Caroline von Weber an Ida Jähns in Berlin
Dresden, erhalten Dienstag, 11. Juni 1839

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Du hast es mir zur Pflicht gemacht meine liebe Ida Dir in diesen Tagen zu schreiben und so nehme ich denn auch die Feder zu Hand, um Dir zu sagen, dass ich Dir jetzt unmöglich schreiben kann, denn Deine lieben Zeilen trafen mich gerade im Einpacken, und ausräumen, und da ich erst seit wenig Tagen von einen kleinen Gallenfieber genesen bin, so greift mich alles noch sehr an, und ich muss das Ausziehen sehr langsam betreiben. Trotz dem bin ich aber doch Abends so matt, dass ich mich sehr ins Bett sehne, und es mir unmöglich wäre einen langen Brief zu schreiben. Da ich aber viel auf dem Herzen habe muss[t] Du mir schon Frist schenken bis ich in neuen Logie in Ordnung bin, und mich etwas erholt habe. Nur so viel sage Deinen Mann dass ich über den Irrthum wegen dem Musikstük nicht im geringsten böse bin, das ich es höchst albern fände, wollte ich ihm das zur Last legen, was wir, am Ende, alle mit ihm theilen*, aber, aber — — — doch still jetzt, ich mag an die dumme Geschichte jetzt gar nicht denken, mein armer schwacher Kopf schmerzt gleich sehr, und es ist besser ich lasse noch einige Zeit vergehen ehe ich den Jähns mein Herz ausschütte. Ich dachte mit der Krankheit würde alle Bitterkeit schwinden, aber ein kleiner Nachgeschmack ist doch noch geblieben, drum, besser ich verarbeite den auch erst noch. Gott sey mit Dir meine gute Ida und lasse Dir, und Deinen lieben Kinde das Bad gut bekommen. Ich umarme Dich, und grüsse Deinen Mann.

Unwandelbar
Deine treue Freundin
C. v. Weber

In wenig Tagen wohne ich am See Nr. 50.b. zwey Treppen.

Apparat

Zusammenfassung

Mitteilung über eigene Krankheit und Umzugs‑Stress und dass sie in wenigen Tagen am See Nr. 50b (2 Treppen) wohnen wird

Incipit

Du hast es mir zur Pflicht gemacht meine liebe Ida

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Frank Ziegler, Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Signatur: Mscr. Dresd. App. 2097, 47

    Quellenbeschreibung

    • masch. Übertragung nach dem verschollenen Original (Nr. 47 des Konvoluts)
    • 2 S.
    • am Kopf die Notiz: „Empfangen den 11. Juni. 39.“

    Einzelstellenerläuterung

    • „… Ende, alle mit ihm theilen“Im Rahmen der für Caroline von Weber von Jähns mit Schlesinger verhandelten Drucklegung „Nachgelassener Werke“ von Weber hatte Jähns auch die Variationen für Violoncello und Orchester als ungedrucktes Werk zur Publikation vorgeschlagen. Erst nachträglich stellte sich heraus, dass große Teile der Komposition bereits in Webers Grand Potpourri enthalten waren, das 1823 bei Simrock erschienen war (PN: 2082.). Daraufhin wurde die geplante Drucklegung zurückgezogen; vgl. Heinrich Schlesingers Briefe an Caroline von Weber vom 22. Mai 1839 sowie an Mathias Wielhorski vom 16. November 1839. Letzterer war (als Cellist) ursprünglich offenbar als Widmungsträger der Ausgabe vorgesehen; statt dessen wurde ihm die im Juli 1839 publizierte 2. Sinfonie dediziert.

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