Caroline von Weber an Friedrich Wilhelm Jähns in Berlin
Dresden, Montag, 14. Mai 1838

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Sehen Sie, mein lieber Jähns, wenn ich den Namen Schlesinger sehe, und noch Etwas von der Verkaufs Angelegenheit* lesen muss, so bekome ich sicher noch die Cholera, oder ich sterbe an einen verdorbenen Magen. Bitte, bitte um Gottes Willen! schreibt mir was ihr wollt, nur nichts mehr von der Sache, ich zittere sonst wenn ich Eure, mir so lieben Briefe sehe. Ich habe Herrn Rotter, welcher nach Leipzig reisste, gebeten mit Schlesinger alles abzumachen, und das Geld einzukassieren, damit nur einmal ein Ende wird. Ich habe ihn ein paar Worte geschrieben, die aber gar kein freundlich Gesicht machen, und denen er es anmerken kann dass mich seine Unverschämtheit sehr ärgert. Nun, mit meinen Willen bekömt der Jude keine Note von der neuen Oper zu sehen. Hoffendlich lieber Jähns haben Sie bereits die Zeichenmaschine erhalten? mit der Section Dresdens geht es aber nicht, die bekömt man auch hier nicht einzeln.

Max wird eine Reise ins Riesengebirge machen und jammert schon sehr dass Sie erst im August komen, wo er fort muss. Alex und die Mutter aber werden wohl in Dresden bleiben müssen um zu sparen denn die Ausgaben für die Kinder steigen mit jedem Jahre. Zuweilen wird mir Angst und bange dabey. Ja lieben Kinder, damit Ihr wisst, welche Freuden Euch in 8 bis 10 Jahren erwarten, lasst Euch einmal von Mutter Weber sagen, dass sie jetzt alle Monat 32 Thaler Stundengeld zu bezahlen hat —. dazu kommen noch kleine Ausgaben für, Röcke, Stiefel, Hosen; für Bücher Papiere pp kurz meine lieben, spaart nur immer frisch drauf los, der kleine Max, wird es so gut brauchen, wie meiner grosser und Ihr werdet Euch, wie Mutter Weber, recht oft hinter den Ohren kratzen über den theuren Sohn. Für Euer freundliches Erbieten den Max zu beherbergen, sage ich Euch meinen innigen Dank. Aber es ist ganz gegen meine Grundsätze bey Freunden zu wohnen, noch meine Kinder bey ihnen wohnen zu lassen, und komen wir ja einmal nach Berlin, so müsst Ihr mir hierin meinen Willen lassen.

Ein Logie von 2 Zimmer mit Möbel hätte ich wohl in unserer Nähe gefunden*, aber es kostet den Monat 10 Thl. ohne Betten, und jedes Bett 1 Thaler 8 gℓ.

Aber meine gute Ida was hättest Du davon mit den lieben Jungen 4 Wochen in der garstigen Stadt zu stecken? Das Vergnügen hättest Du ja in Berlin billiger. In Blasewitz habe ich auch ein Logie mit Möbel besehen, was gar lieb und freundlich ist, und auch nur 20 Thaler kostet; bey welchen ein grosser schöner Garten ist, und ein Balcon, so gross wie meine Stube. Freilich will der Besitzer nicht recht daran es nur auf einen Monat zu vermiethen, und er behält sich vor, erst Ende Juni sich bestimmt zu erklären. Dazu meine Ida würde ich Dir unbedingt rathen, denn Blasewitz ist nicht weit von der Stadt, im Nothfall ist ein Arzt schnell geholt, und in dem Hause findest Du alle Bequemlichkeit. Der Wirth ist zwar Wittwer, aber seine Wirthschaft ist in Besten Stande, und er ist die Güte selbst. Nach unsern alten Blasewitz könnte ich auch recht oft hinauskomen, denn der Weg ist ein Spass. Villeicht habe ich dir auch das Haus in Loschwitz aus einmal gezeigt, erinnerst Du Dich nicht? es gehörte ehmals der Frau Dr. Schneider? Es sind 3 Zimmer mit schönen Möbeln, Küche und Vorrathskammer, ein grosser Gartensaal, und der Balcon von dem man die schönste Aussicht hat. Das Essen könntest Du aus dem Gasthof holen lassen und Milch für den Max liefert die Kuh des Besitzers. Betten, freilich müssten wir in der Stadt miethen, doch im Sommer braucht man ja nicht viel —. Uiberlege Dir es meine Ida, Du hast Zeit hierzu bis Ende Juni, dann melde ich Dir ob der gute Mann hat auf den ganzen Sommer vermiethen können und ist das nicht, dann gebe ich mich auch der Hoffnung hin, Dich diesen Sommer zu sehen.

Ob wohl Lichtenstein auch Wort hält und mit der Familie hieher kömmt? habt Ihr nichts gehört? Sein Sie doch so gut lieber Jähns und schicken Sie mir die Rechnung für die Copiation der Noten*, damit ich meine Schulden bezahlen kann.

Nun lebt aber wohl für Heute meine lieben Kinder. Ihnen lieber Jähns, danke ich herzlich für die viele Mühe die Sie gehabt haben, und ich verspreche Ihn[en], Sie solle[n] für uns mit F kein Geschäft wieder machen.

Es umarmt Euch Alle EureK. v. Weber.

Apparat

Zusammenfassung

kann den Namen Schlesinger nicht mehr hören, hat Rotter gebeten, die finanzielle Seite mit ihm zu erledigen; von der neuen Oper soll er keine Note sehen; bittet J. die Rechnung für die Copiatur zu senden; private Mitteilungen

Incipit

Sehen Sie, mein lieber Jähns, wenn ich den Namen

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Frank Ziegler, Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Signatur: Mscr. Dresd. App. 2097, 39

    Quellenbeschreibung

    • masch. Übertragung nach dem verschollenen Original (Nr. 39 des Konvoluts)
    • 4 S.
    • am Kopf der Emfangsvermerk: „den 14. März [sic!] 1838.“

Textkonstitution

  • „… bitte um Gottes Willen !“dreifach unterstrichen

Einzelstellenerläuterung

  • „… Etwas von der Verkaufs Angelegenheit“Bezüglich der geplanten Herausgabe ungedruckter Werke Webers vgl. den Kommentar zum Brief vom Januar 1838.
  • „… wohl in unserer Nähe gefunden“Im Dresdner Adress-Kalender für 1838 (S. 262) ist Caroline von Weber unter „kl. Schießg. 665“ nachgewiesen. Der Besitzer der nahe gelegenen Wohnung ist im folgenden Brief vom 6. Juni 1838 als ein Herr „Baurich“ genannt, vgl. den Kommentar dort.
  • „… für die Copiation der Noten“Ausgaben für die Anfertigung von Kopien der Entwürfe Webers zu den Pintos in Partiturform zum Ausfüllen der „Lücken“.

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