Carl Maria von Weber an Caroline Brandt in Prag
Dresden, Montag, 6. Oktober 1817 (Nr. 98)

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An

Mademoiselle

Carolina Brandt.

dermalen Mitglied des Ständ:

Theaters

zu

Prag.

Kohlmarkt 514

2t Stok.

Mein vielgeliebter Muks!

Heute früh kam Dein liebes Brieferl, und der Schreibtisch. ich hoffte schon diesen Brief an ihm schreiben zu können, aber das Schloß war verrostet und wir musten ihn aufsprengen. Uebrigens ist er glüklich angekommen, sehr schön und groß wie ein Oz.      Zugleich ist auch dein Kleiderschrank da, kurz es ist eine Wirhtschaft zum toll werden. Doch wohne ich jezt schon in meinem ArbeitsZimmer was klein und nett ist, und dir gewiß gut gefallen wird. Wenn du nur schon drinnen hotten könntest. ich habe ein ganz kleines Ett Sopha bestellt, für uns 2. denn viel Plaz ist nicht und den grösten hat wie billig der Sekretär und Pianoforte. Auch habe ich recht an dich gedacht bei der Kälte die mich gezwungen hat meinen neuen Ofen zu probiren. Wenn du bey dir nicht heizen kannst, so ziehe doch in die Stadt Wien, was willst du dich denn krank machen? das wäre noch schöner.      doch nun zu deinem lieben heitern Briefel No. 98. Also den Vater Bombe hast du drauf angesehen daß er von mir kam? auf was wirst du mich denn ansehen?       Wilhelmi hat Gestern im häuslichen Zwist, und Vertrauten, beßer gefallen*. aber er hat sich wirklich alle Untugenden vom Bayer angewöhnt.      daß es bey euch schön zu geht, kann ich mir denken. nun sieh du das als eine Komödie an, und ziehe gute Lehren draus.      Daß die Liebich die Gage schikte ist hübsch von ihr, und gut für uns.           du! du! das sezt Haue wenn du dem Dr: nicht folgst, und wenn ich komme und du bist krank – , so sezze ich mich gleich wieder auf mein Schiff und fahr fort –      Ey, jezt hat die Mamsell Lust nach Italien? wollen sehen wie sich die Gnädige Frau aufführt, und obs erlaubt wird. – Abermals gestört, O, es ist manchmal bey mir um des Teufels zu werden. – –

Donnerstag soll ich kommen? ja das Kommen ist noch nicht bestimmt. Mit Baßi habe ich eine Bout. Champ: gewettet daß ich vor dem 20t wegkomme. Gott gebe daß ich gewinne, an mir liegt es nicht. Uebermorgen hoff ich mit der Kantate fertig zu werden.

Die arme Grünb. welch unglückliches Paar wenn sie die Stimme verlöhre. Herrn Machek kann ich nicht brauchen.      Wie ich deinen Korb auspakte war ich recht zu dir versezt, wie ich so manche oft gebrauchte Kleinigkeit wieder fand.      Nun noch Tagebuch. d: 4t Chor Probe Cantate, gearbeitet. Abends in eine neue ital: Oper* und dann wieder gearbeitet. Gestern gearbeitet. Von Kopenhagen ist ein Sänger gekommen um bey uns zu studieren. um 1 Uhr in die Kirche zur Firmung* bis ½ 4 Uhr dann zu Mittag gegeßen. und um 7 Uhr zu den Prinzen und Prinzeßinnen. Musik gemacht. sie waren ungemein liebenswürdig und gut. sie hörten mich zum erstenmale spielen, und waren erbaut. auf freundlichste wurde ich nach Florenz eingeladen*. – siehst du, da komt schon Hoffnung zur ital: Reise. – dann wieder geschrieben. Heute früh Probe von der Kantate. dann was für dich gekauft*, jezt, gestört 4000 mal, und kaum die paar Zeilen vollenden könnend. Meine Kantate wird nicht schlecht, die Italiener sind ganz außer sich darüber. Es ist gut daß wir beide so sehr beschäftigt sind, sonst wäre es gar nicht auszuhalten, so aber habe ich so viel für dich zu besorgen und zu denken, daß ich gar nicht an dich zu denken Zeit habe. Wie wohl wird mir in der Ruhe sein. Pflege und warte mich nur recht schön.

Grüße alle bestens. Gott segne dich + + + schone deine Gesundheit. behalte lieb deinen dich über alles liebenden
treuen Carl.

Millionen Bußen.

Editorial

Summary

über Ankunft von Möbeln; Wilhelmis weitere Auftritte; Privates; hofft am 8. mit der Kantate fertig zu werden; erwähnt Kantatenproben, Ankunft eines dän. Sängers, Firmung, Musik bei den Prinzen, Einladung nach Italien

Incipit

Heute früh kam dein liebes Brieferl, und der Schreibtisch

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Mus. ep. C. M. v. Weber 128

    Physical Description

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • Siegelspur und -loch
    • Rötelmarkierung von Max Maria von Weber

Thematic Commentaries

Text Constitution

  • Nsupplied by the editors
  • “Wirhtschaft”sic!
  • r“s” crossed out and replaced with “r
  • “zu”added above

Commentary

  • “… und Vertrauten , beßer gefallen”Vgl. den Bericht in der Abend-Zeitung vom 17. Oktober 1817.
  • Bout. Champ:abbreviation of “Bouteille Champagner”.
  • “… in eine neue ital: Oper”Vgl. den Bericht in der Abend-Zeitung vom 17. Oktober 1817.
  • “… in die Kirche zur Firmung”Laut Tagebuch war Weber Firmpate von Franz Ricci.
  • “… wurde ich nach Florenz eingeladen”Zu den möglicherweise anwesenden Personen und den Musikdarbietungen vgl. die Tagebuchnotizen inklusive Kommentar.
  • “… dann was für dich gekauft”Gemeint ist wohl der im Tagebuch erwähnte Schlafzimmerteppich.

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