Karl Theodor Winkler an Giacomo Meyerbeer in Berlin
Dresden, Mittwoch, 27. Mai 1846

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Sr. Hochwohlgebℓ.

Herrn GeneralMusickDirector

Giacomo Meyerbeer

Inhaber mehr: Hoh. Orden.

Berlin.

Mein verehrter Freund!

Freilich konnten Sie keinen liebenswürdigern Stellvertreter uns zusenden, als Ihre trefliche Gattin! Ich bin hocherfreut gewesen endlich die persönliche Bekanntschaft dieser ausgezeichneten Dame zu machen, und ich muß Ihnen bekennen, daß Sie von dato an einen gewaltigen Nebenbuhler an mir besitzen. Geist, Herz und aeußre Anmuth sind hier in dem edelsten Vereine und ich kann mir es nun wohl denken, wie Sie sich so herzlich in Ihrem Familienkreise am glücklichsten fühlen können!

Mit Vergnügen habe ich nun die neuen Verhandlungen in der Weberschen Angelegenheit übernommen und in Anleitung Ihres Briefs mit Frau v. Weber gesprochen. Es verstand sich von selbst, daß sie im Interesse der Kunst, wie in ihrem eignen, Ihnen den Termin der Vollendung der gemeinschaftlichen Oper bis zu Ostern 1848. verlängert, und dann um so mehr auf die Lösung dieser Aufgabe rechnet, je treuer Sie das Gedächtnis Ihres verewigten Freundes bewahrt haben. Da nun auch durch Ausstattung der Schwiegertochter und sonstige Verhältnisse ihre pekuniäre Lage jezt etwas beschränkt ist, so erlaubt sie sich auch das Anerbieten der 300. R. gleichsam als Zinsen für den verlängerten Lieferungstermin anzunehmen, und ich bin überzeugt, daß Sie sich selbst dadurch erleichtert finden werden.

Ihre vortrefliche Gattin ist zwar etwas von der Eisenbahnreise angegriffen, hat mir aber doch nicht ganz die Hofnung geraubt, sie heut auf 2. Stündchen des Nachmittags auf unsrer Villa zu sehen, da [ich] gern auch meiner Jenny, die Sie herzlich grüßt, die Freude und das Glück dieser Bekanntschaft gönnte. Fräulein Cecilie war aber bei meinen Besuchen im Hôtel de France nicht sichtbar.Mit der treuesten Freundschaft und Verehrung
Ihr KarlWinkler.

Apparat

Zusammenfassung

hat mit Vergnügen die Verhandlungen in der Weberschen Angelegenheit übernommen; selbstverständlich werde der Termin bis Ostern 1848 verlängert; Frau von Weber nimmt auch die 300 Taler gleichsam als Zinsen an; über den Besuch von Meyerbeers Gattin

Incipit

Freilich konnten Sie keinen liebenswürdigern Stellvertreter uns zusenden

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: N. Mus. Nachl. 97, K/102

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl (2 b. S. einschl. Adr.)
    • Siegelspur
    • PSt: DRESDEN | 27 May: 46.
    • am linken Rand der Adressenseite Notiz in umgekehrter Schriftrichtung von Meyerbeers Hand: „Warum d 30t April (Minnas Geburtstag) | Winkler mit seiner Hand abschreiben | und selbst unterschreiben | wegen Übersetzung des Propheten. | Brief von Max Weber | ihm das Buch schicken“

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Becker (Meyerbeer), Bd. 4, S. 68

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