Carl Maria von Weber an Adolph Martin Schlesinger in Berlin
Dresden, Montag, 24. Dezember 1821

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S Wohlgebohren

Herrn Ad: Mart. Schlesinger

berühmten Musik und Buchhändler

zu

Berlin

Geehrter Herr und Freund!

Vergeblich habe ich bis jezt den 3t Akt der Olimpia*, und Ex: vom Freyschützen* erwartet, und will nun doch nicht länger Ihr Geehrtes vom 1t Huj. unbeantwortet laßen.       Ich finde es natürlich daß der MusikVerein* Kampf und Sieg*, für die Copie Gebühren zu haben wünscht; ich wundere mich aber daß Sie es natürlich finden daß ich die Partitur dafür geben soll*. So angenehm es mir ist Andern Angenehmes zu erzeigen, so wenig habe ich Lust, Anfoderungen in der Art gemacht wie der MusikVerein in Düßeld: es thut als eine mir erzeigte Gnade anzusehen.

Von Königsberg wohin den 23t 9br. der Freyschütze gesendet*, habe ich wohl eine Anzeige des Goßlerschen Ehepaars* in den Zeitungen gelesen daß sie die Oper zu ihrem Benefiz geben wollen, aber von dem H: Borntraeger* bis jezt weder Antwort, noch Revers noch Geld* erhalten.

Bei meinem verehrten Freunde H: GeneralD: Spontini haben Sie wohl die Güte mich wegen meines Stillschweigens zu entschuldigen. ich habe seinen lezten Brief den ich gerne Punkt für Punkt beantworten möchte unserm Cheff gegeben*, und ihn von diesem noch nicht wieder erhalten, wie denn die Herren manchmal Papiere verkramen.

An Mlle: Koch bitte ich für meine Rechnung 5 rh: 6 gr: 6 pf: gefälligst zu bezahlen*.

Es ist recht fatal daß mir mein Dienst, die neue Oper die 3 Pintos, und die Große für Wien, nicht so viel Zeit laßen die Ihnen noch zukomenden Werke*, an denen nichts wie die Etüden und Solffeggien fehlen, zu vollenden. ich habe dadurch ein Capital ungenuzt liegen, und Sie manchen gangbaren Artikel vor der Hand weniger.

Indem ich von Herzen wünsche daß Sie und die lieben Ihrigen gesünder sein mögen als ich, bin ich mit alter Freundschaft die Ihnen einen glüklichen Jahreswechsel wünscht Ihr ergebener
CMvWeber

Apparat

Zusammenfassung

wartet dringend auf 3.Akt der Olypmia und Freischütz-Klavierauszug-Exemplare; Bitte des Düsseldorfer Musikvereins um Kampf und Sieg solle nicht zu den bloßen Kopiergebühren gewährt werden; auf die Sendung des Freischütz nach Königsberg habe er noch kein Honorar erhalten; bittet, ihn bei Spontini wegen seines Stillschweigens zu entschuldigen, da dessen Brief zur Stellungnahme bei Könneritz läge; seine Opern lassen ihm keine Zeit, die Schlesinger versprochenen Werke zu vollenden

Incipit

Vergeblich habe ich bis jezt den 3t Akt der Olypmia

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Wien (A), Österreichische Nationalbibliothek, Musiksammlung (A-Wn)
    Signatur: F 50 JMBA 274

    Quellenbeschreibung

    • PSt: DRESDEN | 24 Dec. 21
    • auf der Adressenseite Beantwortungsvermerk Schlesingers vom 5. Januar 1822

    Provenienz

    • Liepmannssohn Kat. 155 (1904), Nr. 676
    • Cohn, Albert: Verst. 20.-25. März 1893, Nr. 1639

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Haine, Malou: 400 Lettres de musiciens au Musée Royal de Mariemont, Liège 1995, S. 158–159 (deutsch), S. 157 (frz.), Kommentar S. 159 (mit Teilfaks)

Textkonstitution

  • Angenehmes„angenehmeres“ durchgestrichen und ersetzt mit „Angenehmes
  • „9 br“dreifach unterstrichen

Einzelstellenerläuterung

  • „3 t Akt der Olimpia“Weber notierte am 26. November 1821 den Empfang der Olympia, der dritte Akt fehlte jedoch offenbar noch, vgl. auch Brief von Weber an Schlesinger vom 29. November 1821.
  • „Ex: vom Freyschützen“Weber hatte bei Schlesinger Exemplare des Klavierauszugs des Freischütz bestellt, vgl. Kom. Brief von Weber an Schlesinger vom 29. November 1821.
  • „MusikVerein“Musikverein Düsseldorf.
  • „Kampf und Sieg“Kampf und Sieg (JV 190) wurde, ebenso wie In seiner Ordnung schafft der Herr (JV 154), beim 3. Niederrheinischen Musikfest am 27. Mai 1822 in Düsseldorf aufgeführt, vgl. Aus Liebe zur Musik, hg. von Rainer Großimlinghaus, Düsseldorf 1989, S. 22.
  • „ich die Partitur dafür geben soll“Weber hat für die Partitur-Kopie von Kampf und Sieg (heute Heinrich Heine Institut, Düsseldorf), ein großzügiges Honorar bekommen, vgl. Tagebuch, 30. März 1822.
  • „Königsberg wohin den … der Freyschütze gesendet“Vgl. Tagebuch, 23. November 1821 und Kom. Brief von Weber an Schlesinger vom 29. November 1821.
  • „… eine Anzeige des Goßlerschen Ehepaars“Zum ursprünglich geplanten Benefiz der Gosslers vgl. auch den Bericht über die Königsberger Erstaufführung des Freischütz am 24. Februar 1822 in der Beilage zur Abend-Zeitung. Das Ehepaar trat die Partitur jedoch dem Theater ab und wählte statt dessen vor seinem Abgang vom Königsberger Theater die dortige Erstaufführung des Barbier von Sevilla von Rossini (22. Februar) sowie eine Aufführung des Sargin von Paer (29. März) zum Benefiz; vgl. C. Hiller, Theater-Almanach der Königl. Haupt- und Residenz Stadt Königsberg vom Jahr 1822, Königsberg 1823, S. 65 und 68.
  • „… aber von dem H: Borntraeger“Fraglich, welcher der Brüder Bornträger gemeint, die gemeinsam die Königsberger Verlagsbuchhandlung Gebr. Bornträger führten.
  • „Antwort, noch Revers noch Geld“Lt. Tagebuch hat Weber noch am 24. Dezember 1821 einen Brief von Bornträger mit 115 th: Honorar erhalten.
  • „unserm Cheff gegeben“Weber hatte Hans Heinrich von Könneritz den Brief Spontinis möglicherweise bei der Besprechung am 28. November 1821 (lt. Tagebuch) gegeben (denkbar wären freilich auch die Treffen am 1., 5., 7. und 14. Dezember).
  • „Mlle: Koch bitte … gefälligst zu bezahlen“Friederike Koch hatte die Frachtkosten für die Übersendung des von Caroline Bardua gemalten Portraits ausgelegt, vgl. Brief von Weber an Koch vom 21. September 1821.
  • „Ihnen noch zukomenden Werke“Vgl. Kom. Brief von Weber an Schlesinger vom 23. November 1818.

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