Carl Maria von Weber an Gottfried Weber in Mannheim
Augsburg, Sonntag, 10. März 1811

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S: Wohlgebohren

dem Herrn Licentiat Weber

zu

Mannheim

Liebster Bruder

Deinen Brief vom 2t huj: habe ich d: 9t hier richtig erhalten. auch dem Freund Knaster alles ihm nöthige geschrieben, deßen Antwort folgt hiebey. Meinen Beytrag hast du in Mannheim erhalten, Vermög des Hosen Handels*, und den von Billig habe ich dir in Darmstadt ausgezahlt*.

in Würzburg ließ ich mich noch einen Tag aufhalten, weil alle meinten Sie müßten es durchsezzen daß mich der Großherzog hörte. es wurde aber nichts daraus, und ich reißte den 2t ab nach Bamberg.

Den Musikd: Fröhlich* empfehle ich dir noch besonders[.] laß dich die Mühe nicht verdrießen ihm zu schreiben, er kann von deinen Meßen pp aufführen und dann etwas darüber sagen.      in Bamberg gieng es mir auch schief und ich konnte nicht zum Concert komen, das einzige angenehme war ein Brief von KonzertMster Grisi aus Würzburg der mir meldete daß der Großh: meine Opern kaufen wolle. in Frankfurt wird nun auch der Abu Haßan einstudirt*. Stelle dir vor in Würzb: wollten Sie mich auch wieder einmal engagiren* – und ich mußte dem Liebling des Großherzogs, Hofrath v: Hartmann* versprechen, mit ihm zu correspondiren. item

d: 5t kam ich in Nürnberg an, und da war auch nichts für mich zu thun, und d: 8t langte ich hier in Augsburg an. wo ich Gestern deinen Brief der mir von Bamberg nachlief erhielt. Hier sieht es auch schlecht aus, vielleicht spiele ich in der Harmonie*. es ist aber noch nichts darüber bestimmt. ich faße mich überall so kurz als möglich, und so wie ich sehe daß nichts zu thun ist hält mich kein Teufel, denn das lange Wirthhaus sizzen kostet schönes Geld. Hier habe ich meine alten Freunde* ganz unverändert gefunden, was ich nicht von den andern Orten sagen kann. ich habe viel mit Gombart gesprochen. biete ihm doch jezt etwas an. hast du nichts neues gemacht unterdeßen? ich habe eine ganze italienische Canzonette compo:      ich habe aber auch den Kopf immer so voll, und so viel zu thun, daß ich kaum meine Corresp: besorgen kann, denn der Kreislauf von Visiten, ein und auspakken pp nimmt entsezlich viele Zeit weg. deine Thätigkeit freut mich ungemein, und es ist gewiß daß wenn die andern so wirkten wie wir es gewiß bald auf einen hohen Punkt kommen müste. ich wenigstens thue alles was in meinen Kräften steht für den V:[erein.]      daß die Frau Baas nicht gesungen ist ganz recht, und war ich das von dem lieben consequenten Weiblein überzeugt, Gott schenke Ihr und dem Biewele dafür viel Gesundheit.      ad vocem Gesundheit muß ich dir sagen daß ich Kreuzwohl bin, und mich nur vor einer schwächlichkeit im Beutel fürchte, übrigens aber doch auf Gott und mich vertraue, und zufrieden bin.     

Grüße alle Menschen von mir herzlichst, und schreibe bald nach München Post restant deinem dich herzlichst liebenden Bruder. C:

Editorial

Summary

betr. Harmonischer Verein; Kurzbericht über Würzburg, Bamberg, Nürnberg und Augsburg

Incipit

Deinen Brief vom 2t huj: habe ich den 9t hier richtig erhalten

Responsibilities

Übertragung
Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: New Haven (US), Yale University, Beinecke Rare Book and Manuscript Library (US-NHub), Frederick R. Koch Foundation

    Physical Description

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • auf der Briefseite oben rechts Vermerke von Gottfried Weber: “11 Mz 10t” sowie “beantw. 15ten”; von fremder Hand Zählung als “XVI”

    Provenance

    Corresponding sources

    • Bollert/Lemke 1972, S. 25–26
    • tV: MMW I, S. 252–253

Text Constitution

  • “… sagen. in Bamberg gieng es”versehentlich: es es
  • s“ß” overwritten with “s

Commentary

  • “Meinen Beytrag hast … des Hosen Handels”Diese Form der Begleichung des Mitgliedsbeitrag zum Harmonischen Verein gemäß § 5 der Satzung (vgl. Brief an Gänsbacher vom 7. Dezember 1810) erwähnt Weber im Tagebuch am 4. Januar.
  • “den von Billig … in Darmstadt ausgezahlt”Den Beitrag für Meyerbeer, der neben Philodikaios auch das Pseudonym Julius Billig benutzte, erhielt Gottfried vermutlich am 12. Februar, vgl. Tagebuch.
  • “Fröhlich”Vgl. den Kommentar zum Brief an Gottfried Weber vom 27. Februar 1811.
  • “in Frankfurt wird … Abu Haßan einstudirt”Die Premiere des Abu Hassan in Frankfurt fand am 19. August 1811 statt; es war die dritte Einstudierung nach München (UA 4. Juni 1811) und Stuttgart (10. Juli 1811).
  • “in Würzb: wollten … wieder einmal engagiren”Vgl. die Tagebuchnotizen vom 27./28. Februar sowie 1. März 1811.
  • “Hofrath v: Hartmann”Friedrich Ludwig von Hartmann.
  • “Harmonie”Die Ende 1808 gegründete „Harmonie“ hatte ihre Gesellschaftsräume in der Börse und entwickelte sich bald zum führenden und exklusivsten Geselligkeitsverein Augsburgs, der auch Konzertveranstaltungen und Bälle organisierte. Gesellschaftstag war üblicherweise Mittwoch; Zutritt hatten die Mitglieder und ihre Ehefrauen (inkl. Söhnen zwischen dem 18. und 21. sowie Töchtern ab dem 15. Lebensjahr); vgl. Frank Möller, Bürgerliche Herrschaft in Augsburg 1790–1880, München 1998, S. 98, 125–131, 165f. Laut Tagebuch spielte Weber am 13. März in der Harmonie.
  • “meine alten Freunde”Außer mit seinem Verleger Gombart hatte Weber bis zum 10. März 1811 vor allem Kontakt zu seinem Jugendfreud J. A. Munding und seiner Halbschwester Jeanette Weyrauch; vgl. Tagebuch.

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