Aufführungsbesprechung Berlin: 17. Dezember 1827 (mit Konzert H. J. Baermanns)

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Herr Heinrich Bärmann, erster Clarinettist der K. Bayerischen Hof-Kapelle, ist uns von früherer Zeit her in zu ehrenwerther Erinnerung, als daß wir nicht von seinem Concert am 17ten d. im Voraus einen reichen Kunstgenuß hätten erwarten sollen. Doch nicht der berühmte Virtuose allein, auch der sinnige Künstler in der umfassenderen Bedeutung des Worts bewährte sich schon durch die Auswahl der meisten Musikstücke des beinahe zu reichen Concerts. Mozart’s brillante, in der Schluß-Fuge mit hoher Kunst gearbeitete Symphonie, wurde zur würdigen Eröffnung, unter der sorgsamen Leitung des Hrn. M.-D. Möser mit stark besetztem Orchester sehr genau und energisch ausgeführt. Hierauf entwickelte Hr. H. Bärmann in dem gesangvollen, elegischen Vortrage des trefflich componirten, originellen Clarinett-Concerts in F. moll von C. M. von Weber nächst der bedeutendsten Kunstfertigkeit auch eine Zartheit der Empfindung und diejenige Sicherheit, welche den ächten Künstler auszeichnet. Sein pianissimo und morendo ist wie ein Hauch, dennoch der Ton rein und bestimmt. Eben so wirksam contrastirt mit diesem zarten Ausdruck die Bezeichnung des Pathetischen und Energischen. Der dem innigen Adagio, voll rührender Cantilene, hinzugefügte Gesang, ist als harmonische Begleitung zu untergeordnet und schwer, rein zu intoniren, als daß solcher ganz die wohlgemeinte Absicht hätte erreichen können, dadurch das, in seinen Werken am sichersten bewahrte Andenken des genialen Tonsetzers zu erneuen. Hr. Bader erfreute durch seinen schönen Gesang einer melodischen Cavatine von ziemlich unbedeutender Composition. Hr. C. M. Henning zeigte in einer selbst gesetzten Phantasie voll Modulation, die früher oft bewährte Fertigkeit seines Violinspiels und schönen Tons. Dem. Palazzesi und Hr. Zezi bestätigten den Ruf ihres ausgezeichneten Talents und schöner Stimme durch den Vortrag der beliebten Cavatine von Rossini: una voce und einer effektvollen Opern-Scene von Reißiger. Olympia’s mächtig imponirende Ouvertüre wurde trefflich executirt. Die Pauken und Blech-Instrumente schallten indeß im fast leeren Saal zu stark. Ein Notturno für die Clarinette, von Hrn. Bärmann componirt (auch in F moll) mit Pianoforte-Begleitung des Hrn. Felix Mendelssohn-Bartholdy so zart als lebendig ausgeführt, bildete einen scharfen Gegensatz gegen das Vorige. Meyerbeer’s angenehme Melodien wurden zuletzt in einem Duett für 2 Clarinetten mit Vergnügen gehört, welches Hr. H. Bärmann mit seinem talentvollen Sohn vortrug.

Apparat

Zusammenfassung

Aufführungsbesprechung Berlin: 17. Dezember 1827 (mit Konzert H. J. Baermanns). Programm: Symphonie von W. A. Mozart, Klarinettenkonzert von Carl Maria von Weber, Cavatine von nicht genanntem Komponisten, Phantasie für Violine von C. W. Henning, Cavatine „Una Voce“ von Rossini, Opern-Szene von C. G. Reißiger, Ouverture zu „Olympia“ von nicht genanntem Komponisten, Notturno für Klarinette von H. Bärmann, Duett für 2 Klarinetten von Meyerbeer.

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Fukerider, Andreas

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen, Jg. 88, Nr. 298 (20. Dezember 1827), S. 5

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