Caroline von Weber an Friedrich Wilhelm und Ida Jähns in Berlin
Dresden, erhalten Montag, 25. August 1851

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Meine lieben Kinder!

Es ist ordentlich fatal wenn man nicht ei[n] bischen Abwechslung in seine Briefe bringen kann, und immer wieder die alte Leyer von Krankheit und alle Arten von Nöthen schreiben muss! Ich will aber auch lieber von den letzten 12 Tagen gar nichts sagen und lieber damit beginnen dass es wieder besser geht und die alte Mama noch nicht stirbs gemacht hat. Max, welcher den 1. od. 2. Sep. nach Berlin kömmt mag Euch, wenn er es bis dahin nicht vergessen hat, erzählen was die alte Mama wieder einmal durchgemacht hat. Wie freut sich Max auf die Reise über Berlin an den Rhein und villeicht nach England, und Paris! Gebe ihm der Himmel nur sofort schönes Wetter damit der Olle es auch recht geniesst. Den 1. October geht er dann wieder nach Wien und durch Tirol zurück — Kurz, Max kann Gott nicht gen[u]g danken für allen Segen welchen Er auf ihn herab sendet. Er erkennt es aber auch, und ich sehe ihn oft gerührt über all das Gute was ihm zu theil wird. Ist nun auch auf einer Seite viel Schatten so ist auf der Andern desto mehr Licht und wir wollen den Schatten des Lichtes wegen ertragen. Mein erster Ausgang war Vorgestern nach Blasewitz wo ich die Schwester der Musikdirektor Dorn* traf welche Euch gut kennt. Wir plauderten viel, von den Berliner Bekannten und ich amüsierte mich gut mit ihr. Lieber Wilhelm Max lässt Dich an die Recension des Liedchens von Ehrenstein erinnern*. Dem Vater*, Maxens grosser Gönner liegt viel daran, also lobe mein guter Wilhelm lobe wenn Dir’s auch sauer wird. Ach wie oft wünsche ich Euch bey dem schönen Wetter jetzt hieher. Mein kleiner Balcon ist ganz mit rother Winde übersäht und sie hat sich bis zum Dach hinauf gerankt. Heute habe ich sogar um 6 Uhr schon im Freien gefrühstükt und die Luft schmekte besser als der Kaffee. Gott lob dass wir auch noch einen so schönen Nachsomer bekomen, villeicht erholt sich die alte Mama auch noch ein wenig. Ihr glaubt nicht Kinder wie ich mich vor dem Winter fürchte! Ich sehe schon tausend Aerger und Verdruss voraus. Nun, ich will schon hübs[ch] in meiner Stube bleiben und fleissig spinnen. Halte nur Wort Ida und besuche mich, wir wollen uns schon zusamen einrichten und hübsch plaudern, Grüsse mir die Jungen und sage dem Max er solle an mich denken wenn ihm ein Schrey herausfährt. Es wäre gar so schade wenn er seine Stimme verschrie. Nun Gott mit Euch Ihr Lieben. Bleibt gesund und habt mich lieb Eure Mutter Weber.

Hat Lichtensten noch nicht wegen der Partitur gesprochen?

Apparat

Zusammenfassung

es geht ihr wieder besser, aber sie hat viel durchgemacht; Max wird am 1./2. September nach Berlin kommen und weiterreisen an den Rhein, vielleicht auch England und Paris, 1. Oktober kommt er über Wien zurück; fragt, ob Lichtenstein schon wegen der Partitur (wohl Freischütz) vorgesprochen hat

Incipit

Es ist ortendlich fatal wenn man nicht ein bischen

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Frank Ziegler; Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Signatur: Mscr. Dresd. App. 2097, 145

    Quellenbeschreibung

    • masch. Übertragung nach dem verschollenen Original (Nr. 145 des Konvoluts)
    • 2 S.
    • am Kopf die Notiz: „Empfangen 25. Aug. 51.“

    Einzelstellenerläuterung

    • „… die Schwester der Musikdirektor Dorn“Fraglich, ob die Schwester des Musikdirektors Heinrich Dorn oder seiner ersten Frau, der [Frau] Musikdirektor Minna Friederike Dorn, geb. Zettel (gest. 1854), gemeint.
    • „… des Liedchens von Ehrenstein erinnern“Im Hofmeister-Monatsverzeichnis Nr. 11 für November 1851 (S. 225) sind zwei Lieder von J. W. von Ehrenstein (Im Walde und Die Nonne) nachgewiesen, die bei Adolph Brauer in Dresden als Album-Blätter Nr. 1 und 4 erschienen waren.
    • „… Ehrenstein erinnern . Dem Vater“Karl Wolf von Ehrenstein (1805–1862), 1849 kurzzeitig sächsischer Finanzminister, danach die „rechte Hand“ seines Amtsnachfolgers.

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