Caroline von Weber an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Dresden, Mittwoch, 20. April 1836

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Dem

Herrn Musiklehrer F. Wilhelm

Jähns, Wohlgeboren

in

Berlin.

Spittelbrücke No. 3.

frey.

Es wird Ihnen auffallend sein guter Jähns dass die sonst so träge Schreiberin noch ehe ihr letzter Brief beantwortet wurde schon wieder die Feder ergreift. Aber ich fürchte fast Sie werden mich dieses Eifers wegen nicht sehr loben wenn Sie sehen dass es nur eine Bitte an Sie ist die diese Zeilen veranlasst; und noch dazu eine Bitte die Ihre, ohnehin so kostbare Zeit in Anspruch nimt. Aber so gross ist mein Vertrauen auf Ihre Güte für uns dass ich es trotz dem darauf hin wage Ihnen meine Bitte ans Herz zu legen. Ich bin nehmlich von einen Bekanten, sehr rechtlichen Mann, ersucht worden ihm in einer Sache mit Rath und That beyzustehen die leider so ganz ausser meinen Bereich liegt dass nur meine Zuversicht auf Ihre Gefälligkeit mich veranlassen konnte ihn nicht ganz ohne Hoffnung zu entlassen —. Der Sohn dieses Bekanten ein äusserst talentvoller, fein gebildeter junger Mann, hat mit dem grössten Wiederwillen, den Wunsch des Vaters gemäss, Jura studiert, und ist erst vor Kurzen von der Universität zurückgekehrt. Da sich nun aber seine Abneigung gegen den aufgedrungenen Standt nur immer vergrösserte, hat endlich sein Vater seinen Bitten nachgegeben und ihm erlaubt die Musikhandlung zu erlernen. Leider ist nun aber in unsern guten Dresden keine Handlung der Art von Bedeutung auch wünscht der junge Mann in eine grössere Stadt und vorzugsweise nach Berlin zu gehen weil da doch viel gute Musik zu hören ist. Er wante sich an mich weil er glaubte mein Name konnte ihm zu etwas nützen, ich aber kenne von all den Berliner Verlegern, ausser Schlesinger, auch nicht einen persönlich und muss daher seine Bitte an mich auf Sie übertragen lieber Freund. Können, und wollen Sie nun wohl die Güte für mich haben und sich bey den Bedeutendsten Musikhändlern erkundigen, (und wäre es auch bei Schlesinger) ob wohl einer gesonnen wäre einen Lernenden anzunehmen „der jede nöthige Vorkentniss, mit bedeutent musikalischen Talent, und den regsten Eifer für die Sache verbindet?[] Von seinem Vater, einen recht wohlhabenden Mann, hat er in jeden Fall die thätigste Unterstützung zu erwarten. Ich bitte guter Jähns thun Sie in der Sache was Sie können, denn die Leute sind rechtlich und brav, und der Sohn wird gewiss Ihrer, und meiner Entfehlung Ehre machen. Thun Sie einmal als wenn es mein Max wäre für den Sie handelten. Mir ist bey solchen Anlass immer der Gedanke gegenwärthig „wie wohl wird dir es thun wenn gute Menschen einmal freundlich für deine Kinder sorgen[]. Doch ich brauche Ihnen die Sache nicht mehr an’s Herz zu legen, ich weiss Sie thun was Sie können

Da Ihr auf meinen letzten Brief noch nicht geantwortet will ich, meiner erprobten Erfahrung gemäss glauben, dass es Euch gut, recht gut geht. Mir geht es jetzt auch recht gut denn mein Max hat mir grosse Freude gemacht. Er ist nehmlich diese Ostern in die Technische Anstaldt aufgenommen worden und nach der Prüfung nicht, wie es seinen Alter gemäss zu erwarten war, in die 3te, sondern in die 1te Klasse gekommen. Erst wenn Sie selbst Vater sein werden, können Sie fühlen wie glücklich mich das macht. Damit aber die geplagten Leute nicht noch mehr zu beantworten bekomen will ich meinen bittevollen Brief nur noch die Bitte hinzufügen „recht bald zu antworten denn viele herzen warten mit Sehnsucht auf eine günstige Nachricht[].

Es grüsst Sie und Ihre gute Frau mit herzlicher FreundschaftdieFamilie Weber.

Apparat

Zusammenfassung

bittet ihn, für den Sohn eines Bekannten zu versuchen, eine Lehrstelle in einer Berliner Musikalienhandlung zu finden, wenn es sein muss auch bei Schlesinger

Incipit

Es wird Ihnen auffallend sein guter Jähns

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Frank Ziegler; Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Signatur: Mscr. Dresd. App. 2097, 10

    Quellenbeschreibung

    • masch. Übertragung nach dem verschollenen Original (Nr. 11 des Konvoluts)
    • 3 S.

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