Konzert von Friedrich Wilhelm Pixis am 6. Januar 1816 in Prag

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Konzertmusik zu Prag.
(Fortsetzung.)

Den 6. Januar. Musikalische Akademie des Hrn. F. W. Pixis, Lehrer der Violine am Conservatorium der Musik. 1) Ouvertüre von P. Pixis*. Dieser äußerst talentvolle junge Tonkünstler, hat schon manche schöne Beweise seines Talents abgelegt, und auch in dieser gehaltvollen Komposition gezeigt, daß es ihm weder an Reichthum schöner Ideen, noch an der Gabe, sie zu verbinden und Kenntniß der Instrumentation fehlt. – 2) Violinkonzert, componirt und gespielt von Hrn. F. W. Pixis, welcher in dieser Composition von dem gewöhnlichen Fehler derjenigen Ton¦setzer, welche für eigne Ausführung arbeiten – daß sie nämlich gewöhnliche Schwierigkeiten häufen ohne auf den Totaleffekt Rücksicht zu nehmen – sich ganz frey erhalten hat. Das Ganze ist geschmackvoll und brillant, und hat eine so natürliche Verbindung, daß selbst der sehr reich darein verwebte musikalische Schmuck als nothwendiger Theil erscheint. Der Vortrag des Hrn. Pixis ist zu bekannt, als daß es nothwendig wäre, uns in ein weitläufiges Detail einzulassen. Er imponirte im Allegro eben so sehr durch Gewandtheit und männliche Kraft, als er im Adagio das Gemüth ergriff, und im Rondo auf die zarteste und anmuthigste Art scherzte. – 3) Szene aus Romeo und Julie von Zingarelli, gesungen von Mad. Grünbaum. Wenn wir täglich Gelegenheit haben, dem großen Kunsttalent dieser Künstlerin unsre Bewunderung zu zollen, so wurde diese noch höher gesteigert, da sie sich diesmal ganz ihrem Kunstgefühle hingab, und jeder ihrer Töne die höchste Empfindung aussprach. – 4) Variationen in der Form eines Marsches, componirt und gespielt von Hrn. Pixis, zeichneten sich durch ungewöhnlich schwere Doppelgriffe aus, und gaben dem Künstler Gelegenheit, den Reichthum und die Mannichfaltigkeit seiner bekannten energischen Bogenführung zu entfalten. Abermaliger rauschender Beyfall des zahlreich versammelten Publikums belohnte sein Bemühen. 5) Duett aus PaersSargino“, gesungen von Mad. Grünbaum und Mad. Czegka. Wir haben schon mehrmals erwähnt, was diese beyden Künstlerinnen vereint zu leisten vermögen und müßten Wiederholungen befürchten, wenn wir auch heute wieder etwas über ihr vereintes Kunststreben sagen wollten. – 6) Doppelkonzert für 2 Violinen von Schall gespielt von, Hrn. Pixis und seinem vorzüglichen Schüler, Hrn. K. M. von Bocklet. Es kann wohl nicht leicht ein erfreulicherer Wettstreit gesehen werden, als wenn der Meister seine gesammte Kunst ausspricht, und sein hoffnungsvoller Schüler das Bestreben zeigt, ihm nachzukommen und ihn würdig zu unterstützen, und wenn es noch ein süßeres Gefühl giebt, als die Bewunderung dieser Szene, so muß es wohl die Empfindung seyn, welche in solchen Momenten die Herzen des Meisters und Schülers erfüllt.

Hr. Pixis hatte dem Publikum noch eine Ueberraschung verschafft, indem er das gesammte Orchester nur mit den Zöglingen des Conservatoriums* besetzte, die unter der Anführung ihres würdigen Direktors, Hrn. F. D. Weber sich aufs rühmlichste bemühten, die Künstler zu unterstützen, und welche durch den nachsichtsvollen Beyfall ihrer Wohlthäter und der anwesenden Kunstkenner für ihr Streben belohnt wurden.                     (Der Beschluß folgt.)

Apparat

Zusammenfassung

über ein Konzert des Geigenlehrers am Prager Konservatorium, Friedrich Wilhelm Pixis, unter Mitwirkung der Sängerinnen Grünbaum und Czegka sowie anderer Solo-Instrumentalisten

Generalvermerk

Autorschaft ungesichert, aber höchstwahrscheinlich mit Webers Beteiligung; vgl. Weber-Schriften.

Entstehung

vor dem 5. Februar 1816

Überlieferung

  • Textzeuge: Kaiserlich Königlich privilegirte Prager Zeitung, Jg. 3, Nr. 36 (5. Februar 1816), S. 139

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Kaiser (Schriften), S. 68f. (Nr. 72)

    Einzelstellenerläuterung

    • „… 1) Ouvertüre von P. Pixis“Vgl. Weber TB-Eintrag sowie Johann Nepomuk von Choteks Tagebücher in Weberiana 19 (2009), S. 51f.
    • „… mit den Zöglingen des Conservatoriums“Vgl. dazu Weber-Schriften.

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