Carl Maria von Weber an Franz Carl Hiemer in Stuttgart
Ludwigsburg, Montag, 19. Juni 1809
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Epistel an Hiemer. d: 19t Juni 1809.
Da Prosa Sie nicht rühren kann,So fängt mein Brief mit Versen an.O allgewalt’ger Reim Tyrann!Der alles was er will nur kann,Erhör des Komponisten Flehnlaß ihm die Krysis nicht vergehnin der Er durch dich inspirirtso manche Nummer expidiert.Du weißt die Kunst ist ja ein Weibhat Teufels Launen in dem Leibist da der rechte Zeitpunkt fort,ist man verlesen auf mein Wort. –Zum Teufel dir ist’s Kleinigkeitmit deinem dicken Kopf‡nimm wo du findst mit Dreistigkeitdie Reime bey dem Sch‡opf.Reim Herz und Schmerzund Wonn und Sonnlaß Herzen brechenund Freunde rächen,Sieh Sturm und GrausFluch wie ein Hauslaß ringen, streben, toben, dräu’nund endlich selbst dem Feind verzeihn –Ich weiß wenn du nur willst, du kannst!man kennet dich, du fauler Wanst,begeistre dich bey Lasting schnelllaß braußen dann die Dichtungsquellund sieh, ich will ein Waldhorn seynGelingts dir nichts bey Lieb und Wein.und soll dieß alles helfen nichtsoll selbst mein Zorn genug nicht seyn/: der mir doch half zu dem Gedicht :/und er noch immer fauler seyn | soll mich weis Gott der Teufel‡ hohlenfordr’ ich ihn nicht auf zwey Pistolen‡,nicht eher will ich ruhen rastenund sollt ich 20 Tage fasten,kein Mädchen küßenins Bette pißenKlavier nicht spielennur Stechen fühlen ./. stets Hunger fühlennicht Singen könnendas Maul verbrennenkurz keine Note kennen mehr,zu Grunde gehn, – und was noch mehr –bis daß ich freudig rufen‡ kann –Poet’scher‡ Ochsenziemer!o Brief, dir gleicht kein Gold Arcan,denn du bezwangst den Hiemer!Apparat
Zusammenfassung
mahnt ihn in gereimter Form, weitere Verse (zum Silvana-Tb) zu liefern
Incipit
„Da Prosa Sie nicht rühren kann, So fängt mein Brief“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: WFN – Mus. ep. C.M.v.Weber 38Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (2 b. S.)
- auf der verso-Seite von Weber in umgekehrter Schriftrichtung mit Bleistift Reinbecks Gedicht "Sanftes Licht" zur Vertonung notiert, datiert "d 25 [Juni 1809]"
Dazugehörige Textwiedergaben
-
MMW I, S. 144–145 (unter Juli!)
-
KS 5 (S. 522–523)
-
Worbs 1982, S. 23–24 (unter Juli)
Textkonstitution
-
„deinem dicken Kopf“„einem Arm zu erschaffen“ durchgestrichen und ersetzt mit „deinem dicken Kopf“.
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„Sch“„K“ überschrieben mit „Sch“.
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„Teufel“„Hehler“ durchgestrichen und ersetzt mit „Teufel“.
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„en“„s“ überschrieben mit „en“.
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„freudig rufen“„ruhig sagen“ durchgestrichen und ersetzt mit „freudig rufen“.
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„… Poet'scher“Apostroph erst nach h gesetzt.