Carl Maria von Weber an Ambrosius Kühnel in Leipzig
Gotha, Mittwoch, 23. September 1812

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S. Wohlgebohren

Herrn Kühnel

berühmten MusikVerleger

zu

Leipzig.

Nebst einem Paket

Musikalien in Wachslein-

wand unter gleicher

Adresse.

Bester Freund!

Hiebey habe ich die Ehre Ihnen unsrer Verabredung* gemäß die Overture aus D moll, das Concertino, und die Variationen zu überschikken. daß Sie ihnen ein schönes Gewand geben möchten, ist eine überflüßige Bitte bey Ihren Geschmakvollen VerlagsArtikeln. die Variationen bitte ich ja recht bald vorzunehmen, weil ich meiner lieben Schülerin der Fr: von WiebekingT in München, eine kleine Ueberraschung damit zu machen gedenke.      Mein Aufenthalt hier ist so ruhig und Zerstreuungslos als es für einen Componisten der 7 Monate in Berlin von einem Gesellschafts Strudel in den andern stürzte, — sehr heilsam und nothwendig ist. ich arbeite fleißig und mit Lust.      der Herzog hat sehr viele Gnade für mich und ist der einzige der mir manchen Abend wegnimmt. der Prinz Friedrich in deßen Palais ich wohne ist noch nicht aus Spa zurük, wird aber in 8 Tagen erwartet. H: Cantor Schade giebt in 8 oder 10 Tagen zwey große Concerte*, in denen Spohr, Hermstedt, und Ihr Diener, spielen. außerdem wird die Glokke von Romberg und Schichts 84ter Psalm gegeben. auf lezteren freue ich mich, und will wo möglich zu deßen guter Execution beytragen so viel ich kann.      die Glokke hat mir schon so oft geläutet daß ich es herzlich satt habe.

     Ich habe nun alle meine Neuigkeiten erschöpft, und halte mich zum alten, das heißt ich nenne mich mit Liebe und Achtung Ihren herzlichen Freund
C. MvWeber.

Sollten Sie an den Titels etwas zu ändern für gut finden, so bleibt Ihnen das von Herzen gern überlaßen. H: Hofrath Rochliz 1000 Grüße. und allen Bekannten.

Ich sehe so eben daß besonders das Thema der Var: schlecht geschrieben ist. ich hoffe doch daß ihr Stecher daraus klug werden wird. ich habe es so eingerichtet daß man es singen oder spielen kann.

Apparat

Zusammenfassung

Begleitbrief zu einer Sendung von Kompositionen: Geister-Ouverture, Concertino u. Méhul-Variationen; berichtet über Aufenthalt in Gotha

Incipit

Hiebey habe ich die Ehre, Ihnen unsrer Verabredung gemäß

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: In Privatbesitz

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • Siegeleinriss
    • mit Eingangsvermerk Kühnels vom 26. September
    • auf der Briefseite oben von F. W. Jähns als „N. 6!“ gezählt

    Provenienz

    • Swann Auction Galleries, Sale 2394 (22. Oktober 2015), Lot 307, online inkl. Faksimile
    • Felzmann, Ulrich, Verst. 24./25. Januar 1997, Nr. 21115, mit Faksimile (Bl. 1v: Text)
    • lt. Liste von Kaiser (vor 1918) noch in Verlagsbesitz Peters

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Kopie: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
      Signatur: Weberiana Cl. II B, 1. b., Nr. 6, S. 57

      Quellenbeschreibung

      • Kopie von F. W. Jähns nach Original
    • Hirschberg77, S. 19–20 (Nr. 21)

Textkonstitution

  • g„ch“ überschrieben mit „g
  • „… Ihr Diener , spielen. außerdem“folgt unleserlicher gestrichener Buchstabe (evtl. h)
  • „… “diese Nachschrift am rechten oberen Rand quer zur Schriftrichtung notiert:

Einzelstellenerläuterung

  • „… die Ehre Ihnen unsrer Verabredung“Vgl. Webers Tagebuchnotizen vom 4. September 1812.
  • „… 10 Tagen zwey große Concerte“Zu den Konzerten am 29. und 30. September in der Gothaer Margarethenkirche vgl. Webers Bericht für das Journal des Luxus und der Moden vom November 1812.

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