Carl Maria von Weber an Hinrich Lichtenstein in Berlin
Dresden, Donnerstag, 24. Juni 1824

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S. Wohlgebohren

dem Herrn Profeßor

Dr: Hinr: Lichtenstein

Director des Zoologischen Museums

pp

Berlin

Gottlob, mein geliebter Freund, daß die Sache so weit abgeschloßen ist*, daß ich vor der Hand ruhig mein Bad brauchen kann.      Wie vielen Dank bin ich deiner Liebe, und der des treffllichen Brühl schuldig. wie wehe thut es mir, ihm in meinem heute an ihn abgehenden Schreiben nicht so ganz als Freund meinen Dank aussprechen zu können, da ich den Brief zu weiterer Spedition geeignet, mehr Geschäftsmäßig halten mußte.      ich bitte dich aber, ihm noch alles Erdenkliche für diese LebensRettung zu sagen.

Aber, mein Gott! welche Gewebe von Lügen, Arglist, Bosheit und — Gottlob! — Unbesonnenheit. Und in welchem unglükseligen Verhältniß steht der Graf. ich habe es nun an der Zeit gehalten etwas von hier aus über die Geschichte zu sagen, und werde dir mit nächster Post den in der Abendz: erscheinenden Artikel senden, den ich heute abzuschreiben unmöglich mehr Zeit habe. Noch habe ich meinen Namen reservirt, werde aber nie läugnen diesen Artikel gemacht zu haben, deßen Mäßigung hoffentlich erkannt werden wird.

Der H: Ritter ist übrigens gegen mich ganz still. in Berlin aber sucht er natürlich den Leuten blauen Dunst vorzumachen. Z: B: Beers sehen gar nicht klar in der Sache, und können Brühls Einspruch gar nicht begreiffen; da der Ritter ihnen einen Theil der Correspondenz, und den vielleicht nicht ächt, mitgetheilt hat.      ich bitte dich sezze sie ins Klare. d: 27t gehts fort. Nothwendige Nachrichten träfen mich d: 4t July in Leipzig im Hotel de Baviere bei Herrn Küstner. zwey Tage später aber im Marienbade vor der Hand Post restant.

Aus einem Briefe von Holtey an Winkler erfahre ich daß die Seidler von Ihrem Urlaub hätte wollen ein Drittel fahren laßen, so daß sie später gegangen, und im August dann wieder zurükgewesen wäre, Sp: hat ihr aber | dieß rund abgeschlagen, und erklärt sie müße d: 15t July ihren Urlaub antreten und volle 3 Monate wegbleiben — — — je mehr man in die Sache eindringt, je schändlicher wird sie.

Die gewählten Stükke in QuedlinburgT, sind nicht von mir ausgegangen.      der Erbarmer wäre sehr gut gewesen*. wahrscheinlich mußte man sich aber auch nach dem richten was der größte Theil schon kannte.      das werden noch 3-4 schwere Tage sein.      ja! wenn du hättest hin kommen können.      welche Freude.      Nun Geduld bis zur Wiederauferstehung der Euryanthe, wenn sie anders nicht ganz unterdrükt wird.

Nun basta für Heute, weiß nicht wo mir der Kopf steht vor Andrang von 1000 Dingen vor meiner Abreise.
Ich drükke dich innigst dankbar an mein Herz. Frau und Kind sind gesund. Grüße die deinigen ewig dein Weber.

Im Journal des Debats soll auch von der Geschichte stehn.

Wäre es nicht zwekmäßig daß Gubitz, die Abendz: Anzeige, /: mit Gloßen vielleicht :/ im Geselschafter abdrukte?

Apparat

Zusammenfassung

Weber erleichtert über einstweiligen Ausgang der Euryanthe-Affaire; bittet Lichtenstein, Freunde über die Intrigen Spontinis aufzuklären und Brühl nochmals zu danken; er habe unsignierten Artikel für die Abend-Zeitung geschrieben; Reisepläne; angebl. Bericht über die Affaire im Journal des Débats; Frage ob der Abend-Zeitungs-Beitrag im Gesellschafter abgedruckt werden solle

Incipit

Gottlob, mein geliebter Freund, daß die Sache so weit

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Leipzig (D), Leipziger Stadtbibliothek – Musikbibliothek (D-LEm)
    Signatur: PB 37 (Nr. 59)

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (3 b. S. einschl. Adr.)
    • Siegel ausgeschnitten, Siegelloch
    • mit Beilage aus der Dresdner Abend-Zeitung Nr. 153 (23. Juni 1824) (PB 37, Nr. 59a)
    • PSt: DRESDEN | 24. Jun. 24

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Rudorff: Westermanns illustrierte deutsche Monats-Hefte, 44. Jg. (1899), 87. Bd., S. 382–383
    • Rudorff 1900, S. 196–199

Textkonstitution

  • diesen„einen“ überschrieben mit „diesen
  • werdengelöschter Text nicht lesbar
  • „Geselschafter“sic!

Einzelstellenerläuterung

  • „… Sache so weit abgeschloßen ist“Verschiebung der Euryanthe-Einstudierung in Berlin (ursprünglich geplant für den Sommer 1824).
  • „… Erbarmer wäre sehr gut gewesen“Zu Lichtensteins Vorschlag, A. Rombergs Ode Der Erbarmer op. 64 zu geben, vgl. dessen Brief vom 17. Juni 1824.

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