Caroline von Weber an Katharina Huberta von Weber in Chemnitz
Dresden, Donnerstag, 20. Mai 1847

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An

die Freyfrau Chatarina v. Weber

in

Chemnitz

Liebes Nettchen!

Da Du nun doch Paulinen mit hieher bringst, und Max, welchen ich gestern sprach, es wünscht daß du deine kleine Wirtschaft für dich haben sollst um aller Unannehmlichkeit vorzubeugen, welches unausbleiblich wäre wenn die 3 Mädchen in einer Küche handthieren sollten, auch ich nur ungern meine ruhige Ordnung aufgäbe, so habe ich Dir den Vorschlag zu machen daß Du mein Gast bist, die Mädchen aber in einer Kochmaschiene im Souterin für sich, nach Deiner Anordnung kochen, wo sich dann überhaupt Pauline, wenn Du ihr etwas zu thun geben kannst, aufhalten soll.

Eben so wird die Röse da unten waschen pp In jedem Fall wird es gut sein, wenn wir darauf halten daß die Mädchen so wenig als möglich zusamen komen, und meine Josephe streng ihre Arbeit allein wie bisher macht. Es würde auch wohl zu rathen sein daß Pauline nicht außer dem | Hause schliefe weil sie sonst gewiß, durch die all zu große Freyheit so verdorben würde daß Du das Opfer, welches Du durch ihr Hiersein bringen mußt, am Ende wohl zu bereuhen hättest. Freylich bin ich sehr bettarm und könnte ihr, außer einem Sopha, nur noch ein paar Kißen geben. Doch es ist ja Sommer, und die Deken von Röse bringst Du ja wohl mit? Deine kleinen Vorräthe zum Anfang Deiner Wirthschaft habe ich besorg[t], wie auch Holz und Kohlen, und somit würdest Du dann hier so selbstständig wie möglich leben. Gebe nur Gott recht schönes Wetter damit Du und Marichen recht viel in der freyhen Luft Euch stärken könnt, damit die Reise, welche doch eine große Strapaze ist, auch sich wieder belohnt. Der arme Max war gestern recht leident, und ich fürchte wenn er nicht folgt und das Trinken erhitzender Sachen | läßt, so wird er das böse Uibel nicht wieder ganz los. Wollte Gott er könnte 14 Tage Urlaub bekomen um seinen Brunnen hier zu trinken. Wache ja recht über ihn, damit er dem Artzt recht folgt. aber nicht nur so lange er krank ist. Du glaubst nicht wie ich mich auf das Wiedersehen meines kleinen Marichens freue! Wäre nur erst die Reise überstanden, ich fürchte Max wird dabey recht ungeduldig werden. Ja, er muß auch einmal die Schattenseiten der Vaterschaft kennen lernen, denn bis jetzt ist ihm alles fatale dabey erspaart worden.

So eben war Baumgarten hier, und gab mir die angenehme Versicherung daß meine Herzadern sehr erweitert wären, und ich mich sehr vor aller Gemüthsbewegung zu hüthen hätte. Ja, da hüths sich einmal Einer! Das Rezept kann man in keiner Apotheke machen laßen. – So leb denn wohl liebes Nettchen. Grüße, und küße Max und Marichen von mir. Verliere die Gedult auf der ewig langen Fahrt nicht, und komt alle Gesund und heiter zur alten Mama. Gott sey mit Euch allen + + + . Stets Eure Treue Mutter

Apparat

Zusammenfassung

macht ihr Vorschläge, wie sie sich mit den Dienstmädchen in ihrer Dresdner Wohnung (?) einrichten sollen, sorgt sich um Maxens Gesundheit und freut sich auf das Enkelchen, teilt ihr mit, dass ihr Arzt Baumgarten ihr eröffnet hat, dass ihre Herzadern sehr erweitert seien und sie sich vor Gemütsbewegungen zu hüten hätte

Incipit

Da Du nun doch Paulinen mit hieher bringst

Überlieferung

  • Textzeuge: In Privatbesitz

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (4 b. S. einschl. Adr.)
    • Datierung nach Poststempel: DRESDEN 20 MAI / 1847

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Hartmut Herbst, Max Maria von Weber, Düsseldorf 2000, S. 171f.

Textkonstitution

  • „aber nicht nur … er krank ist.“über der Zeile hinzugefügt

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