Rezension: “Briefe über den Geschmack in der Musik” von Joh. Bapt. Schaul

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Briefe über den Geschmack in der Musik, von Joh. Bapt. Schaul, königl. wirtemb. Hofmusikus. Karlsruhe, in Macklots Hofbuchhandlung, 1809.

Wenn man etwas der Welt übergiebt, verbindet man doch gewöhnlich Δ einen Zweck damit, den man bemerklich zu erreichen und wol auchΔ durch den Titel des Werks anzudeuten sucht. Das scheint in Hrn. Sch.s. Sinne, bey der Herausgabe dieser Briefe, nicht gewesen zu seyn.Δ Hrn. Sch.s. Schreiben wird wol ein reines seyn: ein Schreiben um des Schreibens selbst willen, mag dabey herauskommen, was da will. Nur bei einigen Kapiteln leuchtet Absicht hervor; und diese werden wir bald kennen lernen. Auch um das Wie – wie geschrieben werde – scheint Hr. Sch. ziemlich unbesorgt gewesen zu seyn; und so ist denn ein Werkchen zu Stande gekommen, das eben so wenig lehrreich durch neue Ansichten oder doch originelle Darstellung der bekannten, als erfreulich durch seine Ausbildung erscheint, und eher den Unterhaltungen gleicht, womit ein ziemlich engbrüstiger, auf einen kleinen Wirkungskreis beschränkter Mann in missvergnügter Stimmung seine Kameraden regalirt, indem er über die Verderbtheit der Zeiten, über nicht genug auszeichnende Aufnahme von dem und jenem, und über ähnliche Gegenstände bequemlich sich ergiesst, und dabey dochΔ mit einer ansehnlichen Portion AnmassungΔ über grosse Männer und deren Werke entscheidet. ¦ Rec. berührt hier nurΔ die Eintheilung der Broschüre und istΔ weit entfernt, Hrn. Sch. widerlegen zu wollen, was schon durch sich selbst geschiehet – wie, wenn Jemand im Dunkel bewiesen hätte, es gäbe keine Sonne, und diese träte nun glänzend am Morgen hervor.Δ Indem Rec. den Inhalt des Schriftchens angiebt, wird zugleich bemerkbar werden, dass man,Δ um die Welt zu überreden, man sey ein kompetenter Richter über grosse Männer,Δ wenigstens mehr Kenntnis der SacheΔ und mehr Beurtheilungskraft in jeder Hinsicht, nöthig habe, als der Hr. Verf. hier beweisetΔ.

Der erste, fast schülerhaft geschriebene Brief,Δ handelt von der Kammermusik, wo erst Pleyl’s (dem wir gewissΔ alle Gerechtigkeit wiederfahren lassen) hoch erhoben, dann Bocherini’s erwähnt, und von diesem ausgerufen wird: (S. 8) Aber welch ein Unterschied zwischen einem Mozart und einem Bocherini!" – Ja, gewiss ein bedeutender Unterschied, den Herr Sch. nicht aufheben wird, und wenn er (ebendas.)Δ noch so entzückt „auf den blumichten Auen, und in den dichten Haynen Bocherini’s herumwandelte!“ – Armer Mozart, Δ seit Herr Sch. gefunden hat, (S. 10),Δ „was der Hauptzweck der Kunst ist und seyn soll“ und (ebendas.)Δ „eine so wohlthätige Geistes-Armuth zum Loose erhalten hat,“ läufst du Gefahr, von Pleyl und Bocherini verdunkelt zu stehen! Doch beruhige dich!Δ Auch Haydn ist bloßΔ im Stande (S. 11.),Δ ein „oberflächliches, vorüberfliegendes, ein Vergnügen willkührlicher Auslegung“ – bei Hrn. Schaul nämlich –Δ hervorzubringen! Aber freylichΔ "bey Bocherini ordnet die Philosophie alles; (S. 11 bis 13.), „seine Musik muss in keinem zu grossen Zimmer, beym Schimmer der Lichter gespielt werden:“ dann wird „der in Totesstille versunkene Zuhörer sich im Kreise einer Familie,“ durch den „leutseligen Autor in die Zeiten der Unschuld und Rechtschaffenheit versetzt glauben.“ Ach Gott, das ist ja recht schön und gut! Wir wollen doch ja | unsere Weiber und Kinder zusammensetzen, uns geigend dazu, und so desselben Effekts gewärtig seyn; er thut uns allen Noth, besonders jetzt! –Δ

Im zweiten Brief sind die zwar gewöhnlichen und oft gesagten Bemerkungen – besonders bis S. 25. gut; und Herr Sch. ergreift die Gelegenheit, Clementi als den (S. 23.) „König der Tonsetzer für das Fortepiano“ in die Wolken zu heben. Es ist wahr, dass Cl.Δ auf einer sehrΔ hohen Stufe steht; aber das durchaus Göttliche und dass (S. 32.)Δ kein anderer ausser Ihm, auf den ersten Rang Anspruch machen könne, möchte doch wol schwerlich noch irgend Jemand ohne Einschränkung zugebenΔ; so wie auch sonst Niemand unter Cl.s Adagio, gleich Hr. Sch.,Δ lauter Youngsche Nachtgedanken*, vielmehr jeder verschiedene etwas trocken und gleichgültig finden wird – was den andern, allerdings vortrefflichen, keinen Abbruch thun kann und soll. Es kömmt dazu und durfte bei einer solchen Würdigung nicht übergangen werden, dass Clementi, stets gewohnt ohne Accompagnement zu schreiben, offenbare Schwäche verräth, wenn er begleitende Stimmen hinzusetzt.Δ Es tut uns Leid, über einen wahrhaft grossen und vielverdienten MeisterΔ dies sagen zu müssen: aber ein abgöttischer Verehrer, der ihm zu Liebe alles andere erniedrigenΔ möchte, zwingt zu solchen ErklärungenΔ.

Der dritte und vierte Brief krönen das Werk. DaΔ geht es über Δ Mozart her! Frevel wäre es, an seinen Manen verübt, wenn manΔ ihn gegen Hrn. Schaul vertheidigen wollteΔ! Dass alles, was Mozart je geschrieben, vollkommen gut seyΔ, wird Niemand behaupten, und Hr. Sch. gesteht ja selbst von seinem Gotte, Jomelli, ein AehnlichesΔ. Aber freylich lässt Jomelli sich nicht zu Schulden kommen, was, nach Hrn. Sch., (S. 50.), Mozart! DessenΔ Singstimmen haben keinen natürlichen Gang, seine Harmonie ist oftΔ hart, ¦ äusserstΔ gesucht, seine Finalen sindΔ überladen, und er sündigtΔ oft gegen die gesunde Vernunft! – Es ist ein Bischen viel behauptet, in der That! aber – man hat Beweise! So ist es vernunftwidrig,Δ dass Mozart das Finale des zweyten Akts der Zauberflöte für die GenienΔ schwer setzte. –Δ Die Leute bilden sich zwar ein zu wissen, dass Mozart diese Genien gar nicht als Schulknaben angesehen haben wolle, sondern als bedeutende, eng in das Ganze verflochtene Personen, die eben darum auch im Styl und in der Haltung des Ganzen behandelt werden, bey der Ausführung aber nicht durch Chorschülerchen, sondern durch Frauenzimmer dargestellt werden müssten – wie dies noch heute in Wien und Prag geschieht: aber was hilft das alles? und was hilft es auch, dass so viele Tausende eben an diesem Finale, wo es gehörig gegeben worden, so reichen, überaus schönen Genuss gehabt haben – wenn die Sache nun ein – für allemal vernunftwidrig ist?Δ Hr. Sch. führt dem unbesonnenen Mozart ernsthaft genug zu Gemüthe, so zu schreiben, dass es nicht nur da und dort, sondern überall (auch in Krähwinkel?*) auszuführen sey; und wenn sich nun noch Jemand nach diesem ausschweifenden Musiker bildet, so ist’s Hrn. Sch.s Schuld nicht. Uns befremdet nur Eins bey der Sache, dass nämlich Hr. Sch. selbst, S. 79.Δ von seinem „Gott der Harmonie,“ Jomelli, bemerkt,Δ dass er, um zu wirken, nur von einem mit seinem Geiste vertrauten Orchester, nur in einem grossen Raume etc. aufgeführt werden dürfe." Δ Mehreres in dieser Art sehe man bey Hrn. Sch. selbst nach, wo sich endlich auch die allgemeine Bemerkung findet, Mozart sey in den Arien überhaupt nicht glücklich gewesen. Hr. Sch.Δ setzt Jomelli in jeder Hinsicht hoch über ihn, besonders aber im Recitativ. Es ist gewiss, dass Jomelli ein geistreicher, feuriger, hochstrebender Künstler war; gewiss ist aber auch, dass er zugleich nicht selten von einem unbegreiflich kleinlichem, der Kunst unwürdigem Geiste des Malens und Auspünktelns einzelner Momente | zum grossen Nachtheil des Ganzen, besessen war. Man vergleiche z. B. nur die StelleΔ in der Olympiade*, Atto II, Scen. 7., bey den Worten: ah che sarem di nuovo a quest’ orrido passo – und bemerke, was er dem leidigen Worte passo zu Liebe, für Fortschreitungen anbringt!Δ Sein Recitativ ist gemeiniglich schön, charakteristisch und ausdrucksvoll: aber wo hat er schöner recitiert, als z. B. Mozart in der Scene desΔ Sextus im ersten Finale der Clemenza di Tito, oder imΔ Recitativ der D. Anna im 1sten Akt des D. Juan, u. dgl. mehr? UndΔ wenn die Arie: Dies Bildnis ist bezaubernd schön – ein Gassenhauer genannt, und behauptet wird, im Titus leuchteten nur einige Genie-Blitze hervor, welcheΔ zeigen, was Mozart bey besserer Leitung hätte werden können; (S. 59.) wenn (S. 81.) von den Ouvertüren Mozarts gesagt wird, sie wären nie im Stande die Wirkungen hervorzubringen, wie die von Jomelli, die (S. 79–80.) man nur eigentlich Ouvertüren nennen könne, deren Styl nicht nur geschickt, sondern nothwendig sey, um das dumpfe Getöss der Zuhörer zu stillen (?!) –: dann möchte es wol mancher Leser für Scherz oder Satyre halten, und Hrn. S. seinen Ausruf, S. 63., zurückgeben:Δ schalkhafter Mensch! – Doch hiervon nur noch das Wort! Hr. Sch. sagt, S. 19., der Wahlspruch wahrer Kritiker sey:Δ besser machen ist der beste Tadel! Nun wird sich Hr. Sch. doch für keinen falschen, sondern eben für einen wahren Kritiker geben wollen; und so dürfen wir denn allen Kennern und Freunden der Tonkunst in Deutschland die frohe Aussicht eröffnen, durch Hrn. Sch. einen besseren D. Juan, eine bessere Zauberflöte, einen besseren Titus etc. zu erhalten. Quod deus bene vertat!*Δ

Doch genug, um die Leser auf das Werkchen und seinen Inhalt aufmerksam zu machen! Rec. will nur noch kürzlichΔ die schriftstellerische Gewissenhaftigkeit des Hrn. Sch. Δ rühmen, dieΔ den Anhang, welcher biographi¦sche Notizen enthält, als aus Gerbers Tonkünstlerlexikon* entlehnt, angiebt. Wunderbar trifft sichs aber, dass die Notizen in dem Buche selbstΔ (von Farinelli, Carestino, Δ Bernardi, Guarducci etc.) zwanzig Seiten lang ebenfalls buchstäblich inΔ dem Gerberschen Lexikon zu lesen sindΔ. Hr. Sch. bemerkt hernach selbst, es wäre zu lang, wenn er alle solche MeisterΔ anführen wollte – und da stimmt ihm Rec.Δ vollkommen bey, denn eine zweyte Auflage jenes LexikonsΔ erwarten wir von dem würdigen Verfasser selbst – kann sich aber doch nicht enthalten,Δ zu gehöriger Verstärkung der Bogenzahl noch 26 Seiten abzuschreiben. –

Gern wollte Rec. nach so manchem Tadel Hrn. Sch. nun auch loben; da derselbe dies aber in den Briefen hinlänglich selbst gethan hat, und das Abschreiben Rec. weniger geläufig ist: so werden die wissbegierigen Leser auch in Betracht dieses Lobes lieber auf das Werk selbst verwiesen.Δ

M.

Editorial

Summary

ironisch-kritische Rezension über die Briefausgabe von Schaul; in den Briefen werden Boccherini, Clementi und Jomelli über Mozart erhoben, was Weber ankreidet und widerlegt

General Remark

unterzeichnet mit “M.” = Melos

Creation

8. Juni 1809 (laut A)

Tradition in 2 Text Sources

  • 1. Text Source: Allgemeine Musikalische Zeitung, Jg. 11, Nr. 50 (13. September 1809), col. 793–798

    Corresponding sources

    • Kaiser (Schriften), S. 161–166 (Nr. 04)
  • 2. Text Source: Draft: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Mus. ms. autogr. theor. C. M. v. Weber WFN 6 (II), Bl. 16a/r–16b/v

    Physical Description

    • 1 DBl., 4 b. S.
    • Format 33,6x20,4 cm, Kettlinien ca. 2,6–2,8 cm
    • WZ: bekröntes Wappen mit Fabelwesen auf beiden Seiten (Adler), Gegenmarke: Tulpenstrauß
    • datiert mit: d: 8t Juny 1809

    Corresponding sources

    • HellS II, S. 14–21
    • MMW III, S. 1–5

    Commentary

    • “… Sch. , lauter Youngsche Nachtgedanken”Bezieht sich auf The complaint, or night thoughts 1742–1745 (dt. Klagen oder Nachtgedanken) von dem englischen Dichter Edward Young.
    • “… sondern überall (auch in Krähwinkel?”Ortsname ohne konkreten Bezug, steht redensartlich für kleinstädtische, spießbürgerliche Beschränktheit; von Jean Paul in dessen Satire Das heimliche Klagelied der jetzigen Männer (1801) gebraucht, weite Verbreitung dann durch August von Kotzebues Lustspiel Die deutschen Kleinstädter (1802).
    • “… die Stelle in der Olympiade”L’olimpiade, dramma per musica; Libretto: Pietro Metastasio; UA 11. Februar 1761, Stuttgart, Teatro Ducale.
    • “… Quod deus bene vertat !”(lat.): was Gott zum Guten wenden möge.
    • “… als aus Gerber s Tonkünstlerlexikon”Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler in zwei Bänden (Leipzig 1790 und 1792).

    Readings

    • Text Source 1: No text present.
      Text Source 2: irgend
    • Text Source 1: bemerklich zu erreichen und wol auch
      Text Source 2: No text present.
    • Text Source 1: Das scheint in Hrn. Sch.s. Sinne, bey der Herausgabe dieser Briefe, nicht gewesen zu seyn.
      Text Source 2: Diesen Begriff scheint H: Schaul nicht gehabt zu haben indem er vorstehende Briefe dem Druk übergab.
    • Text Source 1: Hrn. Sch.s. Schreiben wird wol ein reines seyn: ein Schreiben um des Schreibens selbst willen, mag dabey herauskommen, was da will. Nur bei einigen Kapiteln leuchtet Absicht hervor; und diese werden wir bald kennen lernen. Auch um das Wie – wie geschrieben werde – scheint Hr. Sch. ziemlich unbesorgt gewesen zu seyn; und so ist denn ein Werkchen zu Stande gekommen, das eben so wenig lehrreich durch neue Ansichten oder doch originelle Darstellung der bekannten, als erfreulich durch seine Ausbildung erscheint, und eher den Unterhaltungen gleicht, womit ein ziemlich engbrüstiger, auf einen kleinen Wirkungskreis beschränkter Mann in missvergnügter Stimmung seine Kameraden regalirt, indem er über die Verderbtheit der Zeiten, über nicht genug auszeichnende Aufnahme von dem und jenem, und über ähnliche Gegenstände bequemlich sich ergiesst, und dabey doch
      Text Source 2: Er schrieb, um zu schreiben, und bekümmerte sich wenig darum ob das von ihm gesagte auch das Publikum intereßiren könne oder nicht, eine einzige neue Ansicht, kräftige Darstellung, oder belehrende tiefe Sachkenntniß, würden selbst den trocknen Styl der im Ganzen herrscht entschuldigen können, aber diese Briefe haben das engbrüstige Gepräge eines auf einen kleinen Wirkungskreis beschränkten Menschen, der nur im miß vergnügten Kaffee Tone, mit seinen Kameraden über die Verderbtheit der Zeiten, über die nicht genug auszeichnende Aufnahme in irgend einer Gesellschaft, sich ergießt, und dabei
    • Text Source 1: Anmassung
      Text Source 2: anmaßenden Richtertons
    • Text Source 1: Rec. berührt hier nur
      Text Source 2: Wir berühren hier nur flüchtig
    • Text Source 1: ist
      Text Source 2: sind eigentlich
    • Text Source 1: was schon durch sich selbst geschiehet – wie, wenn Jemand im Dunkel bewiesen hätte, es gäbe keine Sonne, und diese träte nun glänzend am Morgen hervor.
      Text Source 2: denn das hieße der Welt jezt beweisen zu wollen, daß eine Sonne existire, so sehr wiederlegt sich sein Buch selbst.
    • Text Source 1: Indem Rec. den Inhalt des Schriftchens angiebt, wird zugleich bemerkbar werden, dass man,
      Text Source 2: sondern wir suchen blos Ihm bemerkbar zu machen, daß
    • Text Source 1: über grosse Männer,
      Text Source 2: No text present.
    • Text Source 1: Kenntnis der Sache
      Text Source 2: Kenntniße
    • Text Source 1: nöthig habe, als der Hr. Verf. hier beweiset
      Text Source 2: erfoderlich seien, als der Verfasser zu besitzen scheint
    • Text Source 1: Der erste, fast schülerhaft geschriebene Brief,
      Text Source 2: Der erste Brief, deßen Styl der eines eben aus der Gramatik entlaßenen Schülers ist
    • Text Source 1: gewiss
      Text Source 2: No text present.
    • Text Source 1: (ebendas.)
      Text Source 2: No text present.
    • Text Source 1: No text present.
      Text Source 2: noch ein Werk wie dieses, und du bist ausgeschieden aus der Reihe der Componisten – denn
    • Text Source 1: hat, (S. 10),
      Text Source 2: No text present.
    • Text Source 1: (ebendas.)
      Text Source 2: No text present.
    • Text Source 1: läufst du Gefahr, von Pleyl und Bocherini verdunkelt zu stehen! Doch beruhige dich!
      Text Source 2: um die wir ihn keineswegs beneiden, wirst du bald verdunkelt unter Pleyl und Bocherini stehen.
    • Text Source 1: bloß
      Text Source 2: nur
    • Text Source 1: (S. 11.),
      Text Source 2: No text present.
    • Text Source 1: nämlich –
      Text Source 2: No text present.
    • Text Source 1: freylich
      Text Source 2: No text present.
    • Text Source 1: Ach Gott, das ist ja recht schön und gut! Wir wollen doch ja unsere Weiber und Kinder zusammensetzen, uns geigend dazu, und so desselben Effekts gewärtig seyn; er thut uns allen Noth, besonders jetzt! –
      Text Source 2: No text present.
    • Text Source 1: Cl.
      Text Source 2: er
    • Text Source 1: sehr
      Text Source 2: No text present.
    • Text Source 1: (S. 32.)
      Text Source 2: No text present.
    • Text Source 1: könne, möchte doch wol schwerlich noch irgend Jemand ohne Einschränkung zugeben
      Text Source 2: kann, können wir doch nicht ganz zugeben
    • Text Source 1: so wie auch sonst Niemand unter Cl.s Adagio, gleich Hr. Sch.,
      Text Source 2: so wie wir auch unter seinen Adagios nicht
    • Text Source 1: vielmehr jeder verschiedene etwas trocken und gleichgültig finden wird – was den andern, allerdings vortrefflichen, keinen Abbruch thun kann und soll. Es kömmt dazu und durfte bei einer solchen Würdigung nicht übergangen werden, dass Clementi, stets gewohnt ohne Accompagnement zu schreiben, offenbare Schwäche verräth, wenn er begleitende Stimmen hinzusetzt.
      Text Source 2: sondern manche auch zum schlafen, und in der Gewohnheit beinah alles ohne Accomp. zu schreiben, nur seine Schwäche in begleitenden Stimmen, gesehen haben, welches an allen Sonaten mit Acc: von ihm auffallend zu bemerken ist
    • Text Source 1: einen wahrhaft grossen und vielverdienten Meister
      Text Source 2: eine wirklich übrigens Klassische Klavir Comp:
    • Text Source 1: andere erniedrigen
      Text Source 2: in den Staub treten
    • Text Source 1: zu solchen Erklärungen
      Text Source 2: manche Erklärung ab
    • Text Source 1: krönen das Werk. Da
      Text Source 2: sind die Krone des Werkes, und nun
    • Text Source 1: No text present.
      Text Source 2: unsern
    • Text Source 1: man
      Text Source 2: wir
    • Text Source 1: vertheidigen wollte
      Text Source 2: zu vertheidigen wagen wollten
    • Text Source 1: sey
      Text Source 2: war
    • Text Source 1: ein Aehnliches
      Text Source 2: dieß ein
    • Text Source 1: Aber freylich lässt Jomelli sich nicht zu Schulden kommen, was, nach Hrn. Sch., (S. 50.), Mozart! Dessen
      Text Source 2: aber wenn ein Mann wie H: Sch: behauptet Mozarts
    • Text Source 1: ist oft
      Text Source 2: sey
    • Text Source 1: äusserst
      Text Source 2: No text present.
    • Text Source 1: Finalen sind
      Text Source 2: Finales
    • Text Source 1: sündigt
      Text Source 2: sündige
    • Text Source 1: Es ist ein Bischen viel behauptet, in der That! aber – man hat Beweise! So ist es vernunftwidrig,
      Text Source 2: Was läßt sich dagegen sagen?
    • Text Source 1: Genien
      Text Source 2: Knaben
    • Text Source 1: . –
      Text Source 2: , rechnet ihm H: Sch: als Vernunftswidrig an.
    • Text Source 1: Die Leute bilden sich zwar ein zu wissen, dass Mozart diese Genien gar nicht als Schulknaben angesehen haben wolle, sondern als bedeutende, eng in das Ganze verflochtene Personen, die eben darum auch im Styl und in der Haltung des Ganzen behandelt werden, bey der Ausführung aber nicht durch Chorschülerchen, sondern durch Frauenzimmer dargestellt werden müssten – wie dies noch heute in Wien und Prag geschieht: aber was hilft das alles? und was hilft es auch, dass so viele Tausende eben an diesem Finale, wo es gehörig gegeben worden, so reichen, überaus schönen Genuss gehabt haben – wenn die Sache nun ein – für allemal vernunftwidrig ist?
      Text Source 2: Die Knaben betrachtete Mozart als so gut zum Ganzen gehörige in ihrer Art vollkommene Theile wie die Pamina und Tamino als Genien die von Frauenzimmern dargestellt wurden wie es noch heute in Wien und Prag geschieht, und H: Schaul wird doch unter solchen Knaben keine Schulknaben verstanden haben? und selbst solche könnten ihn aus der vortrefflichen ThomasSchule in Leipzig beschämen.
    • Text Source 1: Hr. Sch. führt dem unbesonnenen Mozart ernsthaft genug zu Gemüthe, so zu schreiben, dass es nicht nur da und dort, sondern überall (auch in Krähwinkel?) auszuführen sey; und wenn sich nun noch Jemand nach diesem ausschweifenden Musiker bildet, so ist’s Hrn. Sch.s Schuld nicht. Uns befremdet nur Eins bey der Sache, dass nämlich Hr. Sch. selbst, S. 79.
      Text Source 2: Er verlangt daß Mozart bedenken sollte, nicht für einen Ort allein, – sondern so, daß es überall ausführbar – zu schreiben, bemerkt aber pag: 79
    • Text Source 1: bemerkt,
      Text Source 2: No text present.
    • Text Source 1: No text present.
      Text Source 2: in Clemenza di Tito behauptet H: Schaul, daß Sextus, sein Qual Titus in einem Rondo vortrage, – wenn es ein Rondo von Pleyel oder Clementi wäre, möchte es allerdings eine lächerliche Wirkung geben, aber man höre die herzliche innige Arie, deren göttlicher Ausdruk besonders bey den Stellen pur saresti men severo se vedessi questo cor nicht schöner gedacht und gefühlt seyn kann und wie sehr wird die niedre Kritik erlahmen, verstummen – Das Sextett in Es Dur in Don Juan wo Leporellos Betrug entdekt wird, soll nach H: Sch: nicht tragisch, sondern im Halb Charakter geschrieben seyn. – Keineswegs, denn sind nicht alle dabey Anwesende in der ernsthaftesten Stimmung? und auch ernste Charaktere? bis auf den Leporello, der so lange er den Don Juan repräsentirt nicht Leporello seyn darf, es aber augenbliklich in der Musik höchst vortrefflich Charakterisirt wird, als er sich entdekt, und die Worte – Perdon, per dono Signori miei quello io non sono: sbaglia costei viver lasciatemi per carità. – mit der wirklich komischen lächerlichen Traurigkeit der Begleitung – singt?
    • Text Source 1: Mehreres in dieser Art sehe man bey Hrn. Sch. selbst nach, wo sich endlich auch die allgemeine Bemerkung findet, Mozart sey in den Arien überhaupt nicht glücklich gewesen. Hr. Sch.
      Text Source 2: Daß Mozart in den Arien nicht glüklich gewesen, scheint auch H: Sch: zuerst zu bemerken, er
    • Text Source 1: aber im Recitativ. Es ist gewiss, dass Jomelli ein geistreicher, feuriger, hochstrebender Künstler war; gewiss ist aber auch, dass er zugleich nicht selten von einem unbegreiflich kleinlichem, der Kunst unwürdigem Geiste des Malens und Auspünktelns einzelner Momente zum grossen Nachtheil des Ganzen, besessen war. Man vergleiche z. B. nur die Stelle
      Text Source 2: in Recit: Jomelli war groß in vieler Hinsicht wurde aber auch von einem unbegreiflichen kleinlichen der Kunst unwürdigen Malerey Geist beseßen wie die Stellen
    • Text Source 1: und bemerke, was er dem leidigen Worte passo zu Liebe, für Fortschreitungen anbringt!
      Text Source 2: bezeugt wo er dem Worte passo zulieb eine enharmonische erzwungene Fortschreitung anbrachte.
    • Text Source 1: Sein Recitativ ist gemeiniglich schön, charakteristisch und ausdrucksvoll: aber wo hat er schöner recitiert, als z. B. Mozart in der Scene des
      Text Source 2: und wo hätte denn Jom: schönere Recit: als das Recit: vom
    • Text Source 1: oder im
      Text Source 2: das
    • Text Source 1: im 1sten Akt des D. Juan, u. dgl. mehr? Und
      Text Source 2: im Don Juan, erster Akt pp:
    • Text Source 1: genannt, und behauptet wird, im Titus leuchteten nur einige Genie-Blitze hervor, welche
      Text Source 2: und im Titus nur einige Genie Blize hervorleuchten die
    • Text Source 1: (S. 59.) wenn (S. 81.) von den Ouvertüren Mozarts gesagt wird, sie wären nie im Stande die Wirkungen hervorzubringen, wie die von Jomelli, die (S. 79–80.) man nur eigentlich Ouvertüren nennen könne, deren Styl nicht nur geschickt, sondern nothwendig sey, um das dumpfe Getöss der Zuhörer zu stillen (?!) –: dann möchte es wol mancher Leser für Scherz oder Satyre halten, und Hrn. S. seinen Ausruf, S. 63., zurückgeben:
      Text Source 2: wenn die Ouvertüren Mozarts nie die Wirkung hervorbringen werden wie die von Jomelli, die man nur eigentlich Overture nennen kann, deren Styl nicht nur geschikt, sondern nothwendig ist um das dumpfe Getös der Zuhörer zu stillen. – – – ?? so möchten wir auch mit H: Schaul einzig ausrufen:
    • Text Source 1: – Doch hiervon nur noch das Wort! Hr. Sch. sagt, S. 19., der Wahlspruch wahrer Kritiker sey:
      Text Source 2: wenn sie es würdig wären würden wir uns ärgern so aber können wir blos sie bemitleiden, und auf Sie selbst das anwenden was sie von den wahren Kritikern /:für deren einen Sie sich gewiß halten:/ ald deren Wahlspruch anführen,
    • Text Source 1: Nun wird sich Hr. Sch. doch für keinen falschen, sondern eben für einen wahren Kritiker geben wollen; und so dürfen wir denn allen Kennern und Freunden der Tonkunst in Deutschland die frohe Aussicht eröffnen, durch Hrn. Sch. einen besseren D. Juan, eine bessere Zauberflöte, einen besseren Titus etc. zu erhalten. Quod deus bene vertat!
      Text Source 2: und nun sehen wir und mit uns ganz Deutschland erwartungsvoll auf Sie, und hoffen ein beßern Don Juan pp: zu hören.
    • Text Source 1: um die Leser auf das Werkchen und seinen Inhalt aufmerksam zu machen! Rec. will nur noch kürzlich
      Text Source 2: und übergenug, um der Welt einen Begriff dieses Werkes zu geben, wir haben nur noch Ursache
    • Text Source 1: No text present.
      Text Source 2: zu
    • Text Source 1: die
      Text Source 2: der
    • Text Source 1: Wunderbar trifft sichs aber, dass die Notizen in dem Buche selbst
      Text Source 2: um so mehr mußte uns das sonderbare Zusammentreffen in Verwundrung sezen, welches bey den in dem Buch enthaltenen Notizen
    • Text Source 1: No text present.
      Text Source 2: Majo
    • Text Source 1: ebenfalls buchstäblich in
      Text Source 2: buchstäblich mit
    • Text Source 1: zu lesen sind
      Text Source 2: Statt findet
    • Text Source 1: solche Meister
      Text Source 2: No text present.
    • Text Source 1: stimmt ihm Rec.
      Text Source 2: stimmen wir ihm
    • Text Source 1: jenes Lexikons
      Text Source 2: des G: L:
    • Text Source 1: kann sich aber doch nicht enthalten,
      Text Source 2: läßt sich aber doch belieben
    • Text Source 1: Gern wollte Rec. nach so manchem Tadel Hrn. Sch. nun auch loben; da derselbe dies aber in den Briefen hinlänglich selbst gethan hat, und das Abschreiben Rec. weniger geläufig ist: so werden die wissbegierigen Leser auch in Betracht dieses Lobes lieber auf das Werk selbst verwiesen.
      Text Source 2: Da endlich H: Sch: sich selbst so fleißig in seinen Briefen gelobt hat, sind wir überhoben es zu thun, verweisen jeden wißbegierigen Leser darauf und hiemit in Mozarts Nahmen Amen.

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