Giacomo Meyerbeer an Minna Meyerbeer in Baden-Baden
Berlin, Samstag, 2. Mai 1840

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Theures angebethetes Weib!

Ich war ein paar Tage durch Diarröhe unwohl, und habe so lange nichts für meine Geschäfte thun können. Sehr gern bin ich bereit Turkheim* zu beordern das Geld der Becker in Verwahrung zu nehmen. Lasse Dir nur umgehend den Schein von ihr geben, und außerdem auch noch einen Brief an ihren Schwager worin sie ihm schreibt ihre Sachen dem Überbringer des Briefes zu geben, und schick es mir umgehend. Ich werde dann meinerseits der Becker einen Schein über ihr Geld von Türkheim ausstellen lassen aber erst wenn es abgeliefert ist.

Eben so gern will ich veranlassen daß Turkheim dem jungen Pazig 10 rh auszahlt u lege Dir auf der andern Seite eine Anweisung für Turkheim bei welche Marie nur ihrem Bruder zu schicken braucht | wenn sie ihm schreibt. Mit Blanca’s englischem Brief bin ich nicht zufrieden wie auch mit dem frühern französischen. Aber Onkel Wilhelm und seine Kinder haben ihn zu lesen bekommen, und finden ihn alle recht gut. Küsse sie herzlich von mir, und ich hoffe sie wird mich bei der Rückkehr durch tüchtige Fortschritte überraschen. Dafür besorge ich auch eine ausgezeichnete Überraschung zum Geburtstag. - . Daß die Wittwe von Carl Maria von Weber hier ist weißt Du schon. Ich habe ihr gesagt daß ich den ganzen Winter krank war und nicht arbeiten konnte, daß ich auf Stieglitz* Befehl bis zum September nicht arbeiten dürfte und dann noch einen Akt meiner großen Oper zu vollenden habe: also erst künftigen Winter beginnen könne für die Webersche Oper zu arbeiten. Sie hat das mit der größten Liebe aufgenommen, und gesagt daß sie sich gar nichts draus mache länger zu warten, ihr einziger Wunsch ist nur, daß | ich nicht drauf bestehe es zuerst in Deutschland zu geben. Sie wünscht sehnlich daß es Paris sei. Die Nonne * war so gütig uns zwei wunderhübsche Plateaux wie du sie wünschest zu schenken. Franz wird sie mitbringen. Außerdem Ihre freundliche Zuschrift ist sie auch bereit die 2 Dutzend Deßert Teller die Du wünschest für mich einzukaufen. Allein Franz faselt soviel wie Du sie willst, und wie sie nicht sein sollen, daß ich Dich bitte mir umgehend zu schreiben in welcher Form Du sie willst. Franz sagt nämlich klein (so sind sie hier Mode) müssen sie nicht sein. - .

Meine französische Zeitungen sendest Du mir äußerst unregelmäßig. Ich erhalte sie nie 2 Tage de suite. Das ist wirklich sehr Unrecht, Du weißt wie nöthig ich habe zu wißen was in theatralischer Beziehung in Paris vorgeht. - . Neues habe ich Dir von hier wenig zu melden. Adam ist hier und hat eine kleine Opern ballet (die Hamadryaden) | die mit vielem Pompe in die Scene gesetzt ist, aber keine große musikalische Bedeutung hat. - .*

Wie kommt es meine geliebte Lilie daß Du mir so gar nichts über den jetzigen Zustand Deiner Gesundheit schreibst? Du weißt daß dieses meinem Herzen die wichtigste Nachricht ist. Hier ist das Wetter trocken, klar, furchtbar windig und kalt. Wenn es in Baden eben so ist, so fürchte ich, es wird ungünstig auf Deine Brust influiren.

Lebe wohl theure Geliebte in die ich mehr als jemals verliebt bin. Ich sehne mich unbeschreiblich nach Deiner himmlischen Umarmung. Hast Du denn Platz gefunden bei Herbst unsre beide Betten in einer Stube zu bringen? Tausend Küße Dir Blanca und Caecilie von Deinemewig verliebten Mohren

Apparat

Zusammenfassung

er habe der hier anwesenden Caroline gesagt, dass er den ganzen Winter krank gewesen sei und nicht arbeiten konnte, außerdem seine große Oper bearbeite, sodass er erst im Winter mit den Pintos beginnen könne, sie habe das mit Liebe aufgenommen

Incipit

Ich war ein paar Tage durch Diarröhe unwohl

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: N. Mus. Nachl. 97, H/102

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (4 b. S. o. Adr.)

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Becker (Meyerbeer), Bd. 3, S. 256 (Auszug)

Textkonstitution

  • „Ihre freundliche Zuschrift“durchgestrichen

Einzelstellenerläuterung

  • „… gern bin ich bereit Turkheim“Möglicherweise Moses Türkheim, Buchhalter in Berlin (Landsbergerstraße 68), Sohn des Kaufmanns Salom Türkheim aus Brieg.
  • „… konnte, daß ich auf Stieglitz“Johann Stieglitz (1767–1840) Arzt Meyerbeers.
  • „… es Paris sei. Die Nonne“Folgen drei unleserliche gestrichene Wörter.
  • „… musikalische Bedeutung hat. - .“Die Hamadryaden, choreographisch-musikalisches Intermezzo von Adolphe Charles Adam (1803–1856), Choreographie von de Colombey und Paolo Taglioni, uraufgeführt am 28. April 1840 in Berlin.

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