Über das Instrument Terpodion. (Labesang.)

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Terpodion. (Labesang.)

So benannte der Kunst-liebende und schützende Herzog von Gotha, wohlverdienterweise und sinnvoll ein neu erfundenes musikalisches Instrument, dessen Entstehung die Welt hauptsächlich auch Seiner huldvoll thätigen Unterstützung verdankt, und welches die kunstliebenden Bewohner Dresdens baldigst in einem von dem Erfinder und Verfertiger desselben, Herrn Mechanikus Joh. Dav. Buschmann aus Friedrichsroda bei Gotha, zu gebenden öffentlichen Concerte zu hören das Vergnügen haben werden, nachdem es schon die Zufriedenheit und den Beifall Unseres Allergnädigsten und Kunstkennenden Monarchen und dessen erhabener Familie zu erringen so glücklich war*. – Herr Buschmann hat einen 12jährigen Fleiß darauf verwendet, ein Tastatur-Instrument von 5 ½ Octave im Umfange zu Stande zu bringen, das den Ton aus – durch Reibung in Erzitterung gebrachten und also klingend- oder tönenden Holzstäben erzeugt. Dieß ist ihm auf höchst ausgezeichnete Weise gelungen. Das Wie – vor der Hand noch sein Geheimniß. Die Qualität des Tons nähert sich vermöge gleichem Erzeugungs-Princip, der Harmonika. Die Quantität desselben übertrifft letztere aber bei weitem in Umfang, Stärke (vorzüglich der schönen Bässe) Reinheit und Fülle. Der Druck und das Ruhen des Fingers auf der Taste bestimmt Dauer, Schwellen, Vermindern und Kraft des Tons. Einzelne Regionen des Instrumentes ahmen bis zur lebendigsten Täuschung manche Blas-Instrumente, – in diesen naturgemäßen Tongängen gespielt – nach. Dem gebundenen ernstern Style gehört zwar seine Natur zunächst an, aber die wirklich außerordentliche Leichtigkeit des Ansprechens der Töne, bietet zu schnellrollenden Figuren alle Mittel dar, und es hat darin, in seiner bequemen Form, und der fast vollkommenen Unverstimmbarkeit einem bedeutenden Vorzug vor allen bis jetzt mir bekannten Erfindungen dieser Art, selbst das so schöne Harmonichord, unsers wahrlich hochzuschätzenden Mitbürgers, Herrn Kauffmann’s, nicht ausgenommen*. Dresden, den 28. August 1817.

Carl Maria von Weber

Apparat

Zusammenfassung

liefert kurze Beschreibung des neuen Tasteninstruments mit Namen Terpodion von Johann D. Buschmann, lobt dessen bequeme Form und Unverstimmbarkeit, gibt ihm den Vorzug vor anderen Instrumenten inkl. Kaufmanns Harmonichord

Generalvermerk

vgl. auch die etwas gekürzte Fassung des Berichts

Entstehung

28. (nach A) oder 29. August 1817 (laut TB)

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Veit, Joachim

Überlieferung

  • Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 1, Nr. 210 (2. September 1817), Bl. 2v

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Entwurf: in Privatbesitz

      Quellenbeschreibung

      • im Wesentlichen mit ED übereinstimmend

      Provenienz

      • Sotheby’s, Katalog vom 4. Dezember 2007 (Nr. 172), S. 152; Titel: „Weber, Carl Maria von. Autograph manuscript of an essay on the ’Terpodion’“; Incipit: „So benannte der kunstliebende und schätzende Herzog von Gotha“; datiert: „Dresden, 28 August 1817“; 1 Seite, ca. 20x14 cm, mit verschiedenen Streichungen und Korrekturen von Webers Hand, in die Ecke einer Karte montiert, lichtgebräunt (= Katalogbeschreibung)
      • Katalog der Sammlung von Autographen und historischen Dokumenten des im J. 1861 verstorbenen Herrn J. H. W. Wagener, Bankier und K. Schwed. u. Norweg. Konsul in Berlin. Versteigerung: Dienstag, den 26. Februar 1878 u. folgende Tage von 10–2 Uhr im Kunst-Auctions-Hause zu Berlin S. W., Kochstrasse 29 Saal III. [...] Rudolph Lepke, Auctionator für Kunstsachen, Bücher etc. Berlin S. W., Kochstrasse 29., S. 134, Katalog-Nr. 1093: „Weber (Carl Maria v.) Manuscr. aut. sig. Carl Maria von Weber. Dresden, 28. Aug. 1817. 1 p. pl. 4°. – Ungedruckt?“
    • MMW III, S. 157f.
    • Kaiser (Schriften), S. 355f. (Nr. 121)

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