Carl August Böttiger an Heinrich Blümner in Leipzig
Dresden, Sonntag, 27. Januar 1822

Zurück

Zeige Markierungen im Text

Absolute Chronologie

Vorausgehend

Folgend


Korrespondenzstelle

Vorausgehend

Folgend

Herrn Oberhofgerichtsrath

D. Blümner

in

Leipzig

frei

Mein edler Freund!

[…] Heut ab 8 Tage u 3 Proben ist die dritte Aufführung des Freischütz und die zweite Redoute im großen Opernhaus. Verlangen Sie mehr auf einmal?

Ganz neu und für Dresden ohne Beispiel war die gestrige erste Aufführung des Freischütz. Welch eine Präzision der Aufführung beim Orchester, welche Pünktlichkeit u. Angemessenheit der ges: Decoratio in der Wolfsgrube. Es hatten sich die besten nicht beschäftigten Schauspieler in die Rollen der Maschinerie getheilt, so dirigirte z. B. Werdy die Fledermäuse. […] Personen waren in voller Thätigkeit. Helwig hat Wunder gethan. Es hat ca 1000 Th. gekostet. Agathe als = Funk, Anne = Hase, Caspar = Mayer unverbesserlich! Nur Bergmann ließ zu wünschen übrig. Minuten dauerte der Beifall nach der unvergleichlichen Ouvertüre. Nach dem zweiten Acte kam ein Lorbeerbaum mit bedruckten Atlasbändern und Rosenkränzen ins Orchester, wo Weber sizt, der hinausgegangen war. Den zurückgekommenen empfing ein Unisono des rauschendsten Wilkommens. So erhielt jedes einzelne Stück die lauteste Anerkennung. Höchst reizend war der Chorgesang der wirklich lieblichen Brautjungfern. Der Jäger[chor] wurde nach stürmischem Ruf noch einmal gefordert und gesungen. Der Chor war unendlich gut einstudirt. Weber zieht diesen Theil ganz der Berliner Leistung vor. Als der Vorhang gefallen war, erscholl dem Meister ein dreimaliges Vivat in wunderbarem Getümel. Nun brauste aber erst der Sturm recht los, bis endlich der ungestüm gerufene Weber zwischen Agathe und Anne hinter dem Vorhang hervortrat und sich stumm verneigte. Endloses Rufen und Beifallklatschen.

Komm Freund, Höre, sieh selbst. ihr
ganz eigener
Böttiger

Weber reist in der zweiten Woche des Februar nach
Wien. Dann also weiter kein Freischütz!

Apparat

Zusammenfassung

Beschreibt ausführlich die Erstaufführung des Freischütz am 26. Januar in Dresden, lobt die Mitwirkenden auf und hinter der Bühne und besonders Weber und fordert Blümner auf, sich die Aufführung anzuschauen solange Weber noch in Dresden ist, denn er fährt in der 2. Februarwoche nach Wien

Incipit

Jedes Briefchen von Ihrer Hand ist willkommen.

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Leipzig (D), Stadtgeschichtliches Museum, Bibliothek (D-LEsm)
    Signatur: A/2012/129

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S.)
    • Textverluste durch Siegelausriss

Textkonstitution

  • unleserliche Stelle
  • „Getümel“unsichere Lesung

Einzelstellenerläuterung

  • 1821recte „1822“.
  • ges:Abk. von „gesamten“.

    XML

    Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist,
    so bitten wir um eine kurze Nachricht an bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.