Caroline von Weber an Friedrich Wilhelm und Ida Jähns in Berlin
Dresden, erhalten Sonntag, 12. März 1848

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Lieben Kinder!

So eben von Chemnitz zurükkomend wohin mich das Unwohlsein meines Sohnes rief, werde ich dringend angegangen wegen zusamenstellung des Materials zu Webers Biographie seine Hinterlassenen Schrieften herzu zu bringen, und muss Sie daher bitten guter Jähns mir dieselben recht bald zu überschiken. Längst hätte ich Euch schon geschrieben aber es ist in dieser letzten Zeit so viel über mich herein gebrochen dass ich mich erst wieder fassen musste. Max hatte eine arge Halsentzündung, Nettchen ist wieder guter Hoffnung, und dabey sehr leident; die Zeitereignisse drohen unsern kleinen Vermögen, welches in letzter Zeit ohnehin sehr zusamen geschmolzen ist, einen bedeutenden Stoss zu geben, weil wir Ostreichische Papiere haben; Max hat mit seinem Directorium so viel Verdruss, dass er nahe daran war seine Entlassung zu nehmen ‒ kurz meine Lieben dies alles konnte wohl meinen Muth beugen und auch meine Gesundheit erschüttern. ‒ Hier lebt man nun von einem Tag zum andern in Angst und Sorge was wohl die lieben Leipziger noch über uns bringen werden, und was die unruhige Zeit gebähren wird*. Ich hatte mich so auf den Sommer gefreut aber durch Nettchens Zustandt bekomt alles eine andere Ansicht, und ich werde wieder die sein welche das Schlimste durch zu machen hat. Unser klein Marichen ist aber allerliebst. Sie läuft, und spricht schon, und zeigt ein vortreffliches Gedächtniss. Das Kind ist der Sonnenblick in meinem Leben.

Verzeiht wenn heute mein Brief nur kurz ist, aber ich hoffe bald wird meine Stimung so sein dass ich Euch ausführlich schreiben kann. Gott sey mit Euch! behaltet lieb Eure treue FreundinC. v. Weber.

Apparat

Zusammenfassung

bittet J. ihr Webers hinterlassene Schriften zu schicken, da sie sie für das Zusammenstellen des biographischen Materials braucht; ihre Schwiegertochter ist wieder schwanger und leidend, ist besorgt wegen der Ereignisse

Incipit

So eben von Chemnitz zurückkomend wohin mich

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Frank Ziegler; Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Signatur: Mscr. Dresd. App. 2097, 110

    Quellenbeschreibung

    • masch. Übertragung nach dem verschollenen Original (Nr. 110 des Konvoluts)
    • 2 S.
    • am Kopf die Notiz: „Empfangen den 12. März 48.“

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Weberiana 25 (2015), S. 22 (Auszug)

    Einzelstellenerläuterung

    • „… die unruhige Zeit gebähren wird“Die Pariser Februar-Revolution wurde besonders in Leipzig im Kreis um Robert Blum begeistert aufgenommen. Bald nach der Gründung des Leipziger Vaterlandsvereins (28. März 1848) brach auch dort die Revolution aus.

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