Carl Maria von Weber an Friederike Koch in Berlin
Prag, Dienstag, 2. April 1816

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An

Mademoiselle

Friederike Koch

zu

Berlin

durch Einschluß*.

Da hat denn doch einmal ein Verleger etwas Gutes gestiftet, indem Er mir die Freude veranlaßte einen Brief von Ihnen liebe Freundin zu erhalten, den ich noch dazu gleich beantworten muß, da er eine Art von Geschäfts Brief ist. Außerdem hätte ich wohl noch lange auf die Stimmung warten können, in der man eigentlich nur aufgelegt ist, und dazu gedrängt wird mit seinen Freunden zu sprechen. Eine Stimmung die bey meiner täglich zunehmenden Verstimmung immer seltner wird, und die, — sind meine Freunde nicht wahrhaft nachsichtig und begreiffen so etwas ohne zu grollen und an meiner Liebe zu zweifeln, – mich von manchen entfernen und entfremden wird. doch still von diesem trüben Kapitel, das ich Ihnen einstens mündlich vorlegen werde, und zur Beantwortung Ihrer freundlichen Zeilen vom 20t Xber 1815. und 21t März a: c: und zwar in verkehrter Ordnung das lezte zuerst. H. Schlesinger hat Ihnen um einen Posttag den Rang abgelaufen, und mir selbst meines Gesichts wegen geschrieben*; ich hatte aber nicht Zeit ihm sogleich zu antworten, und will lieber die Sache aus Ihren Händen empfangen, besorgt und behalten wißen. mit einem Worte, ich werde für eine Zeichnung sorgen, sie Ihnen senden, und mich freuen wenn nach gestochnem Gesicht, das wirkliche das gezeichnete in Ihrer Zelle hängen sieht. ich werde zugleich ein treffliches Miniatur Bild von mir beylegen um die Wahl zu laßen nach welchem gestochen werden soll*. das leztere aber erbitte ich mir zurük. Nun wäre es mir nur lieb gewesen zu wißen, wie groß, in welcher Manier pp Schleßinger die Zeichnung wünscht. –      doch nun genug hievon, und die Bestätigung der Vermuthung daß Sie mich in einigen Monaten wirklich in Berlin sehen werden. ich verlaße meinen hiesigen Posten Ende September für immer, und gedenke eine große Reise in die Welt anzutreten, wozu ich Kraft, Ermunterung und Lust bedarf, die ich mir in Berlin holen will. von da gehts nach Hamburg, Kopenhagen pp und vielleicht nach England oder Italien, wie Gott will. Ob es gut ist, daß dieses in Berlin sehr früh bekannt werde überlaße ich ganz Ihrem Gutdünken, vor meinen wahren Freunden, habe ich auf jeden Fall kein Geheimniß.      Ich habe meine Cantate vollendet, und will sie S: Majestät dem Könige auch zu Füßen legen, habe deßhalb schon vor 3 Monaten an Grafen Brühl geschrieben und ihn gebeten selbe zu überreichen, da er mir aber darauf nicht antwortete, so werde ich sie directe an den König schikken. was glauben Sie?      auch wünsche ich zu wißen ob der Englische Gesandte Lord Roose in Berlin gegenwärtig ist. Freund Wollank habe ich Lust ein tüchtiges Kapitel zu lesen, daß Er die Adresse auf Ihrem Brief, und kein Wörtchen hinein schrieb.

Türks grüßen Sie mir recht herzlich, ich bin da auch lange Antwort schuldig. Von meinem Lichtenstein habe ich seit Jahr und Tag nichts gehört; bin aber auch selbst Schuld daran. von meinen Sünden gegen unser trefliches Jordans Haus* mag ich [g]ar nichts erwähnen. — —

ich fürchte mich halb und halb nach Berlin zu kommen; manches wird | sich verändert haben. zum Beßern schwerlich. — wir alle sind grämlicher geworden, ich nun vollends ganz in mich versunken. — da fällt mir ein daß ich nolens volens diesen Brief an Wollank schikken muß da Sie mir Ihre Wohnung nicht bezeichnet haben, welches ich im nächsten Briefe zu thun bitte.

nun leben Sie wohl theure liebe Freundin, Gott stärke Sie und denken Sie freundlichst an Ihren unveränderlich treuen Freund Weber.

Apparat

Zusammenfassung

trübe Stimmung; betr. Anfertigung eines Stiches von Weber im Auftrag Schlesingers; Reisepläne; teilt mit, dass er Prag Ende September verlassen wolle, um zunächst nach Berlin zu gehen; werde seine Kantate dem König von Preußen vorlegen; grüßt verschiedene Berliner Freunde

Incipit

Da hat denn doch einmal ein Verleger etwas Gutes

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. II A e, 12

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Virneisel/Hausswald, S. 79–80

Textkonstitution

  • sie„S“ überschrieben mit „sie

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