Carl Maria von Weber an Caroline von Weber in Dresden
Leipzig, Montag, 4. Juli 1825 (Folge 1, Nr. 2)

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An die

Freyfrau, Carol[ina] von Weber.

Hochwohlgebohren.

Dresden

im Koselschen GartenT.

No: 2.

Schon um ½ 11 Uhr bin ich in Gottes Schutz glüklich hier angelangt. Nachdem ich Gestern Abend noch unbeißbaren Rinderbraten und räucheriches Brot und Suppe hatte eßen sollen, auf Federn schlafen mußte, und doch recht süß von ¾ auf 9 Uhr bis 4 Uhr schlief.      Da schlieft Ihr hoffentlich noch alle wie die Razzen. Heute wird Dir wohl Horrak, den ich in Luppe sprach, Nachricht von mir bringen, und Morgen kriegst du diese Zeilen. da bist du dann viel glüklicher als ich, der ich 9 lange Tage warten muß ehe ich Nachricht von meinen Lieben habe. Bekker war auch in Luppe übernacht, wenn du H. v. Lüttichau siehst, so sage ihm daß Bekker ganz laut dem Horrak erzählt habe daß er Mitglied des Dresdner Theaters geworden sei, und entweder schon in 14 Tagen oder in 2 Monaten sicher käme. Horrak ist der Schwiegersohn von Hunt, wir brauchen also keine Glokken. —

Es ist nöthig daß dieß H. v. Lüttichau weiß, damit Er, kömt ihm das Gerücht zu Ohren, nicht glaubt wir hätten geschwazt.      Vor Tische habe ich noch einige Besuche gemacht, und jezt soll es wieder los gehen. Wir sind alle recht munter. und Hans und Grete thun als wenn gar nichts paßirt wäreT. so viel ich jezt bemerke werde ich täglich circa 5 rh gebrauchen mit dem Uebernachten nähmlich, und dabei ist auch täglich über ein Thaler Chaußeé Geld. Doch, wenn man an die gewißen Straßen denkt die wir miteinander gemacht haben, und eigene Wagen und Pferde, so zahlt man mit Freuden; denn solches Reisen ist eine wahre SpazierfahrtT.

Glüklicher hätten wir es auch nicht treffen können zum Anfange, als mit diesem unserm We[tter][…] 12 Uhr schien wieder die Sonne, damit ich nicht naß werde bei meinen Visiten. Gestern wäre ich aber bald noch recht tüchtig naß geworden, in Luppe bei dem Schwi[mm]künstler der seine Streiche eine 4tel Stunde vor der Stadt in einem Teiche macht, und wo es tüchtig zu regnen anfieng. ich wurde aber meiner Wirthin ansichtig und flüchtete unter ihren Schirm bis das Schauerchen vorüber war.      Vielleicht sind wir gestern alle zu gleicher Zeit schlafen gegangen. Die Luft hatte mich doch ermüdet. ich w[ollte] noch ein bißel englisch [le]sen, aber die Augen fielen mir zu, [dann] puzte ich das Lichtel, gab Lina, Lex, Max gute + + + und — weg war ich.      [Ich] hoffe, und flehe zum Himmel daß du brav bist. bitte, bitte alter Herr, kränke mich nicht, belüge mich aber auch nicht.      Morgen Mittag will ich in Weißenfels den Müllner besuchen, in Naumburg schlafen, und Uebermorgen in Weimar sein.

Gott segne Euch. Ich umarme Euch in treuer Liebe, mein gliebtes Leben. behalte du auch lieb [deinen ewig] treuen Carl

Editorial

Summary

weitere Schilderung der Reiseroute, Begegnung unterwegs mit dem Schauspieler Carl Becker, Ankunft in Leipzig, ist froh, mit eigenem Wagen fahren zu können, will in Weißenfels Müllner besuchen und hofft, am 6. Juli in Weimar einzutreffen

Incipit

Schon um 1/2 11 Uhr bin ich in Gottes Schutz

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Mus. ep. C. M. v. Weber 186

    Physical Description

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • Siegelrest und -loch.
    • PSt: LEIPZIG | 4 Jul 25
    • geringer Textverlust durch Beschädigung

    Provenance

    • Weber-Familiennachlass

    Corresponding sources

    • Joachim Veit, Eveline Bartlitz und Dagmar Beck (Hg.), “...die Hoffnung muß das Beste thun.” Die Emser Briefe Carl Maria von Webers an seine Frau, München 2003, S. 27f. (mit Faks.)

Text Constitution

  • illegible (approx. 4 words)
  • “… naß werde bei meinen Visiten.” Von hier ab im restlichen Brief Textverluste durch Papierverlust und Ausbleichungen.

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