Caroline von Weber an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Dresden, Mittwoch, 6. Juni 1838

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Ich hätte Ihnen gleich den Empfang des Geldes melden sollen, mein guter Jähns, aber leider lag Alex an der Grippe krank, und hatte heftiges Halsweh und Fieber, da konnte ich in meiner Unruh nicht ans Schreiben denken. Jetzt geht es mit Alex wieder besser, aber ich habe schon den ganzen Winter einen heftigen Schmerz im Arm, der fast wie Gicht aussieht, welcher sich jetzt so verschlimmert, dass ich den Arm kaum rühren kann. Der Arzt spricht immer von einen Bade, aber damit ist’s nichts – – – – –

Ich konnte in Ihren Briefe mir Manches gar nicht erklären lieber Freund, und bitte Sie sich deutlicher zu erklären „warum sollte denn da etwas dahinter stecken dass Schlesinger bezahlt was er muss? nachdem man ihn in allen seinen Willen gethan hat? und warum wünschen Sie so feyerlich, dass mir nur Freude aus dem Gelde erwachsen möge?[] Ich habe mir recht den Kopf zerbrochen was Sie damit könnten gemeint haben, habe mich aber am Ende damit getröstet dass mein guter Jähns ein Schwarzgucker ist, der über all Unheil wittert. Mich traf der Brief leider grade in recht trüber Stimmung, weil ich fürchtete Alex mögte das Scharlachfieber bekommen, da konnte ich mich ohnehin nicht freuen, selbst wenn mir die Verkaufsangelegenheit* nicht so viel Aerger gemacht hätte. Uiber meinen Max habe ich mich aber gefreut, denn als der Artzt, wegen meinen Arm, ein Bad zu besuchen für — nöthig fand, wollte er gleich seine Reise aufgeben, damit ich das Geld dazu benutzen könnte. — Nun, ich werde ja sehen ob die Sache sich nicht mit Sonnenbäder zwingen lässt, darauf halte ich sehr viel. — Sie werden also Anfang August kommen? und ohne Ida!!! so weh mir das aber auch thut, bin ich, doch auch wieder froh über das Verschieben dieser Freude, denn müsste ich wirklich noch in ein Bad, wie schmerzlich würde mir das dann sein, wenn Sie hier wäre!!! Das Logie in Blasewitz und auch bey Baurich* ist noch frey, beide sind nicht theuer, wenn Ihr sie villeicht Jemand andern empfehlen wollt, das würde die Leute freuen. Uiber Alexens Arbeiten werden Sie Freude haben lieber Jähns, es geht recht hübsch vorwärts mit ihm. Er ist diese Ostern schon in den Gipssaal gekommen wo fast lauter erwachsene Männer sind. Villeicht macht er Webers Weg umgekehrt, der war erst Maler und wurde später Musiker, Alex zeigte zuerst Talent zur Musik und wird villeicht ein guter Maler — — Nun gebe es Gott!!! Der Arme hustet jetzt noch sehr und sieht ganz spitz aus. Er grüsst aber den Bruder Jähns, und lässt sagen, dass er sich freut Ihn zu sehen. Wenn Max noch reisst, wird das leider wohl den 1t August geschehen und er wird die Freude missen, Sie zu begrüssen. Leider kann bey der Anordnung der Reise von unserer Seite gar nichts abgeändert werden, weil es die Sache der Lehrer ist, die die Schüler begleiten. Max jammert recht darüber – wer weiss aber wie noch Alles kömmt – —.

Grüssen Sie mir Frau und Kind recht recht schön, und behaltet mich lieb. Gestern habt Ihr doch wohl an Mutter Weber gedacht Hier kümmert sich Niemand um den Tag*. — Auch gut!!! Gott sei mit Euch Ihr Lieben. Vor dem Wiedersehen schreibe ich noch einmal. Stets unverändertEureFreundin
Caroline v. Weber.

Editorial

Summary

es geht immer noch um den Schlesinger‑Verkauf, von dem sie nun inzwischen das Geld bekommen hat, berichtet, dass Alexander, der schon seit einem Jahr an der Kunsthochschule lernt, bereits Ostern in den Gipssaal gekommen ist; sie meint, er mache den Weg des Vaters umgekehrt: erst Musik, dann Malen

Incipit

Ich hätte Ihnen gleich den Empfang des Geldes

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler, Eveline Bartlitz

Tradition

  • Text Source: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Shelf mark: Mscr. Dresd. App. 2097, 40

    Physical Description

    • masch. Übertragung nach dem verschollenen Original (Nr. 40 des Konvoluts)
    • 3 S.
    • am Kopf die Notiz: “Empfangen den 7. Juni. 38”

    Commentary

    • “… selbst wenn mir die Verkaufsangelegenheit”Bezüglich der geplanten Herausgabe ungedruckter Werke Webers vgl. den Kommentar zum Brief vom Januar 1838.
    • “… Blasewitz und auch bey Baurich”Gemeint ist wohl das Dresdner Quartier in der Nähe der Weberschen Wohnung. Möglicherweise ist Johann Gottlieb Baurick gemeint, der laut Dresdner Adress-Kalender für 1838 (S. 11) in der Dresdner Altstadt, Bautzner Straße 117a wohnte.
    • “… sich Niemand um den Tag”Webers Todestag.

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