Bericht über die Feierlichkeiten des Königs im September (Teil 1 von 2)

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Feierlichkeiten beim Jubelfeste des Königs von Sachsen.

Dresden, den 24. Septbr. 1818.

Unvergeßlich und jedem fühlenden Herzen tief eingegraben, werden die hohen Tage seyn, die wir in der nächst vergangenen Zeit verlebten. Nur eine kurze Erinnerung davon sey uns hier so Lust als Pflicht, nur Züge zu einem größern Gemälde können wir hier entwerfen, wir haben besondre ausführlichere Beschreibungen der Festlichkeit, und Sammlung der dabei erschienenen, meist sehr gelungenen Gedichte und Reden, zu erwarten, denen wir mit Vergnügen entgegen sehn, und sie, so wie sie erscheinen, anzuzeigen nicht unterlassen werden.

Am 15ten September hatten sich bereits die Officiere der hier garnisonirenden Regimenter in dem, mit grünen Tannengewinden zu einer Halle geschmückten, Saale des Linke’schen Bades, um die Bildsäule des Königs, zu einem festlichen Mahle versammelt, wo Gesundheiten und mannigfache Lieder für diese Jubelfeier ertönten. Auch im Saale der Gesellschaft zur Harmonie waren mehr als 200 Gäste aus den Civilständen zu gleichem Zwecke vereint, mit gleichen Gesängen in deutscher und italienischer Sprache den festlichen Tag begrüßend. Des Abends leuchteten auch schon von mehrern benachbarten Bergen Feuerflammen empor, die sich mit Einbruch der Nacht während dieser ganzen, festlichen Tage bald hier bald da auf den Höhen zeigten.

In dem reizenden Sommeraufenthalte des Königs, hatten sich mehrere der vornehmern Hofbeamten zu einer ländlichen Feier vereinigt. In dem neuerbauten, mit einem grünenden Vorplatze versehenen, Wohnhause des Königlichen Kammerdiener Schmiedl, erhob sich auf vier schlanken Säulen ein reich beleuchteter Tempel, worin sich die bekränzte Büste des Allverehrten befand, und schimmerte festlich durch die wunderschöne, vom Monde nur mäßig erhellte Nacht. Doch was dieß kleine Fest über Alles verherrlichte, war das huldvolle Erscheinen mehrerer, eben so durch erhabene Geburt, als angestammte Milde ausgezeichneter Hohen, die auch in das von Fr. Kind zu dieser Nachtfeier in Pillnitzer Flur, nach der Melodie: God save the King etc., gedichtete Lied freudig mit einstimmten. Unter hierdurch verdoppelter tiefer Rührung verklangen die letzten Strophen:

Schall’ laut, o Jubelklang,Daß Tahl und HügelhangUnd Flur erwacht! – Trag’, Luft, die Töne hin – Trag’ Seiner Treuen SinnIhm und der KöniginHin durch die Nacht! ¦ Und naht der Schlummer mild,Zeig’ Seiner Thaten BildIhm, holder Traum!Laß Ihn die Jahre seh’n,die All’ Ihm noch erfleh’n – Ihn freudig grünend seb’nDen Sachsenbaum!

Hierauf ward von dem Verf. des Gedichts, im Auftrage der Vereinigten, erst dem Königlichen Jubelgreise, dann dem ganzen Königlichen Hause, ein: Heil Ihm! ausgebracht, und sowohl von den sämmtlichen Anwesenden, (in so weit das Letztere nicht Ihnen Selbst gewidmet war) als den unterhalb des Vorplatzes in großer Menge versammelten Landleuten, dreimal freudig wiederholt.

Am 16. war ebenfalls wieder eine große Anzahl von feiernden Theilnehmern an dieser Jubelfreude, im Saale des Linkeschen Bades, bei dem Hoch der Wünsche versammelt, so wie am Freitage, den 18. gleiche Vaterlandsfreunde, im Saale des blauen Sternes, sich bei begeisternden Gesängen zu gleichem Zwecke vereinten. Die an diesem letztern Tage statt gefundene, höchst interessante Feierlichkeit und Aufrichtung eines Obelisken von Granit auf dem Keulenberge, nunmehr Augustusberge, bei Königsbrück, darf hier nur erwähnt werden, und wir sehen ebenfalls einer Sammlung der dabei erschienenen Gedichte, so wie einem Abruck der Rede des Hofrath Böttiger entgegen.

Am Sonnabende, den 19. Sept., trat nun die Vorfeier der öffentlichen Festlichkeiten ein. Der geliebte König und seine theure Familie fuhr unter lautem Zujauchzen der zahlreich versammelten Menge von seinem Lustschlosse Nachmittags in die Stadt, durch die vor dem Landhause auf der Pirnaischen Gasse durch Veranstaltung der Stände errichtete Ehrenpforte, wo ihn diese, so wie das Obersteuer-Collegium, ehrfurchtsvoll begrüßten. Dann strömten Tausende in die herrliche, von unten bis in die oberste Kuppel im Innern, einfach aber mit reinem Geschmack erleuchtete, Frauenkirche, in welche auch um sechs Uhr, der Oheim des Königs, die Königlichen Brüder und Neffen, und die andern hier zur Feier dieses Festes anwesenden fürstlichen Personen, traten. Es ward nunmehr eine von Fr. Kuhn im hohen Styl gedichtete und von dem Kantor Uber an der hiesigen Schule zum heil. Kreuz, mit einfacher Innigkeit in Musik gesetzte Cantate, von einem zahlreichen Musikchore aufgeführt, und mit tifer Rührung angehört. Die Solo-Parthieen trugen Dem. Benelli, so wie die Herren Bergmann und Toussaint vor, den Chor unterstützten die Mitglieder der Sing-Akademie des Herrn Musik-Director Weinlig.

(Der Beschluß folgt.)

Apparat

Zusammenfassung

Bericht über die Feierlichkeiten des Königs im September (Teil 1 von 2), der zweite Teil folgt in der nächsten Ausgabe.

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Albrecht, Christoph; Fukerider, Andreas

Überlieferung

  • Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 2, Nr. 233 (30. September 1818), Bl. 2v

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