es nach Kräften. Was die Hymnen* betrifft soll es wohl nicht schwehr werden die 12 Carolin zusammen zu bringen. ich gebe einen, und der Baron Poisl /: den du per * kennst :/ auch einen; das ist was ich vor der Hand weis. dem Gänsbacher werde ich es schreiben so bald ich einmal eine Antwort von ihm habe. der Lorbeer’ Kranz auf dem Teller ist recht ledern – was soll man dazu sagen? – das weis man nicht. – – – –

Daß Philok: so fleißig wirkt*, freut mich sehr, und billige ich sehr die Werke die du übernommen*, wenn es dir recht ist will BöklinsFragmente* vornehmen, da es als künftigen Schreiber einer Äffetethik vor mein Forum gehört. Die Data über das Baiersche Musik Lexicon* sollst du binnen 14 Tagen erhalten. deinen Nahmen zu unterschreiben finde ich sehr in der Ordnung, da ich weis daß du immer in einem Tone und mit einer Ruhe schreiben wirst, die das was man sagt mit dem Stempel der Wahrheit bezeichnet. ich werde es eben so machen, und habe es ja auch schon meist gethan. Die Recension des Lexic: steht glaub ich im May der M: Z:*. der Vorschlag die ○* mit Buchstaben zu bezeichnen ist gut, Ihr mit Buchst: ich mit Ziff:

Der Haßan ist in Stuttgart gegeben*, und hat wie mir Berger schreibt, nicht gefallen; meinetwegen, es freut mich zwar nicht, aber es schlägt mich auch nicht nieder. Wie kann aber auch nach einer Farçe wie Don Ranudo*, das feine muntere Sujet des Abu H: gefallen? — —

Jetzt zu deinem 2t Briefe. |

Es ist doch wirklich unbegreifflich daß du ein noch größerer Ochs sein sollst als ich. ich glaubte ja daß der Brief von deßen Beylagen* du sprachst, von Sternberg an Ahl gewesen sey, denn so etwas blos mündlich zu verhandeln komt mir sehr sonderbar vor. doch geht heute noch ein Brief dahin ab mit allen Fragen und Umständen belastet. Wie gewöhnlich glaube ich nichts, hoffe ich nichts, Fürchte ich nichts, das Resultat erfährst du versteht sich sogleichT. vor der Hand gebe ich aber den Plan zu meiner Schweizer Reise nicht auf, und hoffe noch immer d: 4 oder 5t August hier abzureisen, und besonders auch dem großen Musikfeste in Schaffhausen* beyzuwohnen. wenn von meinen Bekannten in Mannheim jemand connexionen nach der Schweiz hat, so laße dir doch einige EmpfehlungsBriefe* für mich geben und schikke mir sie. Aber bald. du weist man kann solches Zeug nie zu viel haben.

Daß in Wisbaden es eine neue Schöpfung giebt ist mir lieb, denn erstlich bin ich das organisiren schon gewohnt, und zweitens ist es etwas angenehmes der Schöpfer von etwas ordentlichem zu werden, auch hoffe ich daß es nicht schwer halten wird da der Sommer in Wisbaden die Hauptsache ist, im Winter Urlaub zu bekommen. Nun, wir werden ja sehen. Grüße und danke Ahl in meinem Nahmen bestens.

Wenn jezt die Stephanie wollte, so könnte Sie mich wohl engagiren, denn der damals angeführte Grund*, wird doch wohl nicht mehr statt finden. Ich werde mich aber sehr hüthen davon selbst zu reden, oder darum zu bitten, aber durch Penzels köntest du einmal nur so hinhorchen laßen.

Ich habe noch rasend viel zu thun, und besonders nimmt mir der Kreislauf von Visiten den ich aufs neue beginnen muß, ungeheuer viele Zeit weg, Zudem | weist du daß man ohnedieß manche Arbeiten bis auf den lezten Augenblik liegen läßt.

Ich bin begierig auf die Antworten der Br: auf mein *. ich gehe um Danzi herum*, wie ein spähender Teufel.

von Beer habe ich lange nichts gehört. Ich schreibe hier manche Rezension vom Theater*; alles nur um mir die Redact:* geneigt zu machen, auch liefere ich Corespondenz Nachrichten* pp

Antworte nur umgehend gleich wieder, weil es immer 11 Tage braucht ehe so ein Brief Wechsel vor sich geht. mit Nächstem hoffe ich dir den Tag meiner Abreise bestimmter schreiben zu können, und wo du dann deine Briefe hinschikken sollst.

Grüße mir alle Herzlichst. Ewig dein Treuster.

Wie gehts bei Solomés? bleiben Sie in Mannheim?

Editorial

Summary

zur Aufführung von Samori in Darmstadt und Abu Hassan in Stuttgart; Korrespondenz und Rezension des Vereins betr.; Anstellungsaussichten in Wiesbaden

Incipit

Deinen Brief vom 9t huj: erhielt ich den 14t

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: New Haven (US), Yale University, Beinecke Rare Book and Manuscript Library (US-NHub), Frederick R. Koch Foundation

    Physical Description

    • 1 DBl. (4 b. S. einschl. Adr.)
    • am rechten oberen Rand der Rectoseite von der Hand Gottfried Webers: “Erh 23t beantw. 24 Juli 11”, darüber: “11. Juli 19”

    Provenance

    Corresponding sources

    • Bollert/Lemke 1972, S. 38–39
    • tV: MMW I, S. 279–281

Text Constitution

  • das“daß” overwritten with “das

Commentary

  • “4 Tage auf dem Land war”Vgl. Tagebuch 15.-18. Juli 1811.
  • “über die Musik raisoniren”Gemeint sind die Aufführungen von Georg Joseph Voglers Samori in Darmstadt am 30. Juni und 7. Juni, vgl. auch Brief an Gottfried Weber vom 30. Januar 1811 und vom 8. Juli 1811.
  • “seit der Zeit … ich sie gehört”Weber hatte die Wiener Uraufführung von Voglers Samori am 17. Mai 1804 im Theater an der Wien erlebt, vgl. Brief an Thaddäus Susan vom 12. Juni 1804.
  • “die Hymnen”Klären!!
  • “… /: den du per ○”Symbol für Rundschreiben/Zirkulare.
  • “Philok : so fleißig wirkt”Von Meyerbeer war am 16. Juli 1811 im Morgenblatt für gebildete Stände die Rezension der 6 Lieder Gänsbachers erschienen (vgl. Schriften); besondere Tätigkeiten für den Verein sind aber in dieser Zeit sonst nicht erwähnt.
  • “Werke die du übernommen”Keine Hinweise.
  • “Böklins Fragmente”Franz Friedrich Siegmund August Böcklin von Böcklinsau, Fragmente zur höhern Musik, und für aesthetische Tonliebhaber, Freiburg und Konstanz 1811. Laut Tagebuch hat Weber diese Schrift am 22. Juli in München erworben und „sich halb todt darüber gelacht“. Nach Brief an Gottfried Weber vom 2. August 1811 zu schließen, hat Weber auch eine Rezension verfaßt, die allerdings im TB nicht verzeichnet ist und bislang auch nicht ermittelt werden konnte (vgl. auch Brief an Gottfried Weber vom 16. August 1811 und vom 14. Seotember 1811 ). Eine ungezeichnete Rezension war zuvor in der AmZ, Jg. 13, Nr. 22 (29. Mai 1811), Sp. 365–371 erschienen.
  • “Baiersche Musik Lexicon” Felix Joseph Lipowsky, Baierisches Musik-Lexikon, München: Jakob Giel, 1811. Aus mehreren Briefen an Gottfried Weber (vgl. Brief an Gottfried Weber vom 2. August 1811, vom 16. August 1811 und 14. September 1811 ) geht jedoch hervor, daß sich Weber mit der Übersendung der Daten Zeit ließ. In den erhaltenen Briefen ist die Übersendung von Daten zu Lipowsky dann nicht mehr erwähnt.
  • “Recension des Lexic: … der M: Z:”Eine Rezension von Lipowskys Lexikon erschien in der AmZ erst in Jg. 13, Nr. 42 (17. Oktober 1811), Sp. 697–704 (ungez.). Weber bezieht sich hier auf eine Ankündigung des Werkes in einem Bericht aus München, vgl. AMZ, Jg. 13, Nr. 20 (15. Mai 1811), Sp. 343–345. Weitere Rezensionen erschienen in: Zeitung für die elegante Welt, Jg. 11, Nr. 87 (2. Mai 1811), Sp. 694–695 (gez.: D.) und Baierische National-Zeitung, Nr. 119 (20. Mai 1811), S. 479–480 (ungez.).
  • “… . der Vorschlag die ○”Symbol für Rundschreiben/Zirkulare.
  • “Haßan ist in Stuttgart gegeben”Die Aufführung des Abu Hassan (JV 106) fand am 10. Juli 1811 statt, vgl. Schwäbische Chronik, 10. Juli 1811, S. 281 und Theaterzettel, Quelle: Stuttgart LB.
  • “Don Ranudo”August von Kotzebues Don Ranudo de Colibrados, Lustspiel in 4 Akten, nach Holberg frei bearbeitet, wurde vor Webers Abu Hassan gegeben, vgl. Theaterzettel zur Stuttgarter Erstaufführung des Abu Hassan am 10. Juli 1811, Quelle: Stuttgart LB.
  • “Brief von deßen Beylagen”Brief an Gottfried vom 8. Juli 1811.
  • “Musikfeste in Schaffhausen”Musikfest der Schweizerischen Musikgesellschaft in Schaffhausen vom 21. bis 23. August 1811, vgl. dazu die folgenden Briefe u. Brief an Gottfried vom 30. August 1811; eine Ankündigung dieses Musikfestes war kurz zuvor erschienen in: AmZ, Jg. 13, Nr. 26 (26. Juni 1811), Sp. 447–448.
  • “einige EmpfehlungsBriefe”Im Tagebuch fehlen entsprechende Hinweise.
  • “der damals angeführte Grund”Vgl. hierzu Brief an Johann Gänsbacher vom 7. Dezember 1810.
  • Br:abbreviation of “Brüder”.
  • “mein ○”Vgl. Tagebuch, 3. Juli 1811.
  • “um Danzi herum”Weber erwog, Franz Danzi in den Harmonischen Verein aufzunehmen., vgl. Fragment eines Cirkulars von Carl Maria von Weber München, vom Ende Juni/Anfang Juli 1811 .
  • “manche Rezension vom Theater”Weber rezensierte bis zu seiner Reise in die Schweiz folgende Werke: Nicolas Isouard, Cendrillon, opéra-féerie in 3 Akten (Weber-Schriften); Simon Mayr, Ginevra, dramma serio eroico in 2 Akten (Weber-Schriften); Luigi Cherubini, Der Wasserträger, opéra in 3 Akten (Weber-Schriften); Etienne Nicolas Méhul, Joseph in Ägypten, opéra en prose in 3 Akten (Weber-Schriften), Carl Neuner, Der Dichter Geßner, Oper in 1 Akt (Weber-Schriften); Nicolas Dalayrac, Makdonald (= Léhéman ou la tour de Neustadt), opéra in 3 Akten (Weber-Schriften); Bernhard Anselm Weber, Deodata, heroisches Schauspiel mit Gesang in 4 Akten (Weber-Schriften).
  • “die Redact:”Die erwähnten Aufsätze gingen an den Herausgeber des Kritischen Anzeigers, Balthasar Speth, und an Jacob Ignaz Sendtner als Redakteur des Gesellschaftsblatts für gebildete Stände.
  • “Corespondenz Nachrichten”Vgl. TB 15. Juli 1811, sowie Gesellschaftsblatt für gebildete Stände, Nr. 56 (17. Juli 1811), Sp. 455–456 mit Nachrichten aus Stuttgart, Bamberg und Darmstadt; vgl. Brief an Gottfried vom 8. Juli 1811 und Weber-Schriften.

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