Caroline von Weber an Friedrich Wilhelm und Ida Jähns in Berlin
Dresden, erhalten Samstag, 30. September 1843

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In aller Eile meine lieben Kinder nur ein paar Worte, welcher ein Freund, der soeben nach Berlin abreisst, und der Alex gern mitnehmen wollte, zu Euch befördern wird. Wahrscheinlich hätte Herr Schlesinger ihm die Uiberraschung ohnehin verdorben, denn nach den paar Zeilen die er mir als Abschied schrieb, scheint er nichts Eiligeres zu thun zu haben als den Alex bey Euch anzumelden. Wäre noch aus dem Reiseplan etwas geworden, hätte er sich bey Alex gewiss eine geistige Tracht-Prügel verdient, den da er nur einen Tag hätte in Berlin bleiben können, hätte ja der Hauptspass darin bestanden zu erscheinen um zu verschwinden. Leider aber kann auch aus dieser Freude nichts werden, den Alex muss Montag früh zu Häberer* ins Atelier, und würde, da es der erste Tag ist, wo er unter seiner Leitung arbeiten wird sich bedeutend durch eine Versäumniss schaden. Uiberhaupt wird er nun recht ernstlich an die Arbeit müssen, denn so Gott will! wird er künftiges Jahr ein Bild zu Euch auf die Ausstellung schicken*. Mein Portrait haben wir gestern von der Ausstellung zurück erhalten* und wollen nun einen Kasten machen lassen um es den Kindern Jähns auf ihre Ausstellung zu senden.

Uiber die Schlesingerische Angelegenheit schreibe ich Euch nächstens ausführlich, nur so viel kann ich Euch versichern, dass die Sache nicht von mir ausgegangen ist, ja, dass ich ganz überrascht war als Maxens Advokat mir versicherte, dass wir bedeutende Ansprüche an Schlesinger zu machen hätten. Ich habe es ihm auch ganz übergeben und mag weiter nichts davon wissen. Haben wir Rechte, und ist unsere Forderung billig, so sehe ich nicht ein warum wir grade Schlesinger etwas schenken sollten*. Max wird auf seiner Reise nach England recht gut etwas davon brauchen können. Uibrigens ist der Advokat der Kinder, kein dummer Mann, wie Schlesinger meint, sondern ein höchst rechtlicher, eifriger und kluger Jurist, der durchzuführen weiss was er beginnt, und dem es Ehrensache ist einzubringen was Engelhardt und Winkler verseumt haben. Am Montag bin ich wieder ins Winterquartier gerückt und habe seit dem, jeden Tag ein volles Haus voll Besuch gehabt. Vor allen freute mich die Ankunft eines alten Frankfurter Freunden, welcher mir treue Anhänglichkeit durch 30 Jahre bewahrt hat. Er ist der Bruder des bekannten Dr. Bören, und Er ist es, welcher Euch diese Zeilen, welche in aller Eile geschrieben, nur ein Lebens, und Gesundheitszeichen sein sollen, mitnimmt*.

In den nächsten Tagen, wenn das Bild abgeht, schreibe ich eine lange Epistel, so lang, dass Ihr ausrufen sollt „O halt ein mit deinem Segen![] Für Heute aber, wo unser Freund bey uns sitzt, und auf den Brief wartet, nun nichts weiter, als Gruss und Kuss Euch Allen und die Bitte Ihr mögtet uns alle lieb behalten, so lieb wie wir Euch haben.C. v. Weber

Apparat

Zusammenfassung

gibt einem alten Jugendfreund (Bruder von Dr. Bören), der ihr über 30 Jahre die Treue gehalten hat und der nach Berlin reist, diesen Brief mit, in dem sie mitteilt, dass Alex nicht nach Berlin reisen kann, da er am Montag (2. Oktober) ins Atelier zu Häberer muss; nächstes Jahr wird er ein Bild nach Berlin auf die Ausstellung schicken; ihr Porträt haben sie von der Ausstellung zurück erhalten und wollen einen Kasten machen lassen, um es den Kindern Jähns auf ihre Ausstellung zu senden; über die Schlesingersche Angelegenheit schreibt sie ein andermal; Max hat einen Anwalt genommen, der der Meinung ist, dass sie Forderungen an Schlesinger haben; Winkler und Engelhardt hätten das versäumt

Incipit

In aller Eile meine lieben Kinder

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Frank Ziegler Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Signatur: Mscr. Dresd. App. 2097, 84

    Quellenbeschreibung

    • masch. Übertragung nach dem verschollenen Original (Nr. 84 des Konvoluts)
    • 3 S.
    • am Kopf die Notiz: „Empfangen den 30. Sept. 43.“

Textkonstitution

  • „… darin bestanden zu erscheinen um“dreifach unterstrichen
  • „eine“sic!
  • „Freunden“sic!

Einzelstellenerläuterung

  • „… muss Montag früh zu Häberer“Übertragungsfehler für Julius Hübner, Professor an der Dresdner Kunstakademie und nachfolgend Lehrer von Alexander von Weber.
  • „… Euch auf die Ausstellung schicken“Alexander von Weber schickte 1844 sein Bild „Jungfrau, einen Helm bekränzend“ zur 34. Berliner Akademieausstellung; vgl. Verzeichniss der Werke lebender Künstler, welche [...] vom 15. September bis zum 17. November öffentlich ausgestellt sind. 1844. XXXIV. Kunstausstellung der Königlichen Akademie der Künste, S. 98 (Nr. 1121).
  • „… von der Ausstellung zurück erhalten“Das Porträt Caroline von Webers, gemalt von Alexander von Weber, wurde 1843 in der Dresdner Akademieausstellung als „Weibl. Portait. Oelgemälde nach der Natur“ präsentiert; vgl. Verzeichniß der vom 16. Juli 1843 an in der K. Sächs. Akademie der Künste zu Dresden öffentlich ausgestellten Werke der bildenden Kunst, Dresden [1843], S. 21 (Nr. 239).
  • „… grade Schlesinger etwas schenken sollten“Vgl. die ausführliche Erklärung im folgenden Brief.
  • „… und Gesundheitszeichen sein sollen, mitnimmt“Vermutlich ist Philipp Jakob Börne gemeint; vgl. Rätsel um Caroline von Weber und Ludwig Börne.

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