Caroline von Weber an Katharina Huberta von Weber in Chemnitz mit einer Nachschrift von Max Maria von Weber
Dresden, Sonntag, 19. September 1847

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Mein liebes Nettchen!

Um dich völlig zu beruhigen schreibe ich Dir heute schon wieder um Dir mitzutheilen daß unser Max fast gänzlich wieder wohl ist, und am Dienstag früh nach Riesa zurükkehren wird. Leider wird durch dieses Unwohlsein sich sein Aufendhalt in Riesa verlängern müßen und er wahrscheinlich vor Ende Sep nicht nach Chemnitz zurückkomen können. Habe Geduld mein Nettchen und trage das Unvermeidliche mit Ruhe. Schone Deine Gesundheit damit Du Max mit Heiterkeit empfangen kanst.

Wir sprechen Stündlich von Dir und klein Hüschchen, und Max sehnt sich sehr Euch beide zu sehen. Gestern war die Hochzeit der Fr Scharschmid, und der Tag erinnerte mich scher an den 27t Aprill – die Mutter war auch sehr bewegt und die Braut zerfloß in Thränen. Nun Gott gebe seinen Segen! ich sehe jedes Mädchen mit Angst und Zagen den wichtigen Schritt thun, denn bey uns armen Frauen hängt ja alles | davon ab ob wir gut oder schlim gewehlt haben wo hingegen die Männer, wenn nicht alles nach Wunsch ausfällt sich entweder schadlos halten oder in der Zerstreuung ihrer Geschäfte Erleichterung finden. Das Schwerste ist daß wir armen Frauen oft bey allem innern Leid und Sorgen immer Liebenswürdig bleiben sollen und dem Herrn der Schöpfung zu gefallen suchen müßen, wenn Er gleich das Priwilegium hat im Hause ein kleiner […] sein zu dürfen.

Max muß immer noch strenge Diät halten und alle geistigen Getränke sind ihm, Gott lob! verboten. Der Aufendhalt in Riesa hat in dieser Hinsicht recht üblen Einfluß auf ihn gehabt und hauptsächlich darum bin ich darüber betrübt daß er diesen Winter so oft dahin zurückkehren muß. Aber was ist zu machen? Es ist einmal die Folge seines Berufs und dem muß er gehorchen. Du hast ja jetzt zum Trost in allem Leid Dein lieb k[l] ein Engelchen. Ach hätte ich die, dann wollte ich nicht klagen, so aber fürchte ich mich sehr vor diesen Winter. Brauer hat sich auch ganz von mir abgewahnt und komt nur wie zum Frohndienst auf | Augenblike. Um die treue Seele thut es mir von Herzen leid, aber ich kann es ihm nicht verdenken daß er dahin geht wo er sich beßer amüsirt als bey uns. Schreibe mir doch wie Du Deine Tage verbringst und ob Du mit Deinen Dienstleuten zufrieden bist. Vergiß ja die Komode und das Dienstbuch nicht damit mir das Volk nicht etwa über den Hals kömt. Sprich aber ja selbst mit Schurig, und sage ihm, daß Du für die Kosten des Tranzportes nicht stehst. Gestern Nachmittag war großer Kaffee bey Mad. Poldamus wo ich auch ein Stündchen hinging. Es war ein bischen ledern wie bey allen Damen Kaffees wo nicht räsoniert wird. Und da leider fromme Frauen zugegen waren so blieb die Unterhaltung auch in dem engen Kreis, von Stiken, Stricken, Mayden, und Haushaltung. Nun, wenn man sich dabey auch nicht amüsirt, so wird man dadurch doch nicht schlechter, und das ist schon etwas werth. Hast Du die Krause oft gesehen? bist du schon bey der Wendler gewesen? komt Ploß und Susemiel | oft zu Dir? sey doch ja recht freundlich mit den guten Leuten welche Dich ja so herzlich empfangen haben. Und nun, vor allem schreibe mir Alles und Jedes von meinem lieben lieben kleinen Marichen. Sey ja recht vorsichtig mit ihr und laß bey den kalten Nächten in Deiner Schlafstube morgens Feuer machen damit sich das liebe Kind wenn sie aufsteht nicht erkältet. Es wäre die Sparsamkeit am unrechten Ort wenn dies liebe Wesen darunter leiden sollte, und am leichtesten erkältet man sich wenn man warm aus dem Bett komend in einer kalten Stube sein muß. Gott sey mit Dir mein liebes Nettchen. Sey guten Muths und denke an Deine Gesundheit. Ich grüße und küße Dich und Marichen tausend mal + + + Sieht sie wohl ein wenig nach der Großmama? ach wohl nicht? Schreibe mir doch den Familiennamen von Therese, ich mogte ihr gern einen Revers wegen dem Schrank schicken.

[Nachschrift von Max Maria:] Mein guter alter Herzenshusch. Dein alt dumm Männi muß doch auch noch einige Zeilen unter Mamas Brief schreiben und Dir melden daß es ihm Gott Lob wieder besser geht so daß er hoffen kann morgen Nachmittag wieder nach Riesa abreisen zu können. Das waren einige böse Tage für mich die Diät, denn ich durfte buchstäblich fast nichts essen hatte mich barbarisch heruntergebracht seit gestern aber bin ich wieder oben drauf und laufe herum, esse Bouillonsuppe etc, so daß ich wieder ganz bei Kräften bin. Gott sei mit Dir mein guter alter Herzenshusch! Von Riesa aus schreibe ich Dir sogleich wieder und gegen das Ende dieses Monats hoffe ich zu Dir zurückkehren zu können. Mit der herzlichsten Liebe umarmt Dich und das süße Kleine

Küßchen Dein Maxe.

Apparat

Zusammenfassung

Max ist wieder wohlauf, muß aber strenge Diät halten, Alkohol ist ihm verboten, worüber sie froh ist und kann nach Riesa fahren; er wird erst Ende des Monats nach Chemnitz zurückkehren, Bericht von einem Kaffeekränzchen bei Fr. Poldamus und klagt, dass Brauer so selten kommt

Incipit

Um Dich völlig zu beruhigen schreibe ich Dir

Überlieferung

  • Textzeuge: In Privatbesitz

    Quellenbeschreibung

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Hartmut Herbst, Max Maria von Weber, Düsseldorf 2000, S. 172f.

Textkonstitution

  • „[…]“gelöschter Text nicht lesbar
  • „in dieser Hinsicht“über der Zeile hinzugefügt
  • u„y“ überschrieben mit „u

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